Fassade des Schloss Rheydt bei Bauarbeiten Fassade des Schloss Rheydt bei Bauarbeiten
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Links sieht man ein noch unbearbeitetes Stück Fassade, rechts zeigt sich nach Entfernen des alten Farbauftrags das bereits ausgebesserte Ziegelmauerwerk.
06.08.2024
Aktuelles

Baustelle am Schloss Rheydt mit Fortschritten und Herausforderungen

An der Vorburg schreiten die Arbeiten der Fassadensanierung voran. Dabei offenbart sich auch Sanierungsbedarf am Dachstuhl. Im Außenbereich wurde ebenfalls gearbeitet.

"Wenn die Bauarbeiter Steine schneiden, ist es natürlich ganz schön laut", sagt Dr. Karlheinz Wiegmann. Über die Dach- und Fassadensanierung an der Vorburg "seines" Schlosses freut sich der Leiter vom Museum Schloss Rheydt dennoch gehörig. Im März dieses Jahres starteten die Arbeiten an der Fassade der Vorburg, zu denen auch eine neue Dacheindeckung gehört. Seit Juli steht fest, dass darüber hinaus eine Sanierung des Dachstuhls erforderlich ist. Auch im Außenbereich wird und wurde gearbeitet und neu begrünt.

Die erste Herausforderung für das Projekt begann gleich mit dem Gerüstaufbau. Schließlich soll im ersten Bauabschnitt die Südost-Seite der Fassade saniert werden, die zum Wassergraben hin gelegen ist. "Wir konnten das Gerüst nicht in der Gräfte aufstellen. Deswegen haben wir die die untere Fensterreihe genutzt, um die Konstruktion an der Gebäudeinnenseite zu befestigen", erklärt Maike Scholz, die beim Architekturbüro Hahn Helten zusammen mit ihrer Kollegin Jutta Pieper an der Sanierung arbeitet. Darüber hinaus musste der Wassergraben unterhalb des Gerüst stellenweise trockengelegt werden. Dazu wurde die Gräfte mit sogenannten Hydrobaffles in Kammern unterteilt und entwässert. Diese mobilen Dämme kommen normalerweise vor allem im Hochwasserschutz zum Einsatz.

Ausbessern und austauschen – im Einklang mit dem Denkmalschutz
"Als erstes mussten wir den alten Farbauftrag von der Fassade entfernen. Das haben wir mit einem besonders schonenden Strahlverfahren gemacht", erklärt Birgit Reichert, Projektleiterin beim Gebäudemanagement Mönchengladbach (gmmg). Damit keine Farbpartikel im Graben oder den Grünflächen landen, wurden Auffangwannen installiert und das Gerüst von außen mit einer Plane eingehüllt. Nachdem das Ziegelmauerwerk freigelegt war, konnten die Ausbesserungsarbeiten starten. Dazu werden Fugen erneuert, schadhafte Steine ausgetauscht und die Natursteineinfassungen, etwa rund um die Fenster, ausgebessert. Auch die Fenster werden nach Bedarf aufgearbeitet.

An der Fassade lassen sich deutlich die Spuren vergangener Ausbesserungsarbeiten erkennen. Nicht alle Steine, die später hinzukamen, passen zum historischen Original. Bei den jetzigen Arbeiten achtet das gmmg darauf, dass passende Ziegel verwendet werden, die entweder aus Abbrucharbeiten stammen oder nach historischem Vorbild hergestellt sind. Auch bei der Ausbesserung der Fugen hat man gegenüber früheren Arbeiten hinzugelernt. "Wir achten darauf, Fugenmörtel ohne Zementanteil zu nehmen. Ansonsten droht die Gefahr, dass neuer und alter Mörtel keine Verbindung eingehen oder der Mörtel zu hart ist, war schlimmstenfalls zu einer Beschädigung des Steins führen kann", erklärt Reichert. Sind die Fassendarbeiten abgeschlossen, werden mehrere Schichten Farbe aufgetragen und die markante rote Optik der Vorburg wiederhergestellt.

Neben den rund 650 Quadratmeter Fassade, die im Rahmen der Arbeiten saniert werden, sollen auch 350 Quadratmeter Dach neu gedeckt werden. Lediglich der südliche Eckturm kann ausgespart werden, da dessen Schiefereindeckung zuletzt 2004 erneuert wurde. Inzwischen ist aber klar, dass vor einer Dacheindeckung Sanierungsarbeiten am Dachgebälk erforderlich sind. Denn bei der Fassadensanierung wurden die Balkenköpfe, die im Mauerwerk aufliegen, freigelegt. Dabei zeigte sich, dass diese stark angegriffen sind, unter anderem durch Käfer, Holzwespen und Braunfäule. Akute Einsturzgefahr besteht nicht, aber es werden zwingend Balken ausgetauscht oder ausgebessert werden müssen. Auch Maßnahmen zur Aussteifung der Dachkonstruktion sind wahrscheinlich. Den genauen Sanierungsbedarf ermittelt das gmmg derzeit in Zusammenarbeit mit Architekten, Statikern und Holz-Sachverständigen. Klar ist im Moment lediglich, dass die Maßnahme definitiv bis 2025 dauern wird.

Die Wallanlagen des Wasserschlosses sind wieder grün
Nicht nur am Gebäude, auch an den Wallanlagen, die das Schlossensemble umrunden, wurde dieses Jahr gearbeitet. Die Wallanlagen sind – ebenso wie die Gebäude – denkmalgeschützt. Vom ursprünglichen Rasen war hier allerdings zuletzt nicht mehr viel zu sehen. Die obere Denkmalbehörde hatte deshalb bereits 2022 einen Riegel vor zukünftige Veranstaltungen auf den Wallanlagen geschoben. Im Bereich der Gebäude kann und wird es aber weiterhin Events wie die Sommermusik, den Töpfermarkt oder auch Trauungen geben, betont Museumsleiter Wiegmann.

Um den Wallanlagen wieder zu ihrem alten Grün zu verhelfen, musste die für Grünunterhaltung und -planung zuständige mags das Problem von Grund auf angehen. Der Untergrund war durch die vielen Veranstaltungen massiv verdichtet. "Wir haben deshalb den Boden ausgetauscht und ein neues Substrat eingebracht", erklärt mags-Landschaftsarchitektin Birgitt Krefting. Anschließend wurde gezielt Rollrasen aufgebracht. Das erhöht die Chancen, dass das neue Grün auch wie gewünscht anwächst. "Gänse lieben Gras", beschreibt Krefting die Herausforderung. Positiv auf den Rasen wirkt sich hingegen das feuchte Wetter aus. Zusätzlich zu den Grünarbeiten hat mags neue Pollerleuchten, Bänke und Abfalleimer aufgestellt. Später sollen in einem zweiten Bauabschnitt unter anderem die Beetflächen in den Innenhöfen neu bepflanzt, Wege und Plätze beleuchtet und die Böschung am Turnierplatz durch eine Stützmauer abgefangen werden.

Am Schloss wird immer wieder gearbeitet
Immer wieder wird und wurde im Schloss zuletzt gearbeitet. So hat das gmmg etwa die Herrenhausbrücke saniert und den Aufzug am Herrenhaus repariert . Im Innern wurde das 450 Jahre alte Herrenhaus umfassend und denkmalgerecht renoviert. Den endgültigen Abschluss dieser Renovierung wird im Herbst die Wiedereröffnung des Kellergeschosses bilden. Bei den Arbeiten wurde letztes Jahr auch die rund 30 Jahre alte Dauerausstellung im Herrenhaus gänzlich neu konzipiert. Gleiches plant Museumsleiter Wiegmann nun auch für die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte, die in der Vorburg beheimatet ist und aufgrund der Bauarbeiten geschlossen und in Teilen ausgelagert ist. "Wir nutzen die Steilvorlage, um auch diese Dauerausstellung nach 16 Jahren neu zu konzipieren und werden dabei sicherlich mit dem Gebäudemanagement wieder Synergieeffekte erzielen können", ist sich Wiegemann sicher.

Quelle: Stadt Mönchengladbach