Eine Person hält eine kleine Tafel in den Händen auf der "Azubi gesucht" geschriebenn ist Eine Person hält eine kleine Tafel in den Händen auf der "Azubi gesucht" geschriebenn ist
Foto: NGG / Tobias Seifert
01.08.2024
Aktuelles

Reichlich Azubi-Chancen in Mönchengladbach

832 Ausbildungsplätze warten auf Jugendliche

Im August geht es los: Das neue Ausbildungsjahr startet. Doch viele Betriebe in Mönchengladbach sind nach wie vor auf der Suche nach Azubis: Bei der Agentur für Arbeit sind noch 832 freie Ausbildungsplätze registriert.

„Allein in der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken bieten Unternehmen in Mönchengladbach noch 50 Ausbildungsplätze. Und in der Gastronomie und Hotellerie warten 35 Ausbildungsstellen in Mönchengladbach auf Jugendliche, die Spaß daran haben, kreativ zu kochen oder sich um Gäste zu kümmern – und das mit internationalen Kontakten“, sagt Claudia Hempel von der Gewerkstatt Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Das seien allerdings nur die freien Ausbildungsplätze, die bei der Arbeitsagentur gemeldet wurden. „Die meisten Betriebe starten längst eigene Initiativen, um Azubis zu suchen. Und das vor allem digital – über Online-Portale und Social-Media-Kanäle“, so Hempel.

Die Geschäftsführerin der NGG Krefeld-Neuss in deren Zuständigkeitsbereich auch Mönchengladbach fällt, rät jungen Menschen, beim Einstieg ins Berufsleben „die Vorteile, die eine Ausbildung bietet, zu erkennen“. Hempel wehrt sich dagegen, dass die duale Ausbildung mittlerweile „unter Wert gehandelt“ werde. „Es ist wie ein Reflex: Wer sein Abi oder die Fachhochschulreife in der Tasche hat, meint studieren zu müssen“, so Claudia Hempel. Dabei würden gerade Industrie, Handwerk und Dienstleistung in Mönchengladbach und der Region enorme Chancen bieten. Wer dort eine Ausbildung mache, dem winke in der Regel eine sichere berufliche Basis und oft auch eine prima Karriere. Die Zeiten, in denen nur ein Studium ein überdurchschnittliches Einkommen garantiere, seien lange vorbei. „Außerdem kann auf eine Ausbildung oft auch ein Studium draufgesattelt werden“, sagt die NGG-Geschäftsführerin. Eine duale Ausbildung sei „keine berufliche Einbahnstraße“.

Die Geschäftsführerin der NGG Krefeld-Neuss rät Jugendlichen, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind oder bei denen sich der Wunsch nach einem Studienplatz zerschlagen hat, sich bei der Agentur für Arbeit beraten zu lassen. „Aber auch die Chancen, durch eine Direkt-Akquise einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sind enorm gut. Ich kenne viele Betriebe, die locker aus dem Stegreif einen zusätzlichen Ausbildungsplatz schaffen könnten“, so Hempel. Denn der Azubi von heute sei die Fachkraft von morgen. Und ein weiterer Fachkräftemangel verschärfe die Arbeitsbelastung in den Betrieben.

Die NGG Krefeld-Neuss kritisiert eine „bedauerliche Trägheit bei der Nachwuchsförderung“ in Mönchengladbach. Es werde grundsätzlich zu wenig ausgebildet – in der Gastronomie genauso wie in der Industrie. „Die Wirtschaft braucht einen neuen ‚Azubi-Mut‘. Der muss dann allerdings auch politisch unterstützt werden: Wird ein Azubi nach der Ausbildung übernommen, dann darf es dabei künftig keine Befristung mehr geben“, fordert Claudia Hempel. Außerdem sollten Betriebe manchmal deutlich weniger auf die Noten im letzten Schulzeugnis schielen und mehr Praktika anbieten. Oft ist es nämlich der zweite Blick, der dann zur ersten Wahl wird“, erklärt Claudia Hempel. Auch bei Problemen in der Berufsschule müssten sich viele Betriebe mehr engagieren und Azubis unter die Arme greifen. Außerdem biete die Arbeitsagentur durch die „Assistierte Ausbildung“ eine Art „Azubi-Nachhilfe“.