Gracia Sacher
Bevor wir bei uns den Frühling begrüßen, würde ich euch gerne noch mal kurz mit ins Kalte nehmen - und zwar nach Island. Ich habe mir überlegt, in Zukunft hin und wieder auch mal über die Bierkultur in anderen Ländern zu berichten. Und da es in Island am 1. März etwas „Bieriges“ zu feiern gibt, starten wir dort.Der jährliche Bierfeiertag nennt sich „Bjórdagurinn“ (übersetzt „Tag des Bieres“). Er hat seinen Ursprung in der Aufhebung des Bierverbots im Jahr 1989, welches seit 1915 in Island in Kraft war. Bis 1989 war der Konsum von Bier in Island illegal, sodass die dortige Bierkultur tatsächlich als sehr jung bezeichnet werden kann. Das Bierverbot wurde ursprünglich im Zuge der Prohibition erlassen, die den Verkauf und Konsum alkoholischer Getränke einschränkte. Während der Verkauf von Wein (im Jahr 1922) und Schnaps (im Jahr 1935) wieder legalisiert wurde, kam es erst am 1. März 1989 wieder zur Legalisierung von Bier, da es als unpatriotisch angesehen war. Zudem wurde das Verbot auf Druck der Prohibitionisten aufrechterhalten, die der Meinung waren, dass Bier als billiges, süffiges Getränk zu Alkoholmissbrauch führen würde.
Natürlich gab es während der Zeit verschiedene Versuche, das Bierverbot aufzuheben, aber sie waren alle erfolglos. Erst in den späten 80er Jahren setzte sich eine wachsende Zahl von Isländern für die Aufhebung ein. Die Bierlobby argumentierte, dass Bier nicht anders als Wein oder Schnaps behandelt werden sollte und dass das Verbot überholt und unfair war. Recht hatten sie! 1989 war dann also endlich Schluss damit. Und seit der Aufhebung des Verbotes wird dieser Tag Jahr für Jahr zelebriert. Die Isländer feiern die Freiheit, Bier zu trinken. Dabei gibt es in der Hauptstadt auch eine offizielle Zeremonie, bei der der Bürgermeister der Stadt ein Fass Bier ansticht und den Beginn des Feiertags einläutet (der Bürgermeister macht ein Fass auf - das wäre doch auch was Schönes für unsere Stadt, oder?). In vielen Brauereien wird zudem ein spezielles Bjórdagurinn-Bier gebraut, welches am 1. März ausgeschenkt wird.
Mittlerweile kann man in Island von einer blühenden Bierindustrie sprechen, die viele lokale Brauereien hervorgebracht hat. Wenn ihr mal in die isländische Bierkultur hineinschnuppern möchtet, findet ihr beispielsweise Biere von der Brauerei Einstök (einfach mal online schauen). Auf dem Foto zu sehen ist das Winter Ale mit tollen Karamellnoten und einem Hauch von roten Früchten - es gibt aber auch noch viele weitere interessante Stile.
Grundsätzlich wird die isländische Bierkultur stark von den Jahreszeiten beeinflusst. Das Pendant zum winterlichen Vertreter wäre das Midnight Sun Ale, welches bei der Mitternachtssonne gebraut wird. Während das Winter Ale klassischerweise angeboten wird, um den Winter einzuläuten, nutze ich es jetzt einfach mal, um mich von diesem zu verabschieden. Wird Zeit für Frühlingsgefühle! In diesem Sinne „botninn upp!“ - und einen zauberhaften Start ins Frühjahr!
Cheers,
Gracia
Gracias Bierblog „Bierliebe und moodpairing“ finden Sie auf www.hopfenmaedchen.com