Gracia Sacher
Zugegeben, ein Foto eines typischen Biergartens wäre jetzt irgendwie passender gewesen. Habe ich sicherlich auch irgendwo in meinem Foto-Repertoire. Wäre aber irgendwie auch zu offensichtlich.
Und weil ich Biergärten in erster Linie mit Weizenbier verbinde, müsst ihr eben mit mir vorliebnehmen. Zudem möchte ich euch natürlich auch ans Herz legen, auch den eigenen Garten zum Biergenießen zu nutzen. Ob stilechte Biergarten-Garnitur oder gemütliche Lounge ist da erst mal zweitrangig. Hauptsache ein Bier, das schmeckt, Gemütlichkeit und die Liebsten um sich herum.
Apropos typisch - was ist für euch eigentlich „typisch Biergarten“? Na klar, frische Luft und frisches Bier. Sonniges Wetter mit schattigen Plätzchen und der ein oder andere Snack dazu. Vor allem in Oberbayern rund um München sowie in Franken ist es in vielen Biergärten gestattet, seine eigene Brotzeit mitzubringen - die Getränke werden selbstredend vor Ort gekauft. So findet ihr dort häufig Bereiche, in denen es keine Bedienung am Tisch gibt; das Bierchen bekommt ihr dann an einer Theke. Wer lieber auf die dortige Verpflegung setzt, bekommt die gute alte Vesperplatte, Brezeln, Wurstsalat und Co.
Ebenfalls typisch: Kastanienbäume (für die Bepflanzung im eigenen Biergarten würde ich Hopfenpflanzen empfehlen, dauert nicht ganz so lang...). Ist euch sicherlich auch schon mal aufgefallen, dass es insbesondere diese Baumart ist, welche in Biergärten einen wohltuenden Schatten wirft, oder? Sieht wundervoll aus, yes. Hat aber auch noch einen bestimmten Grund.
Kastanien zählen zu den Flachwurzlern; ihre Wurzeln reichen also nicht besonders tief. Diesen Fakt machte man sich früher zunutze, als man nach Möglichkeiten suchte, die darunterliegenden Räumlichkeiten möglichst kühl zu halten. Denn: Biergärten werden auch als Bierkeller bezeichnet, zumindest wenn ihr im Süden Deutschlands unterwegs seid, habt ihr das bestimmt schon mal bemerkt. Dort geht man dann eben auf den Keller, anstatt in den Biergarten. Warum ist das so?
Bier durfte mancherorts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein nicht im Sommer gebraut werden, zu groß war die Gefahr, dass das Bier schlecht wurde und die, dass die Hütten durch das zum Kochen verwendete Feuer in der sommerlichen Hitze zu brennen anfingen.
Letzter erlaubter Brautag war der 23. April. Um auch während der warmen Jahreszeit mit kühlem Bier versorgt zu werden, musste dieses über Monate hinweg möglichst kalt gelagert werden. Diese Lagerung erfolgte in tiefen Kellern unter den Brauereien, den Bierkellern. Für eine konstante Temperatur kühlte man die Fässer mit dicken Eisblöcken aus zugefrorenen Seen - eine Mordsarbeit, die Teile im Winter dort runterzutragen Und zusätzlich wurde über der Erde eben mit Kastanienbäumen (deren Wurzeln die darunterliegenden Kellergewölbe nicht zerstören konnten) und mit Kies gekühlt.
Wenn ihr also demnächst in einem Biergarten unter einem Kastanienbaum sitzt, wisst ihr Bescheid. Und notfalls tut es natürlich der eigene Biergarten oder sogar Balkonien. Es gibt einfach nichts Schöneres, als in der Sonne ein Bierchen zu genießen. Wer ist dabei?
Cheers, Gracia
Gracias Bierblog „Bierliebe und moodpairing“ finden Sie auf www.hopfenmaedchen.com