Gracia Sacher
…oder? Für viele bedeutet das: Lieber filtriert, so sieht Bier eben aus. In meinen Augen sind naturtrübe Biere die schönsten. Sie sehen nach „handgemacht“ aus. Sie sehen zumindest nicht nach Großbrauerei aus. Und schaut man sich die kleineren Brauereien – ihr wisst schon, die die Craftbier brauen – an, wird schnell klar: Die mögen es auch am liebsten unfiltriert.
Gut, ist natürlich auch eine finanzielle Frage, denn so eine Filteranlage geht sicherlich gut ins Geld. Zudem handelt es sich um einen aufwendigen Prozess, bei dem das Bier – vereinfacht gesagt – mehrere Schichten passiert, um schließlich von all den für die Trübung verantwortlichen Stoffen befreit zu werden. Was bleibt, ist ein blankes Bier.
Doch tatsächlich sieht ein naturtrübes und somit unfiltriertes Bier nicht nur anders aus, es schmeckt auch anders. In meinen Tastings stelle ich gerne vorab die Frage, was ihr denn so für Biermenschen seid: Was trinkt ihr gerne? Die Pilstrinker:innen dürfen natürlich nicht fehlen, doch sehr oft ist es auch das Alt, im Speziellen, da hier aus der Gegend, das Bolten-Alt. Moment, Alt oder Ur-Alt? Bisher zumindest liegt das Ur-Alt weiter vorn.
Wenn ich frage warum, sagt ihr „Es schmeckt irgendwie besser.“ Versteh ich. Dann folgt die Frage: Wisst ihr, inwieweit sich Alt und Ur-Alt unterscheiden? Stille. Oder irgendwas mit unterschiedlichem Alter. (Tatsächlich hake ich gerne mal nach und frage die Menschen hinter der Theke einer Bar, die diese Biere verkaufen. „Das Ur-Alt ist älter als das Alt, es wird mehrere Jahre gelagert.“ war die spannendste Antwort. Und die traurigste. Da muss wirklich mehr Aufklärung her!)
Es ist ganz einfach: Das Ur-Alt ist unfiltriert, das Alt ist filtriert. Sprich: Gebraut wird dasselbe Bier, nur wird das Ur-Alt nach dem Gärprozess abgefüllt, während das Alt vor der Abfüllung noch durch die Filteranlage „gejagt“ wird.
Die Trübung im Bier kommt durch die enthaltenen Schwebe- und Trübstoffe, die beim Brauprozess ganz natürlich entstehen. Wir hätten da Eiweiße, die sich aus dem Malz bilden sowie Hopfenreste und Hefe. Und damit bleiben auch gleich die einen oder anderen Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Naturtrübes Bier: Gutes Bier. Geschmacklich ist es einfach deutlich vollmundiger. Aber da solltet ihr selbst mal ran: Besorgt euch beide Varianten und nehmt euch ein bisschen Zeit, um die Unterschiede zu erschmecken. Bestenfalls sind die Biere dafür nicht allzu kalt.
Und weil ich gerade beim Altbier bin, kann ich euch auch kurz noch verraten, was das „Alt“ im Namen zu suchen hat. Es bezieht sich auf die „alte“, traditionelle Brauart. Die, die zuerst da war: die obergärige nämlich. Obergärige Biere werden bei höheren Temperaturen vergoren als untergärige Biere. Und das war vor der Erfindung der Kältemaschine eben leichter durchführbar. So, jetzt wisst zumindest ihr Bescheid.
Übrigens wünsche ich euch ein fantastisches neues Jahr! Ich freue mich darauf, euch auch 2023 meine Zeilen zu kredenzen.
Cheers,
Gracia
Gracias Bierblog „Bierliebe und moodpairing“ finden Sie auf www.hopfenmaedchen.com