Gracia Sacher
Ja, streng genommen wäre dieser Beitrag etwas für den letzten Monat gewesen, beginnt das Oktoberfest doch stets Mitte September. Entsprechende Festbiere findet ihr aber natürlich auch jetzt noch zuhauf in gut sortierten Getränkemärkten. Und vielleicht plant ihr ja auch noch ein solches Event (zu besuchen).
Wisst ihr denn, was es mit den speziell in dieser Zeit gebrauten Festbieren auf sich hat?
Fangen wir mal mit den typischen Eigenschaften an. Woran erkennt man ein Festbier? Eshandelt sich um ein untergäriges, also ein Lagerbier. Es ist grundsätzlich malzbetont und etwas stärker eingebraut. Der Alkoholgehalt liegt hier meist bei 5,8 bis 6,4 %. Passt, schließlich werden die Tage kühler, da darf das Bier schon mal etwas kräftiger ausfallen.
Auf dem größten Volksfest der Welt, welches seit 1810 auf der Theresienwiese in München stattfindet, dürfen lediglich 6 Münchner Brauereien Bier ausschenken, und zwar Augustiner, Hacker-Pschorr, Hofbräu, Löwenbräu, Paulaner und Spaten. Nur diese Brauereien dürfen ihr Bier auch als „Oktoberfestbier“ oder auch „Wiesnbier“ bezeichnen. Bereits im Frühjahr werden die Biere für die „Wiesn“ gebraut, um sie dann einige Wochen vor dem Eventstart vorzustellen. Und traditionell war der März der Monat, in dem das Bier gebraut wurde. Das Oktoberfestbier - oder auch einfach nur Festbier - wurde daher traditionell auch als Märzen bezeichnet.
Doch warum braute man das Bier schon so früh im Jahr?
Vor Erfindung der Kältemaschine war es im Sommer nahezu unmöglich, Bier zu brauen. Also möglich war es schon, allerdings wurde es so gut wie immer schlecht. Außerdem bestand beim Brauen während der Sommermonate erhöhte Brandgefahr. Die bayrische Brauordnung lenkte ein, sodass schließlich nur noch zwischen dem 29.09. und dem 23.04. gebraut werden durfte. Im Frühjahr galt es dann ein Bier zu brauen, welches auch die heißen Sommermonate überstand; das Märzen war also entsprechend etwas stärker. Um das Bier frisch zu halten, wurden Bierkeller errichtet (im Süden Deutschlands das, was wir hier als Biergarten bezeichnen). Dort wurde das Bier gelagert und oftmals mit Eis aus naheliegenden Gewässern gekühlt.
Das Märzen war ursprünglich deutlich dunkler und malzbetonter. Helle Malze setzten sich erst später durch, als es möglich wurde, die Körner so zu darren, dass sie nicht gleich verbrannten. Die Spatenbrauerei war die erste Brauerei, die eine hellere Version des Festbieres braute. Das war 1871. Es wurde zu dem auf dem Oktoberfest ausgeschenktem Bier. Das heute auf der „Wiesn“ ausgeschenkte Festbier hat also eine deutliche Entwicklung durchgemacht und mit dem dunkleren Märzen nicht mehr viel gemein. So ist die moderne Variante goldgelb und ist in dieser Form seit den 90er Jahren auf dem Oktoberfest zu finden.
Und welches Bierchen probiert man da jetzt am besten?
Vielleicht hätte ich hier einen Tipp: das Spaten Oktoberfestbier hat in diesem Jahr Bronze beim European Beer Star gewonnen. Aber wie immer gilt: probiert euch einfach mal durch.
Cheers,
Gracia
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