Diverse Sorten Craftbier in Flaschen und Büchsen Diverse Sorten Craftbier in Flaschen und Büchsen
Foto: © Gracia Sacher
Diverse Sorten Craftbier
01.03.2021
Bier

Was ist Craftbier (für mich)?

Redaktion: Gracia Sacher

Zuletzt habe ich Ihnen des Öfteren den Begriff „Craftbier“ kredenzt. Sicherlich kann der ein oder andere Leser nicht sonderlich viel damit anfangen, daher in dieser Ausgabe ein kleiner Versuch der Erklärung. Denn die eine Definition gibt es, zumindest hierzulande, eigentlich nicht. Viele Neulinge in diesem Bereich würden Craftbier (auch Craft Beer) als Biere mit besonderen Zutaten bezeichnen. Oder auch als Biere, die nicht nach Bier schmecken. Erklärt sich meiner Meinung nach wie folgt: ein Biertrinker, der sein Feierabendpils gewohnt ist und beispielsweise mit dem Stil India Pale Ale (IPA) konfrontiert wird, wird sich vermutlich fragen, woher die fruchtigen Noten kommen. Da muss doch irgendwie nachgeholfen worden sein, etwa mithilfe von Früchten oder künstlichen Aromen. Tatsächlich bringen einzig und allein diverse Hopfensorten solch ein Aroma ins Bier. Zudem wird das besagte IPA häufig mit Craftbier gleichgesetzt. Dabei handelt es sich lediglich um einen Stil von vielen. Selbst das klassische Pils kann ein Craftbier sein.

Fakt ist: der Ursprung der Craftbier-Bewegung liegt in den USA, wo sie in den 1970er Jahren entstand. Dort allerdings gibt es eine fixe Definition, die von der „Brewers Association“, dem Verband aller Craft Brauereien der Vereinigten Staaten, festgelegt wurde. Dabei spielen vor allem Größe und Unabhängigkeit der Brauerei eine Rolle. Würde man diese Definition auf deutsche Brauereien übertragen, wäre der Großteil von ihnen Craft-Brauereien, da die Ausstoßgrenze extrem hoch angesetzt ist. Es muss somit eine andere Erklärung her.

In Deutschland spricht man seit etwa 2010 von Craftbier. Allgemein werden darunter Biere verstanden, die handwerklich („craft“ = Handwerk) und von einer unabhängigen Brauerei hergestellt werden. Doch dies sind – auch in meinen Augen – nicht die einzigen Merkmale. Craftbiere sind oftmals auch kreative Biere, die sowohl innerhalb als auch außerhalb des Reinheitsgebots gebraut werden. Sie zeichnen sich durch facettenreiche Geschmacksrichtungen aus, was in erster Linie von den verwendeten Hopfen- und Malzsorten abhängt. Craftbiere sind klassische und historische Stile, die neu interpretiert werden, beim besagten Pils etwa durch die Verwendung von Aromahopfen. Ein weiteres gutes Beispiel habe ich Ihnen in der letzten Ausgabe gegeben.

Craftbier-Brauer sind Künstler, die mit hochwertigen Zutaten, gerne auch in Bioqualität sowie aus der Region, arbeiten. Sie brauen in vergleichsweise kleinen Mengen. Und in den meisten Fällen erkennt man Craftbiere auch bereits an ihrer Verpackung: künstlerisch gestaltete Flaschen und immer mehr Dosen (übrigens die beste Aufbewahrungsmöglichkeit für Bier, unter anderem weil weder Licht noch Sauerstoff hineingelangen können), die als tolle Blickfänge in den Regalen auffallen. Dies alles macht Craftbier besonders und letztendlich auch teurer als die bekannten „Fernsehbiere“. Es sind Biere, in die eine Menge Herzblut, Zeit und Erfahrung gesteckt werden. Und das schmeckt man.

Und wo ich eben bei Regalen war: Craftbiere zeichnen sich wohl auch dadurch aus, dass man sie nicht in jedem Getränke- oder Supermarkt erhält. Wenn Sie nun neugierig geworden sind, werden Sie in Mönchengladbach bei Trinkgut Kefenbaum auf der Wickrather Straße fündig.

Blicken Sie ruhig mal ein wenig über den Bierglasrand hinaus. Glauben Sie mir, es lohnt sich! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen wunderbaren Start in den Frühling.

Cheers,
Gracia

Gracias Bierblog „Bierliebe und moodpairing“ finden Sie auf www.hopfenmaedchen.com