Marc Thiele
Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, so in etwa kann man die Stimmung unter den knapp 60 Ausstellern und Anbietern beim diesjährigen Gourmetfestival Mönchengladbach beschreiben, das vom 14. - 16. Juli auf der Hindenburgstraße, zwischen Galeria und C&A und auf dem Sonnenhausplatz stattfand.
Neben ein paar wenigen Promotionständen waren es hauptsächlich kulinarische Angebote die zum Probieren, schlemmen und genießen einluden. Mit dem Agata‘s aus Düsseldorf fand sogar ein Sternerestaurant seinen Weg nach Mönchengladbach und freute sich über reges Interesse der Besucher. Aber auch die anderen Foodtrucks und Stände konnten mit leckeren Gerichten, schönen Weinen und einem abwechslungsreichen Angebot an Drinks überzeugen. Leckere Büffelburger von Büffel Bill, köstliche Trüffelburger von Weltmann‘s Catering, großartige Maultaschen von Flying Delicious Box, italienische Spezialitäten von Caruso, neu interpretierte Knödel aus der modernen Hüttenküche von Knödelfein, Flammlachs, Empanadas, Tortillas, asiatische und afrikanische Spezialitäten, deutsche Klassiker wie die Currywurst in einer „Crunchy“-Version, Biere, diverse Weine und Spirituosen, darunter mit Delicana einer der besten Cachaças die man hierzulande bekommen kann und natürlich Gin und andere Destillate. Wer wollte konnte es sich am Wochenende 14.-17. Juli in Mönchengladbach also kulinarisch recht gut gehen lassen.
Auch wir vom HINDENBURGER waren mit unserer mobilen RedaktionsBar das erste Mal selber als Teilnehmer vor Ort und gehören definitiv zur Fraktion der „jauchzenden“. Vielleicht nicht himmelhoch, aber unser Fazit ist ein durchweg positives.
Als wir vor Wochen das OK zur Teilnahme vom Veranstalter, der Wellfairs GmbH bekamen, waren wir noch eine von zwei Cocktailbars in der Ausstellerliste und entsprechend liefen unsere Planungen darauf hinaus, das beim diesjährigen Greta-Markt zum ersten Mal getestete Konzept - ein auf Gin basierendes Cocktailmenü - auch auf dem Gourmetfestival anzubieten. Etwa eine Woche vor Beginn, stellten wir fest, dass eine weitere, große Cocktailbar als neuer Teilnehmer hinzugekommen war - im Angebot klassische Standards wie Caipirinha, Mojito und Sex on the Beach. Drei Cocktailbars wären unserer Meinung nach eine zu viel gewesen, vor allem weil mit Bootsmann noch ein Ginproduzent vor Ort sein würde (am Ende gab es mit dem Niederrheiner Gin aus Willich noch einen Zweiten). Deshalb änderten wir unser Konzept kurzfristig und stellten unsere Lieblingsspirituose, den Gin in den Focus.
Mit 60 verschiedenen Gins aus aller Welt und den dazu passenden Tonics traten wir an, um den Festivalbesuchern die Vielfalt der Wacholderdestillate nahezubringen. Vielleicht hatten wir eine etwas zu umfangreiche Karte und ein etwas zu spezielles Konzept für Mönchengladbach, denn die Menge der in Plastikbechern an unserem Stand vorbeigetragenen bunten Cocktails mit Mäusespecktopping überschritt die von uns aus- geschenkten Gin + Tonics dann doch deutlich.
Das machte aber nichts, denn zum einen war das erst der zweite Auftritt der RedaktionsBar und wir sind in der Lernphase, zum anderen hatten wir nach drei Festivaltagen so viele zufriedene Gäste, tolle Gespräche und positives Feedback, dass wir am Sonntagabend unseren Stand erschöpft aber glücklich wieder abbauten und mit vielen guten Erfahrungen das Veranstaltungswochenende abschlossen.
Leider hat man als aktiver Teilnehmer einer solchen Veranstaltung selber kaum Zeit, sich umzuschauen und all die angebotenen Köstlichkeiten zu probieren und zu genießen, dennoch nutzten auch wir die wenigen Pausen eben dafür, einige Angebote zu kosten und so sorgten köstliche Burger, Knödel und Maultaschen dafür, dass wir hinter unserer Theke nicht verhungerten.
Auch unsere Gäste brachten natürlich das eine oder andere Gericht und auch verschiedene Weine mit an den Stand und so wurde auch die HINDENBURGER RedaktionsBar zu einem der vielen Orte der Geselligkeit dieses Gourmetfestivals, an dem der Genuss im Vordergrund stand, man sich mit Freude querbeet durch die Angebote testete, angeregte Gespräche führte und einfach Spaß hatte.
Am Ende erlebten wir als Aussteller eine Veranstaltung, die zumindest für uns nahezu perfekt organisiert und vorbereitet war, mit jederzeit erreichbaren Ansprechpartnern auf Veranstalterseite, die bis zuletzt dafür sorgten, dass wir uns um nichts anderes als unseren Stand kümmern mussten.
Aber wie ist das mit dem „zu Tode betrübt“?
Natürlich gab es auch - wie bei jeder Veranstaltung - Aussteller und Besucher, die nicht rund- um zufrieden waren. Vielleicht waren es zu hohe Erwartungen, einfach die falschen Produkte, eine gefühlt suboptimale Standplatzierung oder was auch immer, die dazu führten, dass nicht Alle ein positives Fazit ziehen konnten. Auch die Kosten, die eine Teilnahme an einer solchen Veranstaltung mit sich bringen, sind nicht zu verachten: Standgebühren, Genehmigungen, Standausstattung, Ware und natürlich auch Personal schlagen schnell mit mehreren tausend Euro zu buche und die müssen erst einmal verdient werden, damit zumindest eine schwarze Null unter dem Strich steht. Bei massentauglichen oder trendigen Produkten wie bunten Cocktails in Plastikbechern, Bier, Burgern oder Wein wahrscheinlich kein Problem, bei Nischenprodukten, wie einem der besten Cachaças, die in Deutschland zu bekommen sind, jedoch eher schwierig. Leider, denn diese nicht ganz so zufriedenen Aussteller werden wir in Mönchengladbach sehr wahrscheinlich nicht wiedersehen und damit teilweise keine weitere Chance bekommen, wirklich großartige Produkte zu probieren.
Mittlerweile hat das Gourmetfestival Mönchengladbach gottseidank eine feste Fangemeinde. Auch viele unserer Bargäste waren zum dritten Mal da und erzählten, dass das Festival fester Bestandteil ihres jährlichen privaten Veranstaltungskalenders ist, zu dem man sich mit Freunden und der Familie verabredet, um gemeinsam zu schlemmen, zu genießen und eine gute Zeit zu verbringen. Eigentlich eine schöne Entwicklung, die den Veranstaltern zeigen sollte, dass Mönchengladbach eine gute Wahl als dritter Standort neben Düsseldorf und Köln ist.
Trotzdem war nicht alles so positiv, wie es einige Aussagen nach Ende der Veranstaltung vermitteln wollen. Die Anzahl der Menschen, die es am Veranstaltungswochenende in die Gladbacher Innenstadt zog war übersichtlich. Selbst am einzigen genehmigten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres, der für den noch verbliebenen Einzelhandel wichtig war, dürften die Geschäfte vergleichsweise schlecht frequentiert gewesen sein, was uns mittlerweile auch einige Inhaber bzw. im Einzelhandel tätige bestätigten.
Wenn ein Großevent wie das Gourmetfestival schon nicht dafür sorgt, dass die Massen in die Stadt strömen, was soll unsere Innenstadt denn dann noch retten? Wer sich wundert, dass immer mehr Leerstand entsteht, dass Galeria keine Überlebensoption hat, dass andere Akteure laut darüber nachdenken, den Standort zu verlassen, der glaubt auch immer noch an das Märchen von der alleinigen Schuld des Mintos oder des Onlineshoppings an dieser Entwicklung.
Das Wochenende 14.-16. Juli 2023 war ein guter Anhaltspunkt dafür, dass viele Mönchengladbacher scheinbar das Interesse an ihrer Stadt verloren haben und dass Netflix & Co., der Grill im eigenen Garten oder was auch immer, eine größere Anziehungskraft besitzen, als sich aufs Fahrrad, in den Bus oder ins Auto zu setzen und in die Innenstadt zu kommen.
Aber genug der Kritik, davon habe ich zum Thema Innenstadt noch Säckeweise und die finden Ihren Platz bei Zeiten in einem BissMarc. Es geht hier ja nicht um die tragische Situation unserer Einkaufsstraßen, sondern um einen Rückblick auf das Gourmetfestival Mönchengladbach 2023 und das war, nun bereits zum dritten Mal, eine sehr gut organisierte Veranstaltung, mit einem schönen, breit aufgestellten Ausstellerportfolio.
Daher gilt unser Dank der Wellfairs GmbH für die Möglichkeit, als HINDENBURGER RedaktionsBar teilzunehmen und natürlich unseren Gästen. Es war eine großartige, vielschichtige Erfahrung und vor allem hat es total Spaß gemacht. Der Termin für die vierte Wiederauflage des Gourmetfestivals Mönchengladbach steht bereits fest. Vom 12.-14.07.2024 haben Mönchengladbacher und alle Besucher von Außerhalb wieder die Gelegenheit Köstlichkeiten aus aller Welt zu probieren. Vielleicht finden ja dann auch endlich wieder deutlich mehr Menschen ihren Weg auf die Hindenburgstraße und den Sonnenhausplatz.
Waren Sie als Besucher da?
Hat es ihnen gefallen? Wenn ja, was besonders und was vielleicht weniger? Sie waren nicht da? Verraten Sie uns doch weshalb nicht. Wir hätten außerdem gern Ihr Feedback und auch Ihre Meinung zum Thema Innenstadt. Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an: redaktion@hindenburger.de.
Wir behalten uns das Recht vor, Leserzuschriften zu veröffentlichen. Selbstverständlich anonymisiert.
PS.: Bis zum 6. August haben Sie noch die Möglichkeit, sich an einer Online-Befragung der Stadt zur Umgestaltung der oberen Hindenburgstraße zu beteiligen.
Hier gehts zur Bürgerbeteiligung: https://qm.mg/befragung-zur-hindenburgstrasse