Marc Thiele
Recherche der Bäckereien: Anke Molitor
Wer liebt sie nicht, die frisch aus dem Ofen kommenden Brötchen und Croissants zum Frühstück, die dicke Stulle mit dem knusprigen Rand zum Abendbrot und das Stück Käse-Sahne, Apfelriemchen oder Herrentorte zum sonntäglichen Kaffee? Diese Vorfreude, zum Bäcker oder Konditor zu gehen und mit diesen Köstlichkeiten zurück zu kommen, ist schon Teil des Genusserlebnisses, dass dann mit dem ersten Biss seinen Höhepunkt findet. Hmm... Lecker...oder?
Nun ja, ein wenig kommt es darauf an, wo man sein Backwerk heutzutage kauft. Auch wenn unsere Geschmacksknospen über die Jahre durch den Konsum von industrieller Massenware an Geschmacksverstärker, Süßungsmittel und künstliche Zusatzstoffe gewöhnt sind, bei Brot, Brötchen und Kuchen verstehen die Meisten von uns keinen Spaß. Qualität muss auf den Tisch, am liebsten vom Bäcker nebenan. Wenn es den denn noch überall gäbe.
„Handwerk hat goldenen Boden“ sagte man früher noch. Schaut man sich jedoch das Genusshandwerk rund um die Teigwaren an, egal ob Konditoreien oder Bäckereien, darf dieser alte Spruch heute durchaus bezweifelt werden.
Große Ketten mit ihrer industriell produzierten Massenware, einem großen Filialnetz und niedrigeren Preisen haben den inhabergeführten und handwerklich arbeitenden Bäckereien das Leben schwer gemacht. Dann kamen auch Discounter wie Aldi und Lidl auf die Idee, „frische“ Backwaren zu noch günstigeren Preisen anzubieten. Personalmangel, Nachwuchsprobleme und aktuell eine bis dato ungeahnte Abfolge von Krisen mit explodierenden Einkaufs- und Herstellungskosten geben mehr und mehr Betrieben den Rest.
Wie viele Bäckereien es in Mönchengladbach noch vor 10, 20 Jahren gab, lässt sich heute nicht mal mehr erahnen. Alleine in der Innenstadt von Gladbach erinnern wir uns in der Redaktion an mindestens 8 Betriebe, die heute nicht mehr existieren und deren Namen wir größtenteils nicht einmal mehr kennen. Schaut man aktuell auf die Webseiten der Bäcker- und Konditoreninnung, sieht das Bild zumindest nach Zahlen sehr düster aus. Gerade einmal 15 Namen stehen dort insgesamt und eines der Unternehmen ist nicht einmal mehr aktiv. Nicht alle in Mönchengladbach noch aktiven inhabergeführten Bäckereien und Konditoreien sind übrigens Mitglied in den jeweiligen Innungen, aber trotzdem ist die Gesamtzahl nicht wirklich viel größer.
Bei all den schlechten Nachrichten gibt es dennoch auch einen kleinen Lichtblick, denn die Zeiten, in denen wir Konsumenten mehr auf Preis und Masse gesetzt haben, sind mittlerweile bei vielen einem Bewusstsein für Qualität, die auch ihren Preis hat, gewichen. Ernährung und Lebensmittel haben in den letzten Jahren einen höheren Stellenwert bekommen, was auch dem Genusshandwerk zu gute kommt. In vielen Städten eröffnen neue, spezialisierte Bäckereien und Konditoreien, meist geführt von jungen Unternehmern, mit klarem Fokus auf handwerkliche Produkte mit hochwertigen Zutaten. Auch wenn dieser Trend in Mönchengladbach noch nicht wirklich angekommen ist, so haben wir doch auch hier neben den bekannten Ketten noch einige sehr gute, inhabergeführte Betriebe, mit oft langer Unternehmensgeschichte, die tolle Produkte anbieten und ihr Handwerk trotz aller Schwierigkeiten hoch halten. Vielleicht gibt es ja auch hier bald eine Trendumkehr und nicht mehr die Schließungen eines weiteren Betriebes, sondern die Eröffnung eines Neuen wird in den Sozialen Medien ausgiebigst diskutiert. Der Bedarf, vor allem in den beiden Stadtzentren, wäre sicher vorhanden.
Haben wir bei unserer Recherche eine inhabergeführte Mönchengladbacher Bäckerei oder Konditorei vergessen? Dann helfen Sie uns, diese Liste zu vervollständigen, indem Sie uns eine E-Mail an redaktion@hindenburger.de schicken.