Das Van Dooren von außen bei Nacht Das Van Dooren von außen bei Nacht
Foto: © Myriam Topel
01.01.2023
Gastro

Notbremse am Schillerplatz

Vorerst keine Abendgastronomie mehr im Van Dooren

Redaktion: Marc Thiele

Einfach war es in der Gastronomie noch nie. Dann kam Corona und es wurde schlimm. Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und den damit verbundenen Gasengpässen, gefolgt von explodierenden Energiekosten wurde es schlimmer. Mit der hinzukommenden, massiven Inflation, gepaart mit extrem gestiegenen Einkaufspreisen u.a. für Lebensmittel wurde es für viele ein wirtschaftlich unkalkulierbares Risiko. Als ob Personalnotstand und die immer weiterwachsende No-Show*-Problematik nicht schon Herausforderungen genug gewesen wären, um einen Laden am Laufen zu halten. Oft bleibt dann nur noch die Reißleine bzw. Notbremse, allzu oft sogar die Schließung.

Nein, schließen wird das van Dooren am Schillerplatz zwar nicht, aber trotzdem bleibt Inhaberin Kathrin Beltermann derzeit nach langem hin- und her rechnen nichts anderes übrig, als zumindest für die nächsten Monate das Abendgeschäft zu pausieren und sich mit ihrem Team voll und ganz auf das sehr gut angenommene Frühstücks- und Mittagsangebot sowie den nachmittäglichen Kaffee und Kuchen zu konzentrieren.

„Alles, was wir mit dem Frühstücksangebot, dem Mittagstisch und Kaffee/Kuchen einnehmen wird vom Abendgeschäft aufgefressen“, so die Gastronomin. „Die Gaskosten haben sich mehr als vervierfacht und die neuen Stromkosten kennen wir noch nicht mal. Selbst wenn die Gaspreisbremse kommt, ist es immer noch eine immense Kostensteigerung. Da wir es leider nicht geschafft haben, unseren Gästen zu vermitteln, dass wir auch eine Abendgastronomie sind, ist die Auslastung nicht groß genug, um die Kosten zu decken. Schließlich sind ja auch die Waren- und Personalkosten stark gestiegen. Das zu decken ist in der jetzigen Situation wirtschaftlich unmöglich“, führt Kathrin Beltermann fort.

Im persönlichen Gespräch sieht man ihr an, dass ihr die Entscheidung zur Einstellung des Abendgeschäftes - wenn auch erst einmal für ein paar Monate - alles andere als leichtgefallen ist. Sie und ihr Team lieben es nämlich, neue Gerichte zu entwickeln und ihren Gästen saisonal wechselnde Köstlichkeiten auf den Teller zu bringen, passende Weine zu empfehlen und wie sagt man doch so schön in der Gastronomie: „am Gast zu sein“. In ihren Augen ist aber noch etwas anderes. Etwas, das jeder gute Gastronom haben muss, nämlich dieses Leuchten, wenn es um Ideen und Pläne geht - Leidenschaft und Enthusiasmus beschreiben es wohl am besten.

Natürlich ist Aufgeben für Kathrin Beltermann und ihr Team keine Option, dafür lieben sie ihren Job, das van Dooren und ihre Gäste zu sehr und haben viel zu viele Ideen, was sie nun anstatt des Abendgeschäfts machen könnten.

„Wir werden abends mehr auf Veranstaltungen setzen. Die Lesebühne zum Beispiel wird von Mittwochabend nun auf den Freitagabend umziehen, was bei den Gästen schon letztes Mal sehr gut angekommen ist. Auch die Kooperation mit der WFMG rund um das Gründerseminar wird weiterlaufen und wie bisher alle 2 Monate bei uns stattfinden. Geplant sind einmal im Monat auch Kochevents mit wechselnden Themen. Es gibt noch mehr Ideen und spannende Anfragen, aber noch nichts, was schon spruchreif wäre. Gezielte Events geben uns Planungssicherheit. Wir können uns punktgenau vorbereiten, wissen, wie viele Gäste kommen und wie viel wir einkaufen und kochen müssen. Man wird also auch in Zukunft öfter abends Licht und Leben im van Dooren sehen, das ist sicher“, so Kathrin Beltermann aus.

Ab dem 11. Januar wird sich das Team mit voller Kraft und neuen Angeboten dem Tagesgeschäft widmen. Dazu werden die Öffnungszeiten geändert und das van Dooren bietet dann bereits ab 09:30 Uhr sein beliebtes Frühstück an. Der Mittagstisch wird ebenfalls um 30 Minuten, bis 15 Uhr verlängert.

„Auch wenn wir das Abendgeschäft erst einmal stoppen, heißt das ja nicht, dass wir in unseren anderen Bereichen nachlassen“, so Beltermann. „Wir werden unser Frühstücksangebot deutlich ausbauen. Aktuell haben wir schon acht neue Positionen auf der Karte geplant. Auch das Mittagsangebot wird modifiziert. So werden wir beliebte Gerichte der bisherigen Abendkarte wie Pasta Gambas und unsere beliebten Risotto ab Januar auch mittags auf die Karte nehmen. Es wird zudem auch neue und saisonale Gerichte geben. Bei unserem Kuchenangebot werden wir zukünftig nur noch selbstgebackene Kuchen anbieten. Stacy aus dem Küchenteam liebt es zu backen und beweist ja schon jetzt, mit ihren tollen Torten, was sie kann“ erläutert Kathrin Beltermann.

NO SHOW ist ein NO GO

In schweren Zeiten wie den Aktuellen ist Planungssicherheit für die Gastronomie überlebenswichtig. NO SHOWS - also das Nichterscheinen trotz Reservierung - ist für Gastronomen wirtschaftlich verheerend, aber auch eine spontane Veränderung der Gästezahl bei Reservierungen ist ein großes Problem. Kommen weniger als angekündigt oder auch mehr, stimmen Wareneinkauf, Kalkulation aber auch Personal- und Ressourcenplanung nicht mehr, oft mit gravierenden Folgen, seien es wirtschaftliche Verluste oder unzufriedene Gäste. Daher sollten Reservierungen immer eingehalten, bei Verhinderung abgesagt und bei Änderungen aktualisiert werden.

Von Interesse dürfte auch eine andere Idee des van Dooren Teams sein, nämlich die Möglichkeit, die Location abends zu mieten. Das gelte nicht nur für Privatpersonen und Firmen, sondern vielleicht auch für andere Gastronomen, die zum Beispiel neue Ideen und Konzepte ausprobieren oder den Mönchengladbacher Markt testen wollen. Solche Konzepte gibt es z.B. in den Niederlanden und Belgien bereits öfter und sie sind ganz erfolgreich. Zudem sorgen sie für Abwechslung. So ganz spruchreif sind diese Überlegungen zwar noch nicht, aber Kathrin Beltermann ist zuversichtlich, dass sie dazu Anfang des Jahres mehr sagen kann. „Für mehr als 40 Personen kann man aber nicht selber die Speisen im van Dooren vorbereiten, dazu fehlen einfach Lagerflächen“, ergänzt sie noch.

Eine Nachfrage zu den Öffnungszeiten ließ sich zum Abschluss unseres Gespräches dann doch nicht vermeiden, denn in der Vergangenheit hatte es hin und wieder Dissonanzen wegen einer manchmal recht restriktiven Umsetzung gegeben. Das solle in Zukunft aber nicht mehr so stringent gehandhabt werden. „Es gibt Rahmenöffnungszeiten, aber wenn die individuelle Situation etwas anderes aufzeigt, werde man niemanden um Punktum rauskegeln“, so Beltermann. Wie lange die neue Regelung gelten werde, wusste die Gastronomin noch nicht zu sagen, nur dass es erst einmal für mindestens drei Monate ohne Abendgeschäft laufen werde. „Wenn es wärmer wird und wir wieder den Außenbereich bespielen können, schauen wir weiter“, ergänzt sie abschließend.

Aus purem Eigennutz bedauern wir die Entscheidung sehr, denn das van Dooren ist direkt bei uns um die Ecke und sozusagen unser zweites Büro, aber wir können die wirtschaftliche Notwendigkeit absolut nachvollziehen. Es ist schade, dass das Abendangebot nicht in einem wirtschaftlich tragbaren Maß angenommen wurde, denn außer mit Herzblut ist das Küchenteam auch mit kulinarischem Sachverstand und Können am Werk und hat wirklich spannende Speisekarten mit tollen Gerichten entwickelt und auf den Teller geliefert wie versprochen. Vielleicht ändert sich die Akzeptanz ja nach dieser Pause und 2023 wird auch für das van Dooren ein Jahr der positiven Entwicklung. Verdient haben sie es allemal. Bis dahin genießen wir alle das Frühstücksangebot und wir aus der Redaktion sicher auch oft den Mittagstisch.

Café Restaurant Van Dooren
Kaiserstr. 132 (Schillerplatz)
41061 Mönchengladbach
Tel.: 02161 - 247 05 50
www.van-dooren-mg.de

Öffnungszeiten ab 11.01.2023
Mo. - So. 09:30 - 17:00 Uhr
Di. Ruhetag