Christian Hornung
Schon länger steht „das Felix“ auf unserer Liste der Restaurants, die wir für die Westgenuss-Reihe besuchen wollen, hört man doch nur Gutes über die im Zentrum von Viersen gelegene Gastronomie. Jetzt hatten wir die Gelegenheit und besuchten das Restaurant von Inhaber Marc Tappiser, der nach dem Weggang von Mitgründer Felix Milstrey erst Ende letzten Jahres sein Team neu aufstellte. Mit Lars Reinhold übernahm der ehemalige Sous-Chef den Posten des Küchenchefs und Restaurantfachmann Carlo Peitzker, der ebenfalls schon von Beginn an im Team ist, wurde neuer Geschäftsführer.
Schräg gegenüber der St. Remigiuskirche in Viersen stehen nun nebeneinander das „felix. Pizza Pasta Pinot“ und „felix. Weinbar und Restaurant“, was wir bei unserem ersten Besuch auf den ersten Blick nicht direkt kapiert haben: Froh, bei Schmuddelwetter einen Parkplatz in der Nähe gefunden zu haben, sehen wir in blauer Schrift „felix“ an der weißen Wand prangen und gehen hinein. Wir wundern uns kurz, dass wir in einem italienischen Restaurant stehen, weil wir aus dem Internet ganz andere Bilder im Kopf hatten und ernten auch beim Vortrag unserer Reservierung nur ein bedauerndes Kopfschütteln. Schnell folgt die Aufklärung: „Haben Sie vielleicht nebenan reserviert in der Weinbar?“ Haben wir, grazie e arrivederci.
Nebenan werden wir ebenso freundlich begrüßt, und diesmal findet man auch unsere Reservierung, heute mal mit Kind, um zu testen, wie sehr solch ein chices Fine-dining-Restaurant auf die Wünsche und Bedürfnisse einer Elfjährigen eingeht. Um es vorweg zu sagen: hervorragend.
Es beginnt schon beim Aperitif. Antonia bekommt einen „Jörg Geiger PriSecco“ (9 €) empfohlen, einen (natürlich) alkoholfreien Prosecco, den der bekannte Winzer laut seiner Homepage aus „alten Obstsorten unter Einsatz von mehr als 200 Kräutern, Gewürzen und Blüten“ kreiert hat. Er schmeckt kräftig nach Apfel und mundet unserer jungen Testerin hervorragend. Meine Lebensgefährtin und ich erfreuen uns an einem Crémant Du Jura Brut (10 €) und einem Reinecker Rosé Brut Sekt (10 €), ehe schon ein runder dicker Landbrotlaib mit einer Butter-Nocke serviert wird. Ich bestelle wie immer noch Olivenöl dazu, das auch sofort in einem kleinen Schälchen gebracht wird.
Gleich danach grüßt das Amuse aus der Küche:
eine schwarze Sesam-Mousse mit Tempura-Zucchini und Cashews, die drei Hauptzutaten harmonieren sehr schön miteinander und man bekommt gleich den ersten Eindruck, das dieses blutjunge Küchenteam hochbegabt sein muss.
Bei den Vorspeisen pausiert Antonia, obwohl der Chef ihr (gratis) anbietet, etwas von der super-aromatischen und ganz feinen Kürbiscremesuppe mit Chili/Ingwer (9 €) meiner Freundin in ein Capuccino-Tässchen zu füllen. Die Suppe kommt mit einem weißen leicht nach Vanille duftenden Schäumchen als Topping und einer schönen Verzierung aus Kürbiskernöl. Als Antonia das Ensemble dann doch mal ganz mutig probiert, hat sie tatsächlich ein Aha-Erlebnis: Bisher mochte sie keine Kürbiscreme, jetzt sollen wir sie ihr zu Hause gern mal nachkochen – aber genauso wie hier, bitte!
Auch eine absolute Empfehlung zum Nachkochen ist meine Vorspeise: Drei fette Tempura-Garnelen auf etwas Gurke mit einer Nocke aus Beeren-Sorbet (17 €), das tatsächlich chili-scharf angemacht ist – ein Feuerwerk! Die außen herrlich krossen und innen perfekt gebratenen Riesengambas werden noch abgerundet von einer gelben Mayo: In der gesamten Kombination war das eine der besten Vorspeisen auf der gesamten bisherigen Testreise für den Hindenburger.
Bei den Hauptgerichten setzt meine Partnerin auf einen Küchen-Klassiker, der hier modern aufbereitet wird: Königsberger Klopse mit Kartoffeln, Kapern und Rote Bete (24 €) - der Duden erlaubt übrigens auch „Rote Beete“. Die Fleischkugeln sind weich, aber kompakt, umschmiegt von der bekannten hellen Sauce mit Rote-Bete-Würfeln, der Kartoffelbrei ist noch aromatisiert mit einem grünen (wir vermuten: Petersilien-)Öl. Was fehlt, sind allerdings die Kapern. Meine Freundin fragt kurz nach und bekommt binnen einer Minute ein Schälchen mit den kleinen grünen Blütenknospen.
Antonia genießt die Linguine mit Gambas (24 €), die in einer wirklich sehr großen Portion und mit einer kräftig tomatisierten Sauce serviert werden – die Zutat „Chili“ hatten wir vorsorglich abbestellt, was kein Problem und nochmal der Beweis dafür war, dass hier alles frisch gekocht wird. Sie schafft gut die Hälfte und hebt erneut den Daumen: Die Kinder-Prüfung hat das „Felix.“ also mit Bravour bestanden.
Mein Wiener Schnitzel mit Kartoffelpüree, Gurkensalat und der traditionellen Garnitur aus Preiselbeeren und Zitrone (29 €) ist ebenfalls stimmig, auch wenn ich ein bisschen nachsalzen muss: Die Schnitzel sind hauchdünn, die Panade leicht wellig und kross. Ich persönlich mag sie noch lieber, wenn sie bereits ein wenig (Paprika-)Würze hat, aber das ist wirklich reine Geschmackssache. Was auch sehr schön gepasst hat, war die Weinbegleitung: Die Flasche Ca Lojera Lugana (39 €) mit feinwürzigen blumigen Bukett wollen wir uns unbedingt zu Hause mal nachbestellen.
Nachtisch passt nach so viel Genuss eigentlich kaum noch, Antonia kann nach den Nudeln sowieso nicht mehr, wir testen aber noch zwei Kleinigkeiten: Eine Kugel Zitronen-Sorbet (3 €) und eine Schoko-Schnitte mit einer Kirsch- und zwei weißen sahnigen Schichten mit schöner Hippe als Garnitur (9 €). Das ganze Ensemble ist etwas zu hart und leicht blass im Geschmack, trübt aber den Gesamteindruck in keiner Weise.
Fazit: Für einen romantischen Zweierabend ist das „Felix“ perfekt geeignet, aber auch Kinder werden hier verwöhnt.
Bei der Verabschiedung wird uns dann noch das „Pizza Pasta Pinot“ empfohlen, wir erfahren, dass der Pizzateig dort bis zu 72 Stunden Zeit bekommt, um perfekt zu werden – wir kommen wieder!
Felix Weinbar & Restaurant
Rektoratstr. 2
41747 Viersen
Tel.: +49 (0) 21 62 89 00 092
E-Mail: info@felix-restaurant.de
https://www.felix-restaurant.de
Öffnungszeiten:
Mittwoch - Samstag ab 18:00 Uhr