Marc Thiele
Viele schwere Jahre und diverse Pächterwechsel liegen hinter dem Restaurant Abtshof auf der Krefelder Straße. Nun wagen mit Nils Loogen und Gönül Brand zwei erfahrene Gastronomen den Neustart.
Nachdem wir in der August-Ausgabe bereits über die neuen Pläne rund um die Reitsportanlage Gut Abtshof und das dazugehörige Restaurant Abtshof berichteten, wurde letzteres mittlerweile eröffnet und konnte bereits zahlreiche Gäste begrüßen. Auch ich war natürlich neugierig und reservierte über www.gut-abtshof-restaurant.de einen Tisch für mich und meine kulinarisch bewanderte und fachkompetente Begleitung.
Das für die Augustausgabe geführte Gespräch mit den neuen Restaurantpächtern Nils Loogen (Küchenchef) und Gönül Brand (Restaurantleiterin), über ihre Pläne für die alteingesessene Gastronomie hatte große Erwartungen geweckt und ich wollte wissen, ob der Abtshof nach all den Jahren voller Irrungen und Wirrungen nun in den Händen ist, die diese wunderschöne Gastrolocation verdient hat.
Unser Besuch im Restaurant Abtshof fand bei bestem Wetter an einem Samstagabend statt und da wir beide zum Essen gerne Wein trinken und daher niemand fahren konnte, nahmen wir ein Taxi aus der Gladbacher Innenstadt zur Krefelder Straße 726, was mit knapp 12€ zu Buche schlug. Wer wie wir das Auto stehen lassen muss oder möchte, erreicht den Abtshof aber auch gut mit dem Rad oder den Buslinien 25 und 36 (Haltestelle Abtshof).
Bei unserer Ankunft wurden wir sehr freundlich empfangen und an unseren Platz auf der großen, neu möblierten Terrasse gebracht. Fast alle Tische dort waren entweder bereits besetzt oder füllten sich im Verlauf des Abends und trotzdem wirkte die Terrasse zu keiner Zeit zu voll und auch der Geräuschpegel war den ganzen Abend über angenehm und ermöglichte problemlos Gespräche. Interessanterweise war vom regen vom Verkehr auf der angrenzenden Krefelder Straße rein gar nichts zu hören. Kurze Zeit nachdem wir Platz genommen hatten erschien der für uns zuständige Servicemitarbeiter, brachte die Speisekarte sowie die umfangreiche Weinkarte und nahm unsere Bestellung für eine Flasche Wasser auf, die auch prompt, zusammen mit dem obligatorischen Brotkorb kam.
Bei meinem Besuch für die August-Ausgabe war die Speisekarte noch nicht fertig und auch zur Weinkarte konnten nur ein paar Hinweise gegeben werden, daher war meine Neugierde natürlich groß, welche Gerichte und Weine es nun in die Karten geschafft hatten. Wir wollten den Abend mit einem Aperitif eröffnen wobei unsere Wahl auf einen trendigen Limoncello Spritz (6,70€ / 0,1l) und eine Eigenkreation des Hauses, den Roten Abt (6,90€ / 0,1l) fiel. Beide Drinks waren eine sehr gute Wahl und passten perfekt zu einem warmen Sommerabend.
Während wir die Speisekarte studierten, versuchte ich bei den anderen Gästen eine Inspiration für meine eigene Speisenauswahl zu finden. Ein Gast an einem der Nachbartische bemerkte meine forschenden Blicke und empfahl mir spontan auf jeden Fall als Vorspeise den marinierten Kalbstafelspitz (12,50€). Eigentlich hatte ich mich schon für das Rote Bete Carpaccio (8,50€) entschieden, aber so einen freundlichen Rat schlägt man nicht in den Wind und so folgte ich ihm. Meine Begleitung verzichtete auf eine Vorspeise, da Ihre Wahl für die Hauptspeise auf Heilbutt an gegrillten, jungen Kartoffeln mit Trüffeln (31€) von der Tageskarte fiel und die Portion ihr groß genug erschien. Auch meine Wahl fiel auf ein Fischgericht, nämlich schottischen Lachs mit Gemüsecurry und rotem Reis (27€). Wahrlich keine leichte Entscheidung, denn auch das irische Rumpsteak aus dem Beefer (29,50€), der Abtshof Burger im Laugenbun (17,50€) und die Maispoularde an Kräuter-Kartoffel-Stampf mit Mangold und Schalotten und einer Madeirasauce (27€) an den nahen Tischen sahen köstlich und gut portioniert aus. Über ein Dessert wollten wir später entscheiden, jetzt war erst einmal die Zeit für die Weinauswahl gekommen.
Der Blick in die umfangreiche Weinkarte machte die Getränkeentscheidung nicht einfach. 8 offene Weine, allesamt vom Weingut Jens Griebel aus der Pfalz, eröffneten das gut sortierte Angebot an deutschen und internationalen Weinen. Bei den Flaschenweinen standen Produkte diverser renomierter Weingüter zur Auswahl, darunter das Weingut Hensel mit seinem beliebten trockenen Grauen Burgunder „Aufwind“ und einem „Aufwind“ Special Edition Cuvee. Weitere Weine stammten u.a. vom Weingut Nick Köwernich (Mosel), dem Weingut Metzger (Nordpfalz), dem Weingut Kistenmacher-Hengerer (Württemberg), dem Weinhaus Schumann Kaiserstuhl (Baden) sowie dem Weingut Daniel Mattern (Rheinhessen). Auch die neuen Besitzer des Gutes - Helmut Nolden, Sarah Valder-Schedl und Harald L. Schedl - hinterließen ihre Spuren in der Weinkarte und ergänzten diese um internationale Spitzenweine u.a. aus Frankreich. Unsere Wahl fiel schlussendlich auf einen unserer Lieblingsweine, den „Aufwind“ aus dem Hause Hensel, diesmal jedoch als Cuvée in der Special Edition ( 27€ / Fl. 0,75l). Als wir den ersten Schluck Wein genossen, erschien unser Kellner und präsentierte uns einen Gruß aus der Küche, bestehend aus Dreierlei vom Pfifferling, allesamt köstlich.
Auch meine Vorspeise, der marinierte Kalbstafelspitz, ließ nicht lange auf sich warten und schon der erste Biss überzeugte auf ganzer Linie. Die Empfehlung unseres Tischnachbarn traf ins Schwarze. Meine Begleitung, die es sich nicht nehmen ließ, eine „kleine“ Portion zu probieren (so ist das nun mal mit den Damen, erst wollen sie nichts, und dann ist dein Essen weg) kam ebenfalls ins Schwärmen, wobei sie sogar die Kochkünste ihrer Mutter, die wohl selber einen exzellenten Tafelspitz zubereiten konnte, hinter dem was hier auf der Gabel war, einordnete. Wenn das kein Kompliment für die Küche war, was dann?
Nach einer angemessenen Pause, nur unterbrochen von einem aufmerksamen Servicemitarbeiter, der für stets gefüllte Wein- und Wassergläser sorgte, folgten dann unsere beiden Hauptspeisen, Heilbutt und schottischer Lachs. Beide klassisch angerichtet und in guten Portionsgrößen. Auch hier leistete die Küche ganze Arbeit. Der Heilbutt war zart und fiel fast von selber auf die Gabel und auch der schottische Lachs war genau so zubereitet, wie ich ihn liebe. Alles in allem eine sehr gute Wahl, die auf ganzer Linie überzeugte.
Für einen vollständigen Eindruck brauche ich jedoch immer ein Dessert und das ist - wenn angeboten - entweder eine Crème Brûlée oder eine Mousse au Chocolat - natürlich nur um vergleichen zu können. Wir bestellten beides, aber zuerst überraschte uns Küchenchef Nils Loogen mit einer frisch aufgeschlagenen Zabaionecrème. Eine schöne Idee und ebenfalls sehr lecker, aber ich hatte mich jetzt gedanklich auf die Crème Brûlée eingeschossen und so beendeten wir den Abend mit eben dieser und vollkommener Magenfülle. Die Crème Brûlée an Mango und Ananas mit Tonkabohne (6,50€) war köstlich.
Bei einem Espresso zum Abschluss war die Zeit für ein Resumée des Abends gekommen und meine Begleiterin und ich waren uns ohne Diskussion einig, dass wir diesen Abend auf ganzer Linie genossen hatten. Das moderne, angenehme Ambiente ist der ideale Rahmen für das hochwertige, kulinarisches Angebot. Das Restaurant Abtshof, so wie es uns an diesem Abend präsentiert wurde, gehört für uns nach so vielen unsteten Jahren ab sofort verdient wieder zu den Top-Gastroadressen Mönchengladbachs, mit einem absolut stimmigen und fairen Preis-Leistung-Verhältnis und einem aufmerksamen Service, so wie ich ihn mir wünsche.
Nils Loogen und Gönül Brand haben mit ihrem Team den Abtshof wieder zu neuem Leben erweckt und lassen die Probleme der vorherigen Pächter vergessen. Wir kommen wieder, keine Frage, und dann wenden wir uns den anderen Speisen der Karte zu, ob einem der 3-Gang-Menüs (33€ - 38€), einem Flammkuchen (9,50€ - 11,50€), Tapas (ab 12,50€), einem Salat (ab 8,50€), einer kreativen Bowl (ab 13,50€) oder den saisonal wechselnden Gerichten - nach diesem ersten Abend ist die Neugierde und Vorfreude auf jeden Fall groß.
Restaurant Gut Abtshof
Krefelder Straße 726
41066 Mönchengladbach
Öffnungszeiten:
Di. - Do. 12:00 - 23:00 Uhr
Fr. u. Sa.: 12:00 - 24:00 Uhr
So. 12:00 - 22:00 Uhr
Mo. Ruhetag