Marc Thiele
Farin Urlaub, Sänger und Gitarrist der deutschen Band „Die Ärzte“ ist quasi Schuld daran, dass der Mönchengladbacher Ricco Löschner seit nunmehr knapp 16 Jahren mit Leidenschaft E-Gitarren baut. Natürlich hat Farin Urlaub ihm nicht persönlich gesagt: „Gehe hin und baue E-Gitarren“, vielmehr war es das ikonische Saiteninstrument des Musikers, die „Black Hawk“, das es Ricco Löschner, der ebenfalls in einer Band spielte und immer noch spielt, angetan hatte. Er wollte genau diese besondere Gitarre unbedingt haben. Das Original und nicht das damals erhältliche „Farin Urlaub Signature Modell“, das sich doch merklich vom individuell für den Ärztemusiker in den 1990er Jahren gebauten Instrument unterschied. Wie 2007 alles anfing und bis heute weiter ging erzählte uns Ricco Löschner aka „Riggö Custom Guitars“ im Gespräch in seiner Werkstatt.
HINDENBURGER: Vom Wunsch, ein ganz spezielles Instrument besitzen zu wollen, zum Nachbau des selbigen ist schon ein großer Schritt. Wie ist es dazu gekommen?
Ricco Löschner: Ich habe sehr viel recherchiert und bin im Internet auf die Webseite des Herstellers gestoßen, der dort eine sehr detaillierte und umfangreich bebilderte Anleitung zum Nachbau des Originalmodells veröffentlichte. Dann habe ich einfach mal angefangen, hatte dabei Anfangs noch Hilfe von Tommy Metz, dem Inhaber des ehemaligen Viersener Fachgeschäftes „Tommy‘s Guitar Lounge“ und irgendwann war das Ding fertig.
HINDENBURGER: Einfach mal anfangen ist ja immer ein guter Weg, aber Gitarren sind doch ziemlich komplex oder? Da gibt es doch sehr viel zu beachten. Wie hast Du das alles hinbekommen?
Ricco Löschner: E-Gitarren sind anders als Akustikgitarren. Sie sind einfacher aufgebaut, der Korpus wird z.B. meistens aus einem, manchmal auch zwei Holzstücken gefertigt. Die sehr detaillierte Bebilderung des Herstellers Cyan Guitars von Farin Urlaubs Gitarre hat mir damals sehr dabei geholfen, die einzelnen Arbeitsschritte und Besonderheiten zu verstehen und zu sehen, auf was genau ich zu achten habe.
HINDENBURGER: Wie ging es dann weiter, nachdem Deine Traumgitarre fertig war?
Ricco Löschner: Es ging irgendwie einfach weiter. Kaum war die erste Gitarre fertig, lag auch schon das Holz für die zweite auf dem Tisch. Die war noch nicht fertig und das Holz für die Dritte war bestellt und so ging es immer weiter.
HINDENBURGER: Damals hast Du das ja noch als eine Art Hobby gemacht, wie kam es dann zur Selbstständigkeit?
Ricco Löschner: Mein erster Kunde war 2015 ein Freund von mir, was ja irgendwie auch nahe liegt. Mit ihm teilte ich mir damals einen Proberaum, wo er auch meine selbst gebauten Gitarren stehen sah. Er war auf der Suche nach einer neuen Gitarre, fand im Handel aber nichts, das ihm gefiel und fragte mich, ob wir uns nicht mal zusammensetzen können. Gesagt, getan, und so entwarfen wir zusammen sein neues Instrument und der Grundstein für mein nebenberufliches Gewerbe war gelegt.
HINDENBURGER: Wie gehst Du denn beim Gitarrenbau vor. Arbeitest Du nur auf Bestellung oder baust Du auch ohne Auftrag und verkaufst dann?
Ricco Löschner: Früher habe ich auch einfach mal so gebaut, aber seitdem ich Vater bin, ist das halt auch einfach zeitlich nicht mehr drin. Aktuell arbeite ich nur auf Auftragsbasis und schaffe so an die zwei Gitarren pro Jahr. Das ist natürlich nicht viel, aber mittlerweile nimmt der Service- und Reparaturbereich auch den Großteil meiner Arbeitszeit in Anspruch (zeigt dabei auf diverse Gitarrenkoffer in seiner Werkstatt). Das sind alles Kundenaufträge, bei denen es um diverse Arbeiten geht, vom neu Besaiten bis zum Einstellen der Saitenlage oder zur Reparatur eines Bruches des Gitarrenhalses.
HINDENBURGER: Hast Du für den Gitarrenbau ein Lieblingsholz?
Ricco Löschner: Für den Korpus nehme ich sehr gerne Esche, auch wegen der wunderschönen Optik, die durch die Maserung des Holzes zustande kommt. Beim Griffbrett setze ich gerne Ebenholz oder Mutenye ein und beim Hals Ahorn.
HINDENBURGER: Du arbeitest aber auch mit anderen Hölzern. Vor Kurzem hast Du eine selbstgebaute Gitarre aus Spanplatte für den Guten Zweck versteigert. Was hat es damit auf sich?
Ricco Löschner: Das war eher ein Spaß- und Versuchsprojekt. Der Korpus entstand aus einer alten Küchenplatte und der Hals aus Ahorn war ein Fertighals, um die Kosten niedrig zu halten. Die Idee mit der Spende für den Verein „Insel Tobi“ der sich für die Palliativpflege von Kindern einsetzt, entstand im Rahmen des Podcasts „erst sägen, dann messen“, in dem ich im letzten Jahr interviewt wurde.Ein Los kostete 5€, man konnte aber auch mehr spenden und ich hoffte am Ende auf eine Summe von 500€, aber das Ganze ging dann doch deutlich höher und schlussendlich gingen 1.350€ als Spende an den Verein.
HINDENBURGER: Wie lange brauchst Du im Durchschnitt für eine neue Gitarre, also vom Design bis zur Fertigstellung?
Ricco Löschner: Ich habe das tatsächlich nie komplett dokumentiert, weil es zwischendurch auch mal Arbeitsschritte gibt, bei denen die Gitarre einfach mal eine Zeit lang liegt, z.B. damit die Verleimung sich setzen kann und das Holz keine Spannung mehr hat. Aber grob überschlagen sind es wohl um die 40 - 50 Stunden.
HINDENBURGER: Arbeitest Du mit Vorlagen oder designst Du jede Deiner Gitarren selber?
Ricco Löschner: Ich arbeite mit Corel Draw und entwerfe da auch alle meine Gitarren (zeigt dabei auf einen Schrank in der Werkstatt, an dem viele Risszeichnungen hängen). Auch ungewöhnliche Designs, wie die Ampelmännchengitarre, bei der das bekannte grüne Ampelmännchen Teil des Korpus ist und das rote Ampelmännchen die Kopfplatte darstellt. Das schöne ist, dass man beim Korpus eigentlich von der Form her machen kann, was man will. Man ist da total flexibel. Bei mir muss aber trotzdem immer eine gewisse Symmetrie vorherrschen, egal, welche sonstigen Formen ich verbaue. Aber so hat jeder seine Eigenarten.
HINDENBURGER: Kommen wir zur letzten Frage, dem schnöden Mammon. Was kostet es, sich von Dir eine Gitarre maßschneidern zu lassen?
Ricco Löschner: Letztes Jahr habe ich noch bei etwa 2.500€ angefangen, aber durch die recht hohen Kostensteigerungen u.a. bei Material sind es nun wohl eher 3.000€. Alleine eine Hochglanzlackierung kostet mich mittlerweile schon fast 1.000€. Ich würde das gerne selber machen, kann es aber nicht. Selbst wenn ich mich in das Thema einarbeiten würde, die notwendigen Investitionen für eine Lackiererei mit Abluft und all den anderen Vorschriften würden mein Budget sprengen.
HINDENBURGER: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Spaß und Erfolg!
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