Bis zum Ende der 1960er Jahre war die klinische Psychiatrie in Deutschland gekennzeichnet von Überbelegung, menschenunwürdigen Zuständen und einem therapiefeindlichen Arbeitsumfeld. Die von psychischen Erkrankungen Betroffenen wurde eher in Klinik weggesperrt und aus ihrem gesellschaftlichen Umfeld herausgerissen, statt sich auf ihre Therapie zu fokussieren. Klaus Dörner, einer der bekanntesten Reform- und Sozialpsychiater der vergangenen 50 Jahre prägte hierfür den Ausspruch: „Ein verschlissenes System ohne Zukunft“.
Diese Zustände wurden parteiübergreifend auch von einigen Abgeordneten des Deutschen Bundestages erkannt, die im März 1970 einen Antrag einbrachten, die Situation der deutschen Psychiatrie zu überprüfen. Am 31.08.1971 beauftragte der Bundestag eine Enquete-Kommission zur Lage der Psychiatrie in der BRD.
Auf Basis der Ergebnisse und einiger Modellvorgaben der sogenannten Psychiatrie-Enquete wurde in Mönchengladbach der Versuch gestartet, eine psychiatrische Klinik in die Gemeinde zu verlagern. Gängig waren seinerzeit Wohnort- und lebensferne Anstalten. Damit waren die Konzepte für eine gemeindenahe Psychiatrie geboren, woraus sich mit der Zeit die heute praktizierte Sozial- und Gemeindepsychiatrie entwickelte.
Federführend für dieses Projekt war der deutsche Reform-Psychiater Alexander Veltin (1921- 2013, der von 1972 bis 1983 erster ärztlicher Leiter der damaligen Rheinischen Landesklinik – heute LVR-Klink Mönchengladbach – war. Unter seiner Leitung etablierte sich die Landesklinik als Modellklinik der gemeindenahen Versorgung und ein für Nordrhein- Westfalen beispielhaftes Sozialpsychiatrisches Zentrum entstand. 1973 gründete Veltin zudem einen sogenannten Hilfsverein, die Geburtsstunde des Vereins für die Rehabilitation psychisch Kranker, kurz Reha-Verein.
Zusammen mit der Ambulanz der Landesklinik wurden in Trägerschaft des neu gegründeten Vereins Wohnplätze außerhalb der Klinik als betreute Wohngemeinschaften gegründet. Hinzu kamen Begegnungs- und Kontaktstellen, die sogenannten Patientenclubs. Nach und nach entstand so ein breites Netz am komplementären Diensten. Eine Entwicklung, die in den 1980er und 1990er Jahren von Politik und Verwaltung gezielt gefördert wurde. Dadurch entstanden weitere Wohnheime, das ambulant Betreute Wohnen, Tages- und Werkstätten und vieles mehr, so dass der Reha-Verein weiterwuchs.
Nachdem Alexander Veltin Mitte der 1980er Jahre Mönchengladbach verließ, folgten ihm Ralf Seidel und später Harald Kamp als Vorsitzende des Vereins, sowie mit Eckhard Kleinlützum ein Fachmann, der die Geschäftsführung (1980-2004) übernahm und ganz im Geiste Veltins immer die Verknüpfung von Psychiatrie und Lebenswelt im Blick hatte. Unter ihrer Führung erfolgte ein großflächiger Aus- und Weiterbau des Reha-Vereins in Mönchengladbach. Zudem wurde der Grundstein für ein weiteres, zeitgemäßes Wachstum in den Folgejahren gelegt.
Mittlerweile beschäftigt der Reha-Verein etwa 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist an über 10 Standorten im Stadtgebiet aktiv, darunter wohl in der Öffentlichkeit am bekanntesten, die fahrradwerkstatt360grad sowie die e-Werkstatt auf der Sophienstraße.
Auch das Leistungsspektrum wurde stets erweitert und die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen professionalisiert.
Als Ergebnis entstand in enger Kooperation mit der LVR-Klinik Mönchengladbach und dem Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt der Gemeindepsychiatrische Verbund.
Heute wird der Reha-Verein, der seit seiner Gründung Mitglied im Paritätischen ist, von einem zweiköpfigen, hauptamtlichen Vorstand geleitet (derzeit Dieter Schax und Klaudia Rudat), der auch für die enge Abstimmung mit der Tochtergesellschaft Intres zuständig ist, welche seit über 20 Jahren in der Versorgung Suchtkranker tätig ist und u.a. als Träger die Kulturküche in der Mönchengladbacher Altstadt betreibt.
Weitere Informationen zum Reha-Verein und alle von diesem angebotenen Leistungen finden Sie auf www.rehaverein-mg.de
Reha-Verein
Thüringer Str. 12
41063 Mönchengladbach
Tel.: 02 16 1 - 57 68 -0
Fax: 0 21 61 - 57 68 -2009
www.rehaverein-mg.de