Sozialpädagoge Clemens Markus steht im Eingang des Achtsam e.V. Sozialpädagoge Clemens Markus steht im Eingang des Achtsam e.V.
Foto: © Marc Thiele
Sozialpädagoge Clemens Markus berät im Verein Betroffene.
01.09.2021
Medizin + Co

Achtsam e.V.

hilft mit Rat und Tat bei der Diagnose Autismus-Spektrum-Störung

Redaktion: Eva Baches

Wenn Eltern mit der Diagnose Autismus-Spektrum-Störung konfrontiert werden, ist es ein Schock und viele Fragen prasseln auf die Eltern ein. Seit 2013 ist der Verein Achtsam e.V. im wahrsten Sinne des Wortes eine Unterstützung für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung.

Eltern zu sein ist in jedem Fall eine große Aufgabe, aber eine Krankheit, eine Behinderung oder eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, wie die Autismus-Spektrum-Störung, stellen die ganze Familie noch einmal vor eine besondere Herausforderung. Da braucht man einen starken Partner an seiner Seite, der einen durch den Dschungel von Formularen und Paragrafen hilft und mit Rat und Tat zur Seite steht.

Seit 2013 ist das der Verein Achtsam e.V. Unterstützung für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung. 2014 bezog der Verein eigene Räumlichkeiten auf der Alsstraße 259 und baute sein Angebot kontinuierlich aus. Es teilt sich auf in die Beratung, die kostenfrei ist und sich aus den Mitgliedsbeiträgen der insgesamt 70 Mitglieder sowie aus Spenden finanziert, und der Autismus-Therapie-Ambulanz, die Anfang 2021 startete. Diese wird von den jeweiligen Trägern, wie dem Landesverband Rheinland oder dem Jugendamt, finanziert.

„2013 gründete ein betroffenes Elternpaar den Verein und kam schnell in Kontakt mit anderen Eltern, die vor den gleichen Problemen standen. Außerdem hatten sie durch ihr berufliches Umfeld Kontakt mit Psychologen und anderen Fachleuten.“, erzählt Clemens Marcus.

Marcus studierte Sozialpädagogik. Seit März ist er bei Achtsam e.V. und ist neben seiner Kollegin Sandra Becker-Weber, die auch die Geschäftsführung des Vereins übernimmt, einer der beiden Therapeuten. Clemens Marcus weiß, vor welchen Hürden die Eltern noch vor einer endgültigen Diagnosestellung durch einen Facharzt stehen. „Oft haben die Eltern eine Verdachtsdiagnose vom Kindergarten oder einem Verwandten, dem etwas beim Kind aufgefallen ist. Da ist die erste Frage, wo man die Diagnose stellen lassen kann. Wir verweisen dann meist auf die Sozialpsychologischen Zentren im Umkreis.“, sagt Marcus. Aber auch finanzielle Sorgen belasten die Eltern. „Viele wissen nicht, wo sie Hilfe beantragen können, oder das sie überhaupt Leistungen wie Pflegegeld, Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege in Anspruch nehmen können. Da unterstützen wir und begleiten bei Behördengängen, beraten bei der Beantragung eines Pflegegrades oder eines Schwerbehinderten Ausweises.“, erklärt Clemens Marcus. Außerdem bietet der Verein in Selbsthilfegruppen, die durch die Teilnehmer selbst organisiert werden, die Möglichkeit zum Austausch an. Außerhalb der Pandemie gibt es auch Veranstaltungen und Seminare, in denen externe Referenten ihr Wissen zu den unterschiedlichsten Themen zur Verfügung stellen.

In der Therapie verfolgt der Verein zwei Ziele:“ Wir wollen die Eltern zu kleinen Autismus Therapeuten ausbilden, damit sie auch nach der Therapie ihr Kind weiter fördern und unterstützen können und wir arbeiten ressourcenorientiert. Wir schauen darauf, was das Kind schon kann und setzen dort an. Wir möchten erreichen, dass das Kind oder der Jugendliche im Rahmen seiner Möglichkeiten ein selbstbestimmtes Leben führen kann.“, erklärt Clemens Marcus. Da spielt die Arbeit mit dem Umfeld eine wichtige Rolle. „Wir gehen zum Beispiel in die Schulen oder in die Familien und leiten an und beraten. Oder beobachten das Verhalten, wenn es Probleme gibt und bieten Lösungen an. Oft sind es Kleinigkeiten, wie ein Blätterrauschen, das das Kind stört. Dann reicht es schon, das Fenster geschlossen zu halten. Wir beziehen auch immer die Geschwisterkinder mit ein“, sagt Marcus. Ein weiterer Teil der therapeutischen Arbeit ist die Förderung der Sprachentwicklung.

Clemens Marcus erinnert sich an ein schönes Erlebnis:“Ich habe einmal mit einem kleinen Jungen gearbeitet. Weil er nicht sprechen konnte, haben wir in der Therapie mit sogenannten Sprachkarten gearbeitet. Darauf sind dann Symbole wie ein Glas oder Tiere abgebildet. Das Kind zeigt auf das Bild, weil es etwas trinken möchte. Gleichzeitig spreche ich das Wort Wasser aus. Im Idealfall spricht das Kind das Wort nach. Ich habe lange mit dem Kind gearbeitet und irgendwann kam dann das Wort Wasser. Das war ein unbeschreibliches Glücksgefühl“, sagt er und lacht über das ganze Gesicht.

Im Außenbereich konnte der Verein ein weiteres Highlight realisieren: Eine Begegnungsstätte mit behindertengerechtem Garten. Hier warten zum Beispiel das Orbiter Karussell, oder einer Rollstuhlgerechtes Trampolin auf die kleinen Gäste. Betreut wird die Begegnungsstätte ehrenamtlich durch die Gartenpaten. Er steht zu den Öffnungszeiten montags bis freitags von 14 Uhr bis 17 Uhr Mitgliedern und anderen Familien offen. Es empfiehlt sich aber vorher auf der Homepage www.achtsam-mg.de die Zeiten noch einmal zu prüfen. Auch inklusive Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten können die Begegnungsstätte für Ausflüge reservieren. Für Kindergeburtstage kann der Spielplatz angemietet werden.


achtsam e.V.
Unterstützung für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung
Alsstraße 259
41063 Mönchengladbach
www.achtsam-mg.de