Brigitte Bloschak sitzt vor ihrem Schreibtisch Brigitte Bloschak sitzt vor ihrem Schreibtisch
Foto: © Eva Baches
Fachbereichsleitung Brigitte Bloschak und ihr Team vom Diakonischen Werk Mönchengladbach gGmbH stehen Menschen in Not zur Seite.
01.12.2021
Medizin + Co

Café Pflaster

Beratung und Hilfe für Wohnungslose

Redaktion: Eva Baches

Der Herbst und der Winter sind für Menschen auf der Straße die beiden härtesten Jahreszeiten: Deshalb möchten wir hier in einer kleinen Serie Menschen und Institutionen vorstellen, die wohnungslosen oder von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen Schutz und Hilfe bieten.

Mitten in Mönchengladbach auf der Kapuzinerstraße 44 sowie in Rheydt auf der Brucknerallee bietet das Diakonische Werk mit dem Café Pflaster einen solchen Schutzraum. Frühstück wird dort ab 8 Uhr angeboten und ein warmes Mittagessen gibt es jeden Dienstag. An beiden Standorten steht den Klienten ein Duschraum zur Verfügung und die Möglichkeit, Wäsche zu waschen.

Brigitte Bloschak Dipl. Sozialarbeiterin und Fachbereichsleitung, nimmt mich in Mönchengladbach in Empfang und führt mich durch den Flur des älteren Gebäudes zu einem hellen großen Raum. An den Fenstern und weiter im Raum verteilt stehen Tische, auf der rechten Seite befindet sich eine Theke. „Hier bieten wir jeden Morgen ein Frühstück an. Der Kaffee und ein Brötchen kosten 0,30 Cent. Jeden Mittwoch gibt es ein warmes Mittagessen, dass wir für 0,70 Cent anbieten“, erzählt sie. „Oft kommt es vor, dass die Menschen auch schon vor acht hier warten. Sie haben dann eine harte, kalte Nacht hinter sich und freuen sich auf etwas zu essen und ein warmes Getränk“, fügt sie hinzu.

Neben dem Aufenthaltsraum befindet sich im Erdgeschoss ein Sanitätsraum. Hier kümmern sich die beiden examinierten Krankenschwestern Marlene Beckmann und Manuela Brülls um die medizinischen Probleme der Klienten. Die Menschen können hier ihre Wunden professionell versorgen lassen oder gerade im Winter auch Medikamente gegen Erkältungssymptome bekommen. „Wir sorgen auch dafür, dass unsere Klienten neue sterile Spritzen bekommen können“, sagt Brigitte Bloschak. Zusätzlich gibt es auch noch einen Duschraum und einen Raum, um die Wäsche zu waschen. Unten im Keller befindet sich die Kleiderkammer. „Das machen unsere Ehrenamtler völlig eigenständig. Da der Raum sehr klein ist, können die Klienten nicht selbst nach unten. Daher bringen die Damen die Sachen nach oben und schauen zusammen mit dem Klienten, was passend ist“, sagt Brigitte Bloschak. Jeden Montag bis Mittwoch von 10 Uhr bis 12 Uhr sind die Ehrenamtlerinnen vor Ort.

Dann geht es in die erste Etage. Hier befindet sich das Büro von Brigitte Bloschak und ihren Kollegen. Denn das Café und die Versorgung mit Kleidung und die medizinische Versorgung sind nicht alles, was den Hilfesuchenden zur Verfügung steht.

„Hier findet unsere Beratung der Klienten statt. „Wir unterstützen beim Umgang mit Behörden, helfen Anträge zu stellen, um Leistungen in Anspruch zu nehmen und versuchen alles, um den Männern und Frauen, die in unsere Beratungsstelle kommen eine Wohnung zu vermitteln“, sagt Brigitte Bloschak. Das gestaltet sich oft nicht einfach „Bezahlbaren Wohnraum zu finden wird immer schwieriger. Leider ist viele Jahre in dieser Richtung nichts passiert. Wir selbst können 40 Wohnungen anbieten“, sagt sie.

2020 suchten 660 Männer die Zentrale Beratungsstelle für alleinstehende Männer auf der Kapuzinerstraße auf. 486 Männer hatten keine eigene Wohnung, 92 Männer waren von Wohnungslosigkeit bedroht. In die Beratungsstelle für wohnungslose Frauen auf der Oskar-Kühlen-Straße kamen 361 Frauen zu den Sozialarbeiterinnen Mascha Theißen und Annette Hermenau. Davon waren 160 Frauen wohnungslos. In der Beratungsstelle befinden sich auch 5 Wohnungen für ein ambulant Betreutes Wohnen.

„Wir haben 1990 die beiden Beratungsstellen getrennt, um noch besser auf die geschlechtsspezifischen Bedürfnisse eingehen zu können“,sagt Brigitte Bloschak. Parallel zu den stationären Angeboten gibt es unter anderem zwei Projektstellen, die aufsuchende soziale Arbeit leisten. Seit April 2020 gibt es das Projekt Frauenspezifische Kontaktsuche und Kontaktpflege von wohnungslosen Frauen in ihrer Lebenswelt und Hinführung zu eigenem Wohnraum.

„Es hat sich herausgestellt, dass ein Teil der wohnungslosen Frauen mit den üblichen Angeboten nicht erreicht wird. Die Frauen halten sich im verborgenen Umfeld auf“, erklärt Brigitte Bloschak. Das zweite Projekt zielt in seiner aufsuchenden Arbeit auf die Stärkung der Suchtberatung für wohnungslose Menschen ab. „Unser Streetworker erreicht so auch die Menschen, die warum auch immer, nicht die Termine der Suchtberatung wahrnehmen können. Er sensibilisiert die Betroffenen für ihre Suchtproblematik und hilft bei Anträgen für eine Therapie und bei der Suche nach geeigneten Wohnplätzen oder einem Platz in der Notschlafstelle“, berichtet Brigitte Bloschak.

Die erfahrene Dipl. Sozialarbeiterin ist seit 1986 dabei und hat in dieser Zeit schon viel erlebt und weiß daher auch, wie schnell es auch in unserem Sozialstaat passieren kann, dass man eben durch dieses Netz fällt. „Es hat sich gesellschaftlich viel verändert. Der Rückhalt der Familie ist nicht mehr so gegeben. Auch Trennung ist ein großes Thema“. Umso dankbarer ist sie, dass sie jeden Tag aufs Neue den Menschen helfen kann.


Café Pflaster Mönchengladbach
Kapuzinerstraße 44
41061 Mönchengladbach
Tel.: 02161 - 576 69 69

Café Pflaster Rheydt
Brucknerallee 37
41236 Mönchengladbach
Tel.: 02166 - 146 48 57