Die Ehrenamtler Marcus Daum, Markus Ruhm und Michael Günner mit dem neuen Inklusions-Bike der AWO. Die Ehrenamtler Marcus Daum, Markus Ruhm und Michael Günner mit dem neuen Inklusions-Bike der AWO.
Foto: © Anke Molitor / Hindenburger
Die Ehrenamtler Marcus Daum (li), Markus Ruhm (mi) und Michael Günner (re) mit dem neuen Inklusions-Bike der AWO
01.10.2021
Medizin + Co

Mit dem AWO Inklusions-Bike auf Tour

Redaktion: Eva Baches

Die AWO Begegnungsstätte Neuwerk bietet ab sofort einen ganz neuen Service an: Das AWO Inklusions-Bike. Ehrenamtler fungieren dabei als Chauffeure für die Menschen, die selbst keine Radtour mehr unternehmen können. Ein tolles Erlebnis für beide Seiten.

Michael Günner weiß schon genau, wohin seine erste Tour mit dem neuen Inklusions-Bike der AWO gehen soll: “Ich bin auf jeden Fall bei der ersten Tour dabei. Ich möchte gerne an der Niers entlang zum Schloss Rheydt“, dabei lächelt er über das ganze Gesicht, hebt den Daumen.

Alles klar: Michael ist bereit. Nur wer für ihn auf dem umgebauten Lastenrad in die Pedale treten soll, weiß er noch nicht so genau. Aber warum es kompliziert machen, wenn es auch einfach geht?:
“Erst fahre ich mit Marcus und dann mit Aydin“, sagt er. Michael ist in der Begegnungsstätte bekannt und fühlt sich wohl. Mit Ehrenamtler Aydin Sengelen verbindet ihn mittlerweile eine Freundschaft. „Michael wohnt hier in Neuwerk im Betreuten Wohnen und seit Beginn der Pandemie wird er von hier auch mit Essen versorgt.“, erzählt seine Mutter Hildtrut Günner. Außerdem ist er begeistertes Mitglied im Tambour Corps Neuwerk, der hier in der Begegnungsstätte zusammenkommt, genauso wie die Senioren oder der Fahrradclub.

Dies ist für Leiter Thomas Telscher gelebte Inklusion. Mit dem Inklusions-Bike steht den Menschen in Neuwerk, egal welchen Alters, Nationalität, mit Handicap oder ohne, nun ein weiteres Instrument zur Verfügung, mit denen sie gemeinsam ihre Freizeit verbringen können.

„Wir möchten hier ein Quartierstreffpunkt sein für Neuwerk, aber auch für die Menschen drumherum“, sagt Thomas Telscher. Die Idee zum Inklusions-Bike kam ihm durch ein ähnliches Projekt in Norddeutschland. Dies war speziell für Menschen, die nicht mehr in der Lage waren, zu gehen“, sagt der Leiter. „Wir möchten das Bike auch Familien mit Kindern anbieten“, fügt er hinzu. Doch bevor es für das ehemalige Lastenfahrrad auf die Strecke gehen konnte, waren einige Umbaumaßnahmen nötig. So verfügt es vorne über Überrollbügel, damit im Falle eines Sturzes dem Beifahrer nichts passieren kann. Außerdem sind die beiden Sitze gepolstert und haben Anschnallgurte. „Wir möchten noch eine Rampe einbauen, so dass auch Rollstuhlfahrer komplett mit dem Rollstuhl das Rad nutzen können. Insgesamt kann das Rad mit 130 Kilo plus Fahrer beladen werden“, sagt Thomas Telscher. Bei schlechtem Wetter kann die Beifahrerkabine komplett abgedeckt werden. 3000 Euro kostet ein solches Rad.

Das Projekt wurde gefördert durch den Inklusionscheck des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. Zwei Räder hat die AWO bereits im Einsatz und ein drittes soll bald dazu kommen. „Dann können insgesamt 6 Personen die Räder gleichzeitig nutzen“, sagt Thomas Telscher. Das Inklusions-Bike kann für geführte Touren mit Chauffeur gebucht werden. Aber das Rad kann gegen eine kleine Gebühr auch ohne Chauffeur zum Beispiel von Familien mit Kindern für einen Familienausflug gebucht werden. Für Senioren, die mit dem Inklusions-Bike eine Tour unternehmen möchten, bietet die AWO sogar einen Abholservice an. „Wer das Rad buchen möchte, bekommt noch eine gründliche Einweisung“, erzählt Leiter Michael Telscher. Denn mit einem Lastenrad fährt es sich deutlich anders. Hier ist beim Lenken voller Körpereinsatz gefragt und auch die 25 kmh, die das E-Bike auf die Strecke bringt, sind nicht zu unterschätzen.

Die drei ehrenamtlichen Chauffeure Aydin Sengelen, Marcus Daum und Markus Ruhm freuen sich schon auf die ersten herbstlichen Touren. „Ich bin seit mehr als vier Jahren dabei. Ich finde es sehr interessant, mit den älteren Leuten zu sprechen und zu hören, wie es damals war. Ich kann das nur jedem empfehlen“, sagt Aydin Sengelen. „Ich habe mein Ehrenamt noch erweitert“, erzählt Marcus Daum. „Ich habe auch schon als Jugendtrainer im Fußball gearbeitet. Mit Thomas habe ich schon einige Radtouren unternommen und da hat er mich gefragt“, fügt er hinzu. Markus Ruhm kam per Zufall zur AWO. „Thomas hat jemanden für die IT gesucht. Und mich daraufhin angesprochen, ob ich mich engagieren möchte. Und es macht mir sehr viel Spaß“, erzählt er.

Das Inklusions-Bike kann telefonisch unter 02161-666079 gebucht werden aber auch für Rückfragen steht das Team gerne zur Verfügung.