2 Fotos, auf dem linken Prof. Dr. med. Ursula Nestle, auf dem rechten ein neues Bestrahlungsgerät 2 Fotos, auf dem linken Prof. Dr. med. Ursula Nestle, auf dem rechten ein neues Bestrahlungsgerät
Fotos: © J. Tepass
01.10.2022 Anzeige
Medizin + Co

Strahlentherapie nach Ausbau nun in erweitertem Betrieb

Bald fertig und schon mit erweitertem Betrieb möglich – so bilanziert man in den Kliniken Maria Hilf an der Viersener Straße aktuell den Status Quo, was den im Dezember 2020 begonnenen Erweiterungsbau der Klinik für Strahlentherapie betrifft.

„Nach baulicher Fertigstellung der neuen Gebäude sind inzwischen zwei unserer neuen Bestrahlungsgeräte schon im Einsatz“, schildert die Chefärztin der Strahlentherapie, Frau Prof. Dr. med. Ursula Nestle die aktuelle Situation in Ihrer Klinik, gepaart mit etwas Freude und etwas Stolz.

Gründe hierzu liefert die Tatsache, dass man trotz Corona-bedingter Schwierigkeiten und der im Baugewerbe zuletzt spürbaren Einschränkungen, ganz nah am Zeitplan der Baumaßnahme geblieben ist. Über die Einhaltung baulicher Eckdaten hinaus spielen die neuen, nun in Betrieb befindlichen Bestrahlungsgeräte bzw. Linearbeschleuniger und die hinzugewonnene, medizintechnische Ausstattung eine bedeutsamere Rolle:

„Wichtiger als die Größe und Kapazität unserer Klinik empfinden wir den therapeutischen Fortschritt, welchen wir unseren Patientinnen und Patienten zu Teil werden lassen können. Allen können wir nun die intensitätsmodulierte und Bild-gestützte Bestrahlung anbieten“, erklärt Frau Prof. Nestle. „Dies bringt eine Verbesserung der Bestrahlungen von Kopf bis Fuß, also in der Behandlung von Hirn- und Kopf-Hals-Tumoren über Brust- und Lungen- und Speiseröhren-krebs bis zu Darm-, gynäkologischen und Prostata-Tumoren und für Patient:innen mit Metastasen.“

„Dieser Fortschritt kommt auch den Patient:innen unseres zertifizierten Onkologischen Zentrums, von dem wir mit der Klinik für Strahlentherapie ein bedeutender Teil sind, zu Gute. Unser von meinem Kollegen Prof. Ullrich Graeven geleitetes Zentrum ist übrigens zuletzt von der Bezirksregierung sogar mit der Auszeichnung zum „Onkologischen Spitzenzentrum“ versehen worden“, ergänzt Nestle.

Weitere mit dem räumlichen und technischen Ausbau der Klinik erreichte Verbesserungen betreffen die Hochpräzisionsbestrahlung, also die präzise Beseitigung kleiner Tumoren oder Metastasen, etwa in Kopf, Leber oder Lunge, und den Einsatz des sogenannten „Gating“.

Diese Atem-gesteuerte Bestrahlung bewirkt, dass die Behandlung im Bereich des Brustkorbs, also z.B. an der Brust oder der Lunge, oder auch im Oberbauch, z.B. an Leber oder Bauchspeicheldrüse, schonender erfolgen kann. Prinzip dieser Technik ist es, genau dann zu bestrahlen, wenn beim Einatmen die Organe in einer bestimmten Position sind, so dass benachbarte Organe besser ausgespart werden können.

„Gemeinsam mit den Kollegen der operativen Medizin und der Systemtherapie können zudem weitere neue Konzepte der sogenannten multimodalen Therapie – also Behandlungen mit aufeinander abgestimmter Operation, Bestrahlung und Chemo- oder Immuntherapie – eingeführt werden“, so Nestle weiter. „So planen wir auch eine neue Studie, in der bei Lungentumoren nur noch das kleinste mögliche Tumor-Volumen bestrahlt wird, zusammen mit Chemo- und Immuntherapie. So werden die Synergien aller Verfahren optimal genutzt und die jeweiligen Nebenwirkungen auf ein Minumum reduziert.“ Sehr glücklich ist Nestle über einen weiteren Umstand: „Mit der verbesserten und erweiterten Geräteausstattung werden bald auch die z.T. schwer zumutbaren aber bis dato notwendigen Bestrahlungen zu später Stunde ein Ende haben.“ Diese mussten aufgrund der hohen Nachfrage eingeführt werden und hatten auf Seiten der Patient:innen und der Mitarbeiter:innen zu zusätzlichen Belastungen geführt.

Um dies letztlich zu erreichen und den neuen Standard auch im Falle eines Geräteausfalls oder während Wartungsarbeiten aufrechterhalten zu können, kommt es Anfang 2023 zu einem letzten abschließenden Geräteaustausch. Ein weiterer neuer Linearbeschleuniger hält Einzug, dann verfügt die Klinik über insgesamt vier moderne Geräte.

Bis zu diesem Termin, zu welchem sich die „neue“ Klinik für Strahlentherapie dann der Öffentlichkeit mit einem Tag der offenen Tür in aller Breite präsentieren möchte, halten im Rahmen des Innausbaus ein paar namhafte Bekannte aus der Wissenschaft Einzug: Berühmtheiten wie Archimedes, Marie Curie und Galileo Galilei übernehmen, illustriert durch großformatige Abbildungen und Informationstafeln, quasi als „Paten“ und Namensgeber für die Geräte die Wegweisung durch die Klinik und treten quasi in den Dialog mit ihren Betrachtern.

Das insgesamt auf ein möglichst großes Wohlbefinden der Patienten:innen und Besucher:innen ausgelegte Gestaltungskonzept geht zurück auf eine Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein mit Unterstützung des Fördervereins der Kliniken Maria Hilf. Gemeinsam wurde ein Gestaltungs-Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Siegerentwurf Anfang 2022 gekürt wurde. Die Umsetzung soll mit der Fertigstellung der Gesamtbaumaßnahme und im März 2023 abgeschlossen werden und kann dann von jedermann besichtigt werden.


Das Gestaltungskonzept für die Räume der Klinik für Strahlentherapie der Kliniken Maria Hilf wurde entwickelt von Studierenden des Fachbereichs 02 - Design, der Hochschule Niederrhein.

Wichtiger Bestandteil des Gestaltungskonzeptes der Studierenden der Hochschule Niederrhein sind berühmte Physiker der Weltgeschichte, wie Archimedes, Leondardo da Vinci, Galileo oder auch die drei nachfolgenden aus der jüngeren Geschichte der Wissenschaften.

Marie Curie (1867-1934)
Sie veränderte mit ihrer Forschung die Welt und erhielt als erste Frau der Welt gleich zwei Nobelpreise - anteilig in Physik im Jahr 1903 und Chemie im Jahr 1911. Zusammen mit ihrem Ehemann Pierre Curie entdeckte sie die Elemente Polonium und Radium. Sie war die erste Frau und die erste Professorin, die an der Pariser Universität Sorbonne lehrte. Während des ersten Weltkrieges widmete sich Curie der Behandlung verwundeter Soldaten und entwickelte einen Röntgenwagen, mit dem Untersuchungen in unmittelbarer Frontnähe vorgenommen werden konnten.

Albert Einstein (1879-1955)
Der in Deutschland geborene Physiker gilt als einer der bedeutendsten theoretischen Physiker der Weltgeschichte und ist einer der bekanntesten Wissenschaftler unserer Zeit. Seine Forschungen zur Struktur von Materie, Raum und Zeit und zum Wesen der Gravitation veränderten das bis dahin geltende newtonsche Weltbild. 1905 veröffentlichte er seine Arbeit unter dem Titel „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“, was heute als „Spezielle Relativitätstheorie“ bekannt ist und die wohl bekannteste Formel der Welt beinhaltet, E=mc². 1915 veröffentlichte er die „Allgemeine Relativitätstheorie“.

Nils Bohr (1885-1962)
Der Nobelpreisträger für Physik (1922) ist vor allem bekannt für das „Bohrsche Atommodell“. Mit dem 1912 von ihm entwickelten „Aufbauprinzip“ lieferte er eine theoretische Erklärung der chemischen Elemente für die Atomphysik. Bohr befasste sich intensiv mit der Kernphysik und schaffte wesentliche Voraussetzungen für den Bau der Atombombe, setzte sich aber Zeit seines Lebens dafür ein, die Atomkraft nur zu nicht-militärischen Zwecken zu nutzen.


Klinik und MVZ für Strahlentherapie Kliniken Maria Hilf
Viersener Straße 450
41063 Mönchengladbach
Tel.: 02161 - 892 1801
www.mariahilf.de