Brustschmerzen, akute Luftnot, Engegefühl, Bewusstlosigkeit, Verdacht auf Knochenbrüche – es gibt eine Reihe von Zuständen, bei denen Patient:innen zwingend und so schnell wie möglich in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehören. In vielen anderen Fällen ist außerhalb der Sprechzeiten der Ärztliche Bereitschaftsdienst der geeignete Ansprechpartner. Dr. Annika Stollenwerk, Leiterin der Zentralen Notaufnahme der Städtischen Kliniken Mönchengladbach (Elisabeth Krankenhaus), erklärt, mit welchen Symptomen Sie umgehend in die Notaufnahme kommen sollten.
Die 116117 für den Ärztlichen Bereitschaftsdienst oder die 112 für den Rettungsdienst – wen rufe ich an, wenn ich in der Nacht, an Feiertagen oder Wochenenden medizinische Hilfe brauche? Jeder, der akut oder möglicherweise lebensbedrohlich erkrankt ist, bekommt in unserer Region rasch und verlässlich Hilfe. Nach einem Anruf an die 112 kommen kurz darauf Rettungswagen mit speziell ausgebildeten Rettungskräften sowie Ärztinnen und Ärzten. „Niemand in einer echten Notsituation sollte zögern, unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen. Genau dafür sind wir da“, sagt Dr. Annika Stollenwerk.
Wie erkenne ich als Laie einen Notfall?
Aber wie kann ein medizinischer Laie beurteilen, ob sein aktueller Zustand oder der eines Angehörigen wirklich ein Notfall ist? „Für die genaue Diagnose sind wir zuständig. Dennoch gibt es ein paar Hinweise, wo jeder hellhörig werden sollte“, sagt die Notfallmedizinerin. Brustschmerzen können, egal ob sie ausstrahlen oder nicht, auf einen Herzinfarkt hindeuten, der schnelles Eingreifen erfordert. „Wer ein Engegefühl spürt, das von starker innerer Unruhe und möglicherweise sogar Todesangst begleitet ist, sollte sofort den Rettungswagen holen“, empfiehlt Dr. Stollenwerk.
Das gilt genauso bei den Symptomen, die auf einen Schlaganfall hindeuten können: Lähmung oder Taubheit auf einer Körperseite, halbseitiger Ausfall des Gesichtsfelds, Doppelbilder, Störungen beim Sprechen oder des Sprachverständnisses und plötzlicher Schwindel mit Gangunsicherheit.
Und auch Unfälle daheim enden dann in der Notaufnahme, wenn die Folgen offensichtlich schwer sind. Die Leiterin der Zentralen Notaufnahme erklärt den Unterschied an einem Beispiel: „Wer sich in den Finger schneidet, muss das nicht in der Notaufnahme prüfen lassen. Wenn der Finger aber fast durchtrennt ist, braucht es schnell Notfallmedizin.“ In der Zentralen Notaufnahme des Eli sitzen im Wartebereich häufig Patient:innen mit beiden Diagnosen. In zwei Dritteln der Fälle wären sie genau genommen beim Haus- oder Facharzt oder außerhalb der Sprechzeiten beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst besser aufgehoben. Die Folge: Ein volles Wartezimmer in der Zentralen Notaufnahme und lange Wartezeiten.
„Kaum jemand kommt gerne ins Krankenhaus...“
Dr. Annika Stollenwerk kann die meisten Patient:innen, die mit nicht akuten Erkrankungen in die Notaufnahme kommen, gut verstehen. „Kaum einer kommt gerne ins Krankenhaus. Die Menschen machen das also nicht aus Freude, sondern weil sie Angst haben oder sich unsicher sind.“ Zumal die Zahl der Hausärzte gesunken ist und bei Fachärzten mitunter Wartezeiten nötig sind. „Nehmen wir einen Patienten, der unklare Oberbauchschmerzen hat, eine Magenspiegelung bekommen soll, der nächste Termin aber erst in einigen Wochen verfügbar ist – das ist doch klar, dass der am Wochenende, wenn die Schmerzen gerade stärker werden, ins Grübeln kommt“, sagt die Notfallmedizinerin.
Sie appelliert allerdings auch an die Patient:innen, verständnisvoll zu sein. Das Team der Zentralen Notaufnahme unternimmt eine Ersteinschätzung, wie dringlich der Fall ist. Danach kann es passieren, dass man länger im Wartezimmer sitzen muss. „Man sieht dort aus gutem Grund nicht, was hinter den Türen passiert. Da kämpft vielleicht gerade ein Team von sechs oder mehr Pfleger:innen und Ärzten im Schockraum um ein Menschenleben.“
„Wir profitieren sehr von unserem multinationalen Team...“
Eine zusätzliche Herausforderung ist es für die Helfer, wenn sich die Verletzten und Erkrankten nicht artikulieren können, zum Beispiel, weil sie nicht Deutsch sprechen, dement sind oder unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen. „Wir profitieren sehr von unserem multinationalen Team. In jeder Schicht wissen wir, welche Sprachen gerade vertreten sind. Bei vielen Sprachen können Kolleginnen und Kollegen deshalb übersetzen“, sagt Dr. Stollenwerk.
In unmittelbarer Nähe der Zentralen Notaufnahme befinden sich nicht nur ein großes Team von Spezialisten der Radiologie, Kardiologie, Unfallchirurgie oder Kinder- und Jugendmedizin, sondern auch der Hubschrauberlandeplatz. So können Patient:innen, die aufgrund ihrer besonderen Verletzungen oder Erkrankungen in einer der benachbarten Uni-Kliniken oder in den BG Kliniken Duisburg behandelt werden müssen, schnellstmöglich dorthin geflogen werden.
3 Tipps
... und Bitten hat Dr. Annika Stollenwerk:
Versorgung im Notfall und medizinische Hilfe in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen
Ärztlicher Bereitschaftsdienst 116117
Wenn Sie nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, aber nicht bis zur nächsten Sprechzeit warten können.
Weitere Infos unter https://www.116117.de
Notrufnummer 112
Bei akuten, eventuell lebensbedrohlichen Zuständen. Die Notrufnummer kann von jedem Telefon oder Handy kostenlos gewählt werden. Sie gilt in ganz Europa.
Notfallaufnahme im Krankenhaus
Bei gravierenden gesundheitlichen Problemen oder wenn bleibende Schäden nicht ausgeschlossen werden können, Sie aber noch in der Lage sind, selbst ein Krankenhaus aufzusuchen.