Chisato Yamamoto spielt bei einem konzert mit ihrer Violine Chisato Yamamoto spielt bei einem konzert mit ihrer Violine
Foto: © Julian Scherer
Chisato Yamamoto
01.12.2021
Musik

Musik im Blut!

Chisato Yamamoto im Gespräch

Redaktion: Jessica Sindermann

Die Niederrheinischen Sinfoniker sind ein fester Bestandteil des Theaters Krefeld und Kinderopernvorstellungen und ziehen Theaterfans regelmäßig mit klassischer Musik in ihren Bann.

Mönchengladbach und spielen rund 50 Konzerte in jeder Saison, darunter 28 Sinfoniekonzerte. Auch als Theaterorchester fungieren sie in beiden Städten, begleiten Theater-, Ballett-, und Klassische Musik kann beflügeln, Menschen emotional berühren, Erinnerungen wachrufen und Schmerzen lindern. Auch ich bin mit den Klängen Tschaikowskys, Schostakowitschs, Beethovens und Co. groß geworden, denn ich tanze seit ich drei Jahre alt bin leidenschaftlich Ballett. Daher freue ich mich besonders, als ich Chisato Yamamoto zum Interview treffe.

Seit der Spielzeit 2000/2001 ist die gebürtige Japanerin zweite Konzertmeisterin der Niederrheinischen Sinfoniker und spielt die erste Violine. Wie sie ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat, was sie in ihrer Laufbahn so erlebt hat und ob Lampenfieber noch immer eine Rolle in ihrem Leben spielt, erzählt mir die erfahrene Orchestermusikerin im Gespräch!

HINDENBURGER: Wie sind Sie zur Musik gekommen? Wollten Sie diesen Beruf schon immer ausüben?

Chisato Yamamoto: Anfangs war es eigentlich der Wille meiner Eltern, dass wir Kinder Musik machen. Meine ältere Schwester fing dann im Alter von drei Jahren mit Klavier an und auch ich sollte ein Instrument lernen. Aber eben ein anderes, damit auch keine Konkurrenz unter uns entstehen konnte. Und als wir dann eines Tages gemeinsam durch die Stadt gingen und in einem Musikgeschäft eine Kindergeige entdeckten, hatte ich meine ersten Berührungspunkte mit diesem Instrument. Ich nahm Unterrichtsstunden bei einem Geigenlehrer gleich um die Ecke und mich faszinierte das Geigespielen. Also machte ich immer weiter… ich lernte neue Stücke, wurde besser und das Spielen bereitete mir eine Menge Freude! Da mein Opa Arzt war, bestand kurzzeitig die Überlegung, Medizin zu studieren, aber letztendlich ist es doch die Musik geworden. Ich habe dann in Japan auch Musik studiert und bin anschließend nach Deutschland gekommen, da hier die Berufschancen einfach höher waren. Das war 1988, als ich Ende 20 war. In Japan gab es damals wahnsinnig viele Musikstudenten, aber nur wenige Orchester, die Stellen anboten. Nach dem Studium war ich dann erst mal zwei Jahre in Neuss an der Kammerakademie und bewarb mich weitere Jahre später für die Stelle als Konzertmeisterin hier bei uns am Theater. Und seitdem bin ich nun dort! Wie die Zeit vergeht…

HINDENBURGER: Was lieben Sie an diesem Beruf besonders?

Chisato Yamamoto: Erstmal ist Musik natürlich einfach etwas, das ich gerne mache! Ich finde es so spannend, gemeinsam mit meinen Kolleg*innen etwas zu „kreieren“. Jeder spielt ja ein anderes Instrument… Mit Musik Menschen zu erreichen und ihnen etwas zu vermitteln, das liebe ich besonders. Vor allem die Konzerte, die wir in Einrichtungen wie Senioren- und Pflegeheimen gespielt haben, haben mir deutlich gezeigt, warum ich genau DIESEN Beruf mache. Und auch gerne mache. Die Menschen waren so begeistert von unserer Musik und haben sich einfach nur gefreut. Diese Reaktionen eines Publikums zu sehen ist für mich persönlich wirklich das Schönste!

HINDENBURGER: Sie spielen die erste Violine und sind zudem Konzertmeisterin bei den Niederrheinischen Sinfonikern. Erzählen Sie doch bitte etwas über das Orchester.

Chisato Yamamoto: Unser Orchester umfasst insgesamt rund 80 Personen und natürlich sind die unterschiedlichsten Musikinstrumente vertreten. Darunter Streichinstrumente, Holzbläser, Blechbläser, Pauken, Schlagzeuge, Harfen und noch einige andere Instrumente, zum Beispiel das Klavier. Als Orchester spielen wir nicht nur selber Konzerte, sondern begleiten als Theaterorchester auch Theater-, Ballett-, und Opernvorstellungen.

HINDENBURGER: Spielen Sie neben der Geige auch (ein) weitere(s) Instrument(e)?

Chisato Yamamoto: Nein, nicht wirklich. In meinem Studium musste ich zwar Klavier lernen und spiele es auch hin und wieder mal ganz gerne, aber so richtig gut bin ich darin tatsächlich nicht. (lacht)

HINDENBURGER: Wie lange üben Sie eigentlich jeden Tag privat und wie viel Zeit wenden Sie für Orchesterproben auf?

Chisato Yamamoto: Für das Orchester sind es immer so zwischen zweieinhalb und drei Stunden am Vormittag und abends nochmal. Nachmittags haben wir eigentlich immer frei. Aber natürlich kommt es auch immer auf die Produktion an; daher ist nicht jeder Tag gleich getaktet. So für mich übe ich so zwei bis drei Stunden. Je sicherer man ist, umso mehr Spaß hat man dann ja letztendlich während der entsprechenden Produktion.

HINDENBURGER: Gibt es generell Komponisten, die Sie bevorzugen? Wenn ja, welche und warum?

Chisato Yamamoto: Das ist schwierig… Alle haben irgendwie etwas Besonderes. Aber wenn ich beispielsweise Johann Sebastian Bach spiele, dann ist es für mich in diesem Moment wie eine Selbsttherapie. Da löst sich ziemlich viel in mir. Und auch Beethoven finde ich sowohl als Person, als auch als Komponisten wirklich interessant! Diese beiden sind so meine Favoriten.

HINDENBURGER: Welche Musik hören Sie privat? Auch Klassik?

Chisato Yamamoto: Privat höre ich auch lieber klassische Musik – Klavier oder auch Orchester. Aber nicht immer. Manchmal ist mein Kopf schon so voll, da möchte ich dann einfach auch mal Ruhe haben. Zum Entspannen mag ich aber auch Jazz.

HINDENBURGER: Was sind/ waren die schönsten Erlebnisse in Ihrer bisherigen Laufbahn?

Chisato Yamamoto: Als Graham Jackson noch Generalmusikdirektor war, haben wir das ganz innige Stück „Metamorphosen für 23 Solostreicher“ von Richard Strauss gespielt und danach war die Stimmung irgendwie anders als sonst. Der Moment war für uns als Orchester einfach besonders und ist mir in Erinnerung geblieben.

HINDENBURGER: Haben Sie nach vielen Jahren immer noch Lampenfieber? Sind Konzerte noch immer etwas Besonderes für Sie?

Chisato Yamamoto: Beides. Also als Berufsanfängerin damals habe ich natürlich immer ein hohes Maß an Nervosität erlebt. Inzwischen bin ich da aber routiniert und das Gefühl hat sich verändert. Natürlich bin ich vor jedem Konzert noch immer leicht nervös und muss mich konzentrieren, aber anders als früher. Und ich denke das ist auch gut so, etwas Lampenfieber gehört einfach dazu!

HINDENBURGER: Was wünschen Sie sich noch für Ihre Zukunft als Sinfonikerin?

Chisato Yamamoto: Ich möchte gemeinsam mit dem Orchester einfach noch viel mehr Menschen mit der Musik erreichen und begeistern. Das wäre mein Wunsch für die Zukunft.

HINDENBURGER: Frau Yamamoto, herzlichen Dank für die Einblicke in das Leben einer erfahrenen Violinistin und Konzertmeisterin, als die Sie uns hoffentlich hier am Theater Krefeld und Mönchengladbach noch lange erhalten bleiben!