Der Innenraum der Destillieranlage Der Innenraum der Destillieranlage
Foto: © Maris Rietrums
Die eindrucksvolle Destillieranlage mit Brennblasen aus gehämmertem Kupfer
01.05.2022
Spirituosen

D.O.M. Bénédictine

Besuch bei einer Likörlegende

Redaktion: Inge Kroese

Die Möglichkeit, mehr über Herkunft und Herstellung eines weltberühmten Likörs zu erfahren, lassen sich Spirituosenfreunde nur selten entgehen. So nutzen auch Fotograf Maris Rietrums und Inge Kroese im Rahmen eines Normandieurlaubes die Möglichkeit bei ihrem Besuch im Palais Bénédictine, der Heimat des gleichnamigen Kräuterlikörs Bénédictine, so viel wie möglich über diesen zu erfahren.

Im Keller des 1898 fertig gestellten und im Jahre 1900 eröffneten neuen Palais Bénédictine (das Erste fiel 1892 durch Brandstiftung einem Feuer zum Opfer) wurden die Workshopteilnehmer erst in die Grundlagen des Likörs eingeweiht, die Gewürze und Kräuter, die bei der Herstellung des Bénédictine verwendet werden, und ihre Düfte. Neben den Hauptzutaten des von Benediktinermönchen entwickelten Rezeptes, Engelwurz, Ysop und Melisse kommen unter anderem Zimt, Safran und Thymian zum Einsatz und sorgen für die unverwechselbare Aromatik des französischen Kräuterlikörs.

Beim anschließenden Besuch der Brennerei mit ihren Destillieranlagen und großen Brennblasen aus gehämmertem Kupfer wurde den Teilnehmern der genaue Brennvorgang erklärt. Staunend passiert man zuvor die riesigen, in einem Kellergewölbe gelagerten und für die Reifung genutzten, Eichenfässer mit einem Fassungsvermögen von jeweils 14.000 Litern, bevor man einen weiteren Kellerraum betreten darf, in dem der eigentliche Destillierprozess stattfindet. Offenes Feuer und auch Handys sind hier strengstens verboten, denn hinter den Türen, die nur unter Explosionsschutzbedingungen passiert werden dürfen, geht es sehr hochprozentig her.

Im Likör-Workshop im Anschluss an die Führung, der in einem eigens eingerichteten Verkostungsraum stattfindet, geht es zunächst darum, die verschiedenen Destillationsstufen zu identifizieren und Düfte zu erkennen, was sich als gar nicht so einfach erweist, obwohl man zuvor alle verwendeten Zutaten sehen und riechen darf. Dann endlich darf man ihn verkosten, den weltbekannten Bénédictine D.O.M. Likör (D.O.M steht dabei für lat. Deo Optimo Maximo, auf Deutsch: "Gott, dem Besten und Größten") sowie den Ende der 1930er Jahre, speziell für den amerikanischen Markt entwickelten Bénédictine B&B D.O.M., wobei B & B die Abkürzung für Brandy und Bénédictine ist, einem Mixlikör aus Cognac und Bénédictine. Ursprung dieser Entwicklung soll ein Cocktail aus Weinbrand und Bénédictine gewesen sein, der sich in den USA großer Beliebtheit erfreute.

Aber zurück zum Urprodukt, das - so waren sich alle Workshopteilnehmer, die Liebhaber von süßen Likören als auch die stärkerer Spirituosen, einig - einfach umwerfend schmeckte. Kein Wunder bei 40% Vol. Alkohol und 27 beteiligten Kräutern und Gewürzen. Zum Abschluss des Workshops darf jeder Teilnehmer einen eigens kreierten Cocktail namens Bépirinha mixen, der einfach gemacht und sehr lecker ist

Das Rezept des Bépirinha können wir an dieser Stelle nicht verraten, denn es ist den Teilnehmern des Workshops vorbehalten, aber es gibt natürlich andere Cocktails mit Bénédictine als Zutat. Am bekanntesten sind wohl der Singapore Sling und der Vieux Carré. Eine kurze Internetrecherche wird einige Variationen der Beiden und noch diverse weitere Cocktailkreationen zum Vorschein bringen.

Ein Besuch im Palais Bénédictine in Fécamp (Normandie) ist auf jeden Fall ein Erlebnis, auch architektonisch (wie man auf den Fotos rechts und unten eindrucksvoll sehen kann). Etwas mehr als zwei Stunden von Paris und knapp eine Stunde von Deauville, Rouen und Le Havre entfernt, bietet es sich als spannendes Ausflugsziel für Frankreichurlauber und Spirituosenfreunde geradezu an. Am besten bucht man Touren und Workshops über die offizielle Webseite www.benedictinedom.com.