Marc Thiele
Die Stammleser des HINDENBURGER haben wahrscheinlich mitbekommen, dass ich eine große Affinität zu Belgien habe. Diverse redaktionelle Beiträge der letzten Jahre beschäftigten sich mit den vielen Facetten unseres kleinen Nachbarlandes. Ganz besonders interessiere ich mich für die dortige Genusskultur, die weit über Fritten und Bier hinausgeht. Ähnlich wie bei ihren französischen Nachbarn, wertschätzen die Belgier - egal ob Walonen, Flamen oder deutschsprachige Gemeinschaft - Lebensmittel, Kulinarik und die Gastronomie und sind auch bereit, angemessene Preise für Qualität zu zahlen. Kein Wunder also, dass Belgien bei kulinarischen / gastronomischen Trends eines der führenden Länder Europas ist, nicht zuletzt auch wegen der in Brüssel ansässigen Europäischen Union und den Menschen, die wegen eben dieser aus allen Ländern der Welt dorthin gezogen sind und ihre heimatlichen Einflüsse und Traditionen mitbrachten. Das alles hat in den vergangenen Jahren viele spannende Unternehmen und Projekte hervorgebracht, die unter anderem auch innovative und manchmal experimentelle neue Genuss-Produkte entwickeln. Natürlich viele Biere, diverse Spirituosen (z.B. Amuerte Gin) und eben auch die Produkte von NONA.
Die Marke NONA wurde im Oktober 2018 von Charlotte Matthys, einem bekennenden Gin-Fan, gegründet. Schon als Kind liebte sie es, eigene Getränke aus lokal wachsenden Kräutern zu mixen. Ihr Studium der Biowissenschaften mit dem Schwerpunkt Lebensmitteltechnologie an der Universität Gent war da wohl eine logische Wahl. Die Idee zu NONA kam ihr bei einem Barbesuch, als sie einmal keine Lust auf Alkohol hatte und stattdessen den Barkeeper um eine alkoholfreie Alternative bat. Diese entsprach mit ihrer Süße überhaupt nicht Charlottes geschmacklichen Vorstellungen, und so war der Wunsch nach einer echten Gin- Alternative ohne Prozente geboren.
Zwar ist Charlotte Matthys durch Ihr Studium eine Expertin und hatte bei der Entwicklung ihres ersten Produktes, des NONA June, die volle Kontrolle über den Produktionsprozess sowie die Unterstützung ihrer Universität, aber sie zog auch andere Profis und Fachleute aus der Gastro- und Barszene zu Rate. Das Ergebnis ist ein alkoholfreier „Gin“ auf Basis von neun verschiedenen natürlichen Zutaten (u.a. Wacholderbeeren, Zitronen und Zitronengras, Basilikum, schwarzer Pfeffer), der im komplexen Verfahren der Wasserdampfdestillation hergestellt wird.
Aber wie ich schon in der Augustausgabe schrieb, konnte mich bisher kein alkoholfreier Gin überzeugen und auch wenn der NONA June in einer Vielzahl von hochkarätigen Restaurants und Bars in Belgien und den Niederlanden auf der Karte steht, ist er nicht meiner. Geschmack ist ja immer subjektiv und vielleicht habe ich hier einfach noch nicht das richtige Tonic oder das richtige Mischungsverhältnis für mich gefunden. Das sollte Sie aber angesichts der hohen Qualität des Produktes nicht davon abhalten, es selber zu testen, wenn Sie die Gelegenheit bekommen. Da mich aber Charlotte Matthys zweites Produkt, der in blutrot strahlende alkoholfreie Bitter NONA Spritz tatsächlich überrascht und begeistert hat, dreht sich dieser Artikel um ihn.
Vielleicht kennen Sie das, Sie haben eine Verabredung zum Abendessen und müssen fahren oder Ihre Kollegen treffen sich auf einen After-Work-Drink, aber Sie wollen oder dürfen keinen Alkohol trinken. Alkoholfreies Bier ist heutzutage kein Problem, aber beim Aperitif oder Cocktail wird es schwer. Normalerweise würden Sie jetzt einen Aperol oder Pampelle Spritz, vielleicht auch einen Negroni trinken, die Klassiker halt, aber leider sind diese alkoholisch. Natürlich können Sie sich einen Mocktail (alkoholfreien Cocktail, meist aus verschiedenen Säften) bestellen, aber die sind meistens einfach nur süß und bunt. Schade, dann halt doch ein 0% Bier.
Mit NONA Spritz auf der Getränkekarte wäre dieses Dilemma wahrscheinlich nicht passiert, denn der bittersüße und angenehm trockene, alkoholfreie Aperitif aus Belgien ist seinen alkoholhaltigen Verwandten geschmacklich fast ebenbürtig. Nur fast, weil eben trotz aller Begeisterung der Geschmacksträger Alkohol nicht da ist, und den kann man nun einmal noch nicht zu 100% ersetzen. Dafür hat der NONA Spritz andere Merkmale, die diesen kleinen „Nachteil“ eigentlich ausgleichen. Er ist zucker- und kalorienarm, vegan, schwangerschaftsgeeignet und schmeckt überhaupt nicht künstlich, wie manche seiner hochprozentigen Pendants. Im Gegenteil, die Kombination der Aromen der verwendeten Zutaten wie Blutorangen, Orangenschalen und des für die leicht bitteren Noten zuständige Enzian kreieren ein Geschmackserlebnis, bei dem man keine Kompromisse mehr eingehen muss.
Der NONA Spritz kann aber mehr, als „nur“ eine alkoholfreie Aperol bzw. Pampelle Spritz Alternative zu sein. Auf der Website des Herstellers, unter www.nonadrinks.com, finden sich diverse Rezepte für köstliche Cocktails, die ihren alkoholischen Verwandten in Punkto Geschmack und Aussehen stark Konkurrenz machen. So sind die Zeiten des alkoholfreien Außenseitertums endgültig vorbei.
Wer nun neugierig geworden ist, muss beim Kauf der NONA Produkte derzeit noch auf Onlineshops zurückgreifen, aber vielleicht wird sich das ja nach diesem Artikel ändern und man findet sie demnächst in einem lokalen Handelssortiment. Auch eine Gastronomie oder eine Bar, die NONA June oder Spritz auf der Karte hat, ist uns noch nicht bekannt. Falls Ihr NONA irgendwo in Mönchengladbach findet, schickt uns gerne eine Mail an redaktion@hindenburger.de.