Gaby Trippen steht vor dem Eingang der Bezirksvereinigung Mönchengladbach Gaby Trippen steht vor dem Eingang der Bezirksvereinigung Mönchengladbach
Foto: Marion E. Auguste
Gaby Trippen, Vorsitzende der Bezirksvereinigung Mönchengladbach
01.09.2023
Stadtleben

50 Jahre Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen der Bezirksvereinigung Mönchengladbach

Mönchengladbacher Ehrenamtler begehen rundes Jubiläum

Redaktion: Marion E. Auguste

Am 29.9.2023 wird ein offizieller Festakt zum 50 - jährigen Jubiläum der Bezirksvereinigung im Ratssaal des Rathaus Abtei stattfinden. Eingeladen sind die 40 Schiedspersonen aus den Bezirken, Ehrenmitglieder und Vertreter der Gerichte und Kommunen.

Ich treffe anlässlich des bevorstehenden Jubiläums Gaby Trippen, die Vorsitzende der Bezirksvereinigung in Mönchengladbach zum Gespräch.

HINDENBURGER: 50 Jahre Bezirksvereinigung in Mönchengladbach – Seit wann sind Sie dabei und wie sind Sie Schiedsfrau und Vorsitzende geworden?

Frau Trippen: Zusätzlich zu meiner hauptberuflichen Tätigkeit absolvierte ich bis 2009 eine Ausbildung zur Mediatorin EU in den Bereichen Wirtschaft und Familie in Düsseldorf. Als ich gerade fertig war, wurde die Position des Schiedsmanns im Stadtteil Mönchengladbach-Wickrath frei. Daraufhin habe ich mich beworben und wurde 2010 als Schiedsfrau gewählt. Auch als IT-Beauftragte und als Geschäftsführerin im Vorstand der Bezirksvereinigung wurde ich eingesetzt. Seit 2013 habe ich den Vorsitz. Zusätzlich bin ich stellvertretende Bundesschriftführerin im BDS - Bund deutscher Schiedsmänner und -frauen e.V. und Schulungsbeauftragte in der Landesvereinigung NRW und damit zuständig für die Koordination der Schulungen für die insgesamt etwa 1200 Schiedspersonen in Nordrhein-Westfalen.

HINDENBURGER: Das sind aber etliche Aufgaben. Wie schaffen Sie das?

Frau Trippen: Nicht alleine. Mein Mann hält mir den Rücken frei und mit einem tollen Team, z.B. meinem Stellvertreter und der Geschäftsführerin, fällt das auch leicht. Der Zusammenhalt unter den Schiedsleuten in der Bezirksvereinigung Mönchengladbach ist stark. Viele der Schiedsleute bleiben nicht nur eine Amtszeit, die 5 Jahre dauert. Manche übernehmen auch Zusatzaufgaben. Alles ehrenamtlich. Ein Beispiel: Im Kreis Hückelhoven sind die Schiedspersonen selber aktiv geworden, weil sie gut miteinander vernetzt sind und es gibt jetzt durch diese Eigeninitiative einen Bereitschaftsdienst am Wochenende.

HINDENBURGER: Was sind die Anforderungen an eine Schiedsperson im Bezirk Mönchengladbach?

Frau Trippen: Früher hieß es Schiedsmann, denn es waren in der Regel Männer, die das Amt ausgeübt haben. Mittlerweile gibt es in der Bezirksvereinigung Mönchengladbach 4 weibliche und 4 männliche Schiedspersonen.
Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Altersvorgabe liegt zwischen 25-75 Jahre. Mitzubringen ist ein einwandfreies Führungszeugnis, Empathie, Autorität, auch durch das Amt, Lebenserfahrung, Geduld, die Fähigkeit zur Abfassung von schriftlichen Protokollen und Vergleichen sowie die Bereitschaft, an Aus- und Fortbildungsveranstaltungen teilzunehmen. Dazu muss man sich auch moderner Kommunikationsmittel bedienen können. Der Schriftverkehr erfolgt meist über E-Mail.
Zusätzlich zum Fortbildungsprogramm, ein Angebot, welches es nur in NRW gibt, biete ich neuen Schiedspersonen an, mit mir gemeinsam die vielleicht noch offenen Fragen zu beantworten und bei den ersten Schlichtungen zu hospitieren. Meine Tür ist immer offen. Manchen Termin nehme ich seit Corona online wahr. So ist eine übergreifende Hilfestellung möglich, beispielsweise unterstütze ich die Kommunen bei der Auswahl neuer Schiedspersonen und gebe meine Empfehlung an die Bezirksvertretung und den Rat weiter.
Eine sehr wichtige Fähigkeit, die eine Schiedsperson haben muss, ist, Vergleiche vollstreckungssicher zu formulieren. Nur dann wird eine Vollstreckung möglich sein. Ein Vergleich hat 30 Jahre Gültigkeit. Solange ist die Schiedsperson normalerweise nicht im Amt. Aber jeder Nachfolgende muss den Vergleich verstehen und nachvollziehen können.

HINDENBURGER: Vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß bei der Jubiläumsfeier.


Wissenswertes

Schiedspersonen gibt es schon seit 1827, damit Schlichtungen und Recht an jedem Ort gesprochen werden konnte, nicht nur vor Gerichten, die meist in Großstädten anzufinden waren.

Allein in NRW gibt es 21 Bezirksvereinigungen. In der Bezirksvereinigung MG sind 40 Schiedsmänner und Schiedsfrauen. Die Bezirksvereinigung Mönchengladbach orientiert sich am Landgericht und umfasst die Amtsgerichte Mönchengladbach, Rheydt, Viersen, Erkelenz und Grevenbroich mit den zugehörigen Kommunen.

Vorteile einer Schlichtung durch das Schiedsamt?
Haben sich die Parteien bei der Schiedsperson gütlich geeinigt und einen Vergleich abgeschlossen, ist der Streit erledigt. Eine Schlichtung ist auf Vergleich und Einigung angelegt, was vor allem in Nachbarschaftsstreitigkeiten das weitere Zusammenleben in der Regel verbessert. 60% werden erfolgreich geschlichtet. Im Rahmen einer freiwilligen und raschen Konfliktlösung können Antragsteller und Antragsgegner viel Zeit, Geld und Nerven sparen. Das Kostenrisiko ist gering. Der Eigenanteil liegt meist nur bei maximal 70€. Die Streitparteien brauchen keinen Anwalt. Erst ein (erfolgloser) Schlichtungsversuch eröffnet den Klageweg.

Mehr Informationen unter: https://www.schiedsamt.de