Im März 2023 stoppte die Stadt die Planungen zum neuen Rathaus in Rheydt. Explodierende Kosten machten das Projekt unfinanzierbar. Gestoppt bedeutet jedoch nicht Ad Acta gelegt, denn der Bedarf an einem neuen, zentralen Verwaltungsstandort ist in Verwaltung und Politik unstrittig, so dass die Pläne für ein neues Verwaltungsgebäude am Standort Rheydt in 2023 überarbeitet wurden. Nach der erfolgreichen Neuausrichtung des Bauprojektes wurden die politischen Fachausschüsse im Stadtrat nun über die aktuellen Planungen und den weiteren Ablauf informiert.
Das Bauvorhaben rund um das Rathaus Rheydt und das benachbarte Karstadtgebäude wird in zwei verschiedene Bauteile unterteilt, die wiederum in unterschiedlichen Geschwindigkeiten realisiert werden sollen.
Bauteil A umfasst das Karree des historischen Rathauses zwischen Limitenstraße und der Gasse „Am Neumarkt“. Hinten reicht das Baufeld bis zur Stresemannstraße. Ausgenommen sind drei Gebäude an der Ecke Limitenstraße/Stresemannstraße, die sich im Privatbesitz befinden.
Das historische Rathaus und die ehemaligen Bezirkskommandantur sollen auch in Zukunft den repräsentativen Kern des neuen Verwaltungskomplexes bilden. Im vorderen Gebäudeteil am Rheydter Markt soll ein Servicebereich der Verwaltung, samt Beratungsräumen und Serviceflächen als erste Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger entstehen. Im hinteren und oberen Bereich des Karrees werden sich dann 600 Arbeitsplätze finden. Insgesamt soll Bauteil A nach Fertigstellung Arbeitsstätte für bis zu 750 Verwaltungsangestellte werden. Auch eine Kita sowie offene Flächen für „aktivitätsbasiertes Arbeiten“ sind in Bauteil A vorgesehen.
Weite Teile der bisherigen Planung können dabei übernommen werden. Ebenso werden Nachhaltigkeitskriterien weiterhin eine große Rolle bei dem Bauvorhaben spielen. So setzt die Stadt gemäß dem kreislaufwirtschaftlichen Gedanken weiterhin auf recycelte und recyclebare Baustoffe, auf eine energiesparende Lüftung des Gebäudes mithilfe natürlicher Luftströme und auf Geothermie. Dank eines sogenannten Geothermal-Response-Testes ist mittlerweile klar, dass unter dem Grundstück mehr als das notwendige Erwärme-Potential vorhanden ist, um das neue Verwaltungsgebäude umweltfreundlich mit Wärme und Kälte zu versorgen.
Bauteil B umfasst das ehemalige Karstadt-Gebäude samt den darüber liegenden Geschossen, die auch heute schon von der Verwaltung genutzt werden. Entgegen den bereits weit fortgeschrittenen Planungen für den nebenliegenden Bauteil A, sind hier noch keine konkreten Planungen vorhanden, es gibt jedoch verschiedene Vorstellungen, die bis Mitte 2024 in einer Machbarkeitsstudie näher untersucht werden sollen. Dabei wird unter anderem auch untersucht, wie zwischen dem ersten Untergeschoss und dem ersten Obergeschoss Bereiche für Fahrradmobilität, für die Stadtteilbibliothek oder für einen Tagungs- und Konferenzbereich geschaffen werden kann, der nicht nur von Verwaltung und Politik, sondern auch von der Öffentlichkeit genutzt werden kann. In den Obergeschossen zwei bis vier hingegen sind weitere Arbeitsplätze für die Verwaltung geplant. Die bisher gut 11.000 Quadratmeter in den Obergeschossen könnten auf rund 15.000 Quadratmeter erweitert werden, was Platz für bis zu 800 Verwaltungsmitarbeitende bieten würde.
Mit dem Abschluss der Neuausrichtung des Projektes „Neues Rathaus“ wurde geklärt, welche Teile der bisherigen Planungen übernommen werden können, es wurden Eckpfeiler für die einzelnen Projektbestandteile gesetzt und die Strukturen und Rahmenbedingung geklärt, um die Zusammenarbeit mit dem Büro sop Architekten und Fachplanern fortzusetzen. Die Machbarkeitsstudie für das Karstadt-Gebäude wird im Januar beauftragt und bis Mitte des Jahres fortgesetzt. Für das Bauteil A rund um das historische Rathaus werden bis Jahresende die Planungen der sogenannten Leistungsphase 3 (Entwurfsplanung) abgeschlossen, die die Grundlage für den Bau- und Investitionsbeschluss durch den Rat bilden.