Susanne Feltges, Arda Baybuga, Klassenlehrer Till Minten, Lena Muras, Martin Laßeur, Andra Micu und Carolin Gather Stehen an einer Tischtennisplatteauf einem Schulhof Susanne Feltges, Arda Baybuga, Klassenlehrer Till Minten, Lena Muras, Martin Laßeur, Andra Micu und Carolin Gather Stehen an einer Tischtennisplatteauf einem Schulhof
Foto: © Jessica Sindermann
v.l.: Susanne Feltges (nextMG), Arda Baybuga, Klassenlehrer Till Minten, Lena Muras, Martin Laßeur (Schulleiter Comenius Schule), Andra Micu und Carolin Gather (Rotary Gero) bei der Laptop-Übergabe
01.09.2021
Stadtleben

Alt für Jung

Das Projekt „Hey Alter!“ in Mönchengladbach

Redaktion: Jessica Sindermann

Die Coronapandemie hat in den letzten Monaten mehr denn je zur Beschleunigung der Digitalisierung im deutschen Bildungswesen beigetragen und gleichzeitig schonungslos demonstriert, dass die digitale Infrastruktur in den Schulen noch unzureichend ist. Innerhalb kürzester Zeit mussten Konzepte für eine Distanz-Unterrichtsform entwickelt, Kreide und Tafeln durch Online-Lernplattformen ersetzt und Klassenzimmer in die virtuelle Welt verschoben werden. Ausreichend funktionstüchtige Geräte und digitalisiertes Lernmaterial? – Fehlanzeige! Und ebenso drastisch ist auch der Mangel an digitaler Ausstattung im privaten Umfeld vieler Schüler*innen. Die Rückgabe von geliehenen Geräten ist mit der Rückkehr zum Präsenzunterricht unabdingbar und für das Erledigen weiterer digitaler Aufgaben bleibt dann meist lediglich das Handy.

„Corona war das Brennglas, welches die Digitalisierung zwar enorm beschleunigt, aber auch Probleme sichtbar gemacht hat. Die Zahl der für den Distanzunterricht benötigten Tablets hat beispielsweise offenbart, wie wenig Jugendliche zuhause über einen PC oder Ähnliches verfügen. Hier gibt es ein großes Ungleichgewicht zwischen gut und schlecht situierten Elternhäusern“, erzählt Martin Laßeur, der Leiter der Comenius Schule und Schulformsprecher aller Mönchengladbacher Hauptschulen ist.

Über 32 % der Jugendlichen in Mönchengladbach im Alter von 6-15 Jahren wachsen in Familien auf, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind und der Computer die Liste der notwendigen Anschaffungen eher von hinten bestückt. An dieser Stelle knüpft das von nextMG und den Mönchengladbacher Rotary Clubs unter der Leitung von Oberbürgermeister Felix Heinrichs kürzlich ins Leben gerufene Projekt „Alt für Jung – Hey Alter! Mönchengladbach“ an.

Seit Juni sammeln die Beteiligten gebrauchte Laptops von Privatspendern und lokalen Unternehmen ein, welche professionell aufbereitet und mit dem Hey Alter!-Bundle, bestehend aus Betriebssystem und Open Source Software, an entsprechende Jugendliche verschenkt werden. Eine starke Aktion!

„Ich selbst habe zwar keine Kinder, aber bin durch Bekannte auf die problematische Situation in deutschen Haushalten zu Zeiten der coronabedingten Digitalisierung aufmerksam geworden – Zwei Erwachsene, zwei Kinder, Homeoffice, Homeschooling… Und nur ein Laptop. Meine erste Assoziation war an dieser Stelle ‚Ich habe doch noch einen Laptop, den ich nicht mehr benötige und abgeben kann!‘“ erzählt die Initiatorin Carola Gather, Rotary Gero. Einige Wochen, Telefonate und Gespräche später war dann das Projekt ins Leben gerufen und die Mönchengladbacher Clubs hatten sich der Organisation „Hey Alter!“ angeschlossen, die bereits in vielen innerdeutschen Städten existiert. Jan Funken, den Schulleiter des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasiums Mönchengladbach und zweiten Initiator des Projektes, begeistert vor allem, „dass das Projekt vielen Kindern unbürokratisch und schnell hilft, in Zeiten der Digitalisierung auch an Bildung teilhaben zu können.“ Doch wie werden diese Kinder ausgewählt? „Wir haben bereits alle Schulleiter*innen angeschrieben und über unser Projekt informiert, sodass diese uns eine Wunschzahl an potenziell guten Empfänger*innen nennen und wir anschließend nach Prioritätsgruppen ordnen können“, so Susanne Feldges, die stellvertretende Vorsitzende von nextMG ist.

„Auch Lehrer*innen können uns eine formlose E-mail mit Schülervorschlägen senden, bei denen ein solches Geschenk notwendig und gut aufgehoben wäre“, erklärt Heike Grünert, Vorstand Digitale Kompetenzen von nextMG. Danach folgen dann die Kontaktaufnahme, das Organisatorische und die Übergabe und Einweisung der Geräte, bei der ich vor Ort dabei sein durfte. „Ich freue mich, dass aus einer fixen Idee mit vereinten Kräften ein Projekt geworden ist, das die Bildungschancen in der Stadt für alle Schüler*innen nachhaltig verbessern kann“, sagt Carola Gather. Und auch die Freude auf Seiten der Schüler*innen ist groß, denen an diesem Tag die ersten Laptops des Mönchengladbacher Projekts ausgehändigt werden – für viele von ihnen auch die ersten eigenen Laptops ihres Lebens! „Ich habe mich sehr auf diesen Tag gefreut und war wirklich aufgeregt. Bisher musste ich an den Videokonferenzen immer mit meinem Handy teilnehmen, was oft schwierig war. Jetzt habe ich meinen ersten eigenen Laptop!“, berichtet der 14-jährige Arda Baybuga begeistert. So könnte es auch vielen weiteren Jugendlichen in unserer Stadt bald gehen. Die Voraussetzung dafür sind ausreichend verfügbare Laptops, Tablets und Computer. „Unsere eigentliche Sorge ist es, dass der Bedarf viel höher ist als das, was wir jemals durch Spenden einsammeln können“, gesteht Susanne Feldges. „Natürlich hoffen wir, dass es uns irgendwann möglich ist, die Zahlen der Schüler*innen und Geräte auf dieselbe Ebene zu bringen, um eine Deckung des Bedarfs gewährleisten zu können. Zurzeit ist das leider noch nicht der Fall, daher wünschen wir uns natürlich zahlreiche weitere Spenden“, so Gather.


Unterstützen und Mitmachen

Haben Sie oder Ihre Firma ausgediente Laptops, Rechner oder Tablets abzugeben, die mindestens einen funktionsfähigen 2 GHz Dual Core Prozessor und 4 GB RAM haben, wollen das Projekt finanziell unterstützen oder selbst aktiv werden? Dann melden Sie sich gerne unter moenchengladbach@heyalter.com und helfen Sie mit, vielen weiteren Kindern in Mönchengladbach die Teilnahme an Bildung in Zeiten der pandemiebedingten Digitalisierung zu ermöglichen!