Mehrere Menschen stehen im Dunkeln um den Nachtwächter herum, welcher gerade Geschichten und Anekdoten aus der Vergangenheit erzählt. Mehrere Menschen stehen im Dunkeln um den Nachtwächter herum, welcher gerade Geschichten und Anekdoten aus der Vergangenheit erzählt.
Foto: © BilderMachenLeute.de
Immer wieder wird beim Nachtwächter-Rundgang für Geschichten und Anekdoten aus der Vergangenheit gehalten
01.10.2021
Stadtleben

Ankes (R)Auszeit - Mit dem Nachtwächter durch die Altstadt

HINDENBURGER auf Tour

Redaktion: Anke Molitor

Hallo zusammen, ich bin Anke, 41 Jahre alt und Mitglied des HINDENBURGER Teams. Familie und Freunde sagen mir liebevoll nach, ich hätte „Hummeln im Hintern“. Hier darf ich diese rauslassen und hoffe, dass ich Sie dazu inspirieren kann mal etwas Neues auszuprobieren. Getreu dem Motto: Unsere Heimat hat vieles zu bieten und es gibt immer etwas zu entdecken.

Einen Stadtrundgang in der eigenen Stadt? Wer macht das schon? Ich! Und Ihnen möchte ich das auch ans Herz legen, da man doch so einiges erfährt, was man über seine Heimatstadt vorher noch nicht wusste.

Aber von Anfang an: Die Mönchengladbacher Altstadt kannte ich bisher nur als Ausgangspunkt, um in eine Bar oder Diskothek zu gehen oder um dort mit Freunden in einem der vielen Restaurants und Gaststätten etwas zu essen. Über die historischen Hintergründe der altehrwürdigen Gemäuer hatte ich mir bisher noch nie Gedanken gemacht.

An einem Sommerabend im September, dem gefühlt einzigen Sommertag in diesem Jahr, sollte sich das ändern. Um 19 Uhr starteten wir mit ein paar Gleichgesinnten am Treffpunkt Geroweiher unseren Nachtwächter Stadtrundgang. Wir, das sind meine neunjährige Tochter Isabelle, mein Partner und Fotograf Philipp und ich. Etwas angespannt warteten wir auf unseren Nachtwächter, der uns die Mönchengladbacher Altstadt auf einem Rundgang näherbringen sollte. Angespannt deswegen, weil Isabelle schon vorher gefühlte 100mal bekundet hatte, dass sie so gar keine Lust darauf hat, stundenlang durch die Gegend zu laufen und ich inständig hoffte, dass meine Aussage: „Du wirst sehen, das wird total spannend!“ sich bewahrheiten würde. Schließlich gibt es nichts Schlimmeres, alle Eltern werden das nachvollziehen können, als ein gelangweiltes und maulendes Kind, das ständig sein Missfallen bekundet.

Als unser Nachtwächter Franz-Josef Wirtz in voller Montur, inklusive Hellebarde, Laterne und Borussen Raute am breitkrempigen Hut, um die Ecke kam und Isabelle ihn ehrfürchtig aus großen Augen anstarrte, waren meine Sorgen allerdings schnell vergessen. Das konnte einfach nur gut werden!

Nach kurzem Abhaken der Anwesenheitsliste ging es los. Über die Gasthausstraße, dem ehemaligen Rotlichtbezirk von Mönchengladbach, spazierten wir an Teilen der alten Stadtmauer (die tatsächlich bis zu 5 Meter hoch ist) entlang zum alten Zeughaus, dem schmalsten Haus der Stadt, und von dort aus weiter durch die Altstadt. Immer begleitet von Anekdötchen und wissenswerten Infos, die Franz-Josef Wirtz, teilweise sogar auf Platt, charmant und interessant rüberbrachte. Wussten Sie zum Beispiel, dass es in Mönchengladbach im Mittelalter unglaublich viele Gasthäuser gab und jedes sein eigenes Bier braute? Oder, dass der Alte Markt der Platz war, an dem Hexenverbrennungen durchgeführt wurden? Wenn man das hört und dabei im Abenddunkel an genau dieser Stelle steht, an der früher solche Ungeheuerlichkeiten passiert sind, läuft einem schon mal der ein oder andere Schauer über den Rücken. Wenn diese Geschichten dann noch mit alten Malereien und Fotos aus dieser Zeit untermalt werden, macht dies das Erlebnis perfekt.

Franz-Josef Wirtz ist der geborene Nachtwächter und ihm zuzuhören ist ein Ausflug ins Mittelalter für Jung und Alt, bei dem man die Postkutsche über den alten Markt rollen und die Frauen mit Ihren Kleidern und Häubchen Ihre Waren anbieten sieht.

Ich habe viel gelernt, oft geschmunzelt und auch mal gestaunt. Die zwei Stunden sind wie im Flug vergangen und bei meinem nächsten gastronomischen oder feuchtfröhlichen Ausflug in die Altstadt werde ich mit Sicherheit daran denken, dass schon vor vielen hundert Jahren Menschen hier lebten, die Mönchengladbach ihre Heimat nannten.

Infos und Tickets unter: www.deinmg.de

Vielen Dank an Franz-Josef Wirtz für diesen unvergesslichen Abend und natürlich auch an Philipp, der wieder einmal alles in wunderbaren Bildern festgehalten hat.

Bis zur nächsten (R)Auszeit,
Anke