Mönchengladbach hat nicht ein Zentrum, und auch nicht zwei. Es sind ganz viele. Egal ob die Innenstädte von Gladbach oder Rheydt oder die Kernbereiche der anderen Stadtbezirke – überall auf der Stadtkarte gilt es, die Zentren als Orte des öffentlichen Lebens zu erhalten und sie auf Grundlage ihrer jeweiligen Stärken und Alleinstellungsmerkmale weiterzuentwickeln. Wie diese Herausforderungen angegangen werden sollen, welche Erfolge schon erzielt wurden und wie der weitere Weg aussehen soll, darüber gibt die Stadt aktuell in den politischen Gremien Auskunft. Ein Stadtspaziergang durch Rheydt ermöglichte überdies die Diskussion anhand konkreter Fallbeispiele.
Die Stadtzentren befinden sich in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess, nicht nur in Mönchengladbach, sondern allerorten. Das Einkaufsverhalten verändert sich nachhaltig, der Online-Handel nimmt zu. Der Einzelhandel in den Städten wird zwar ein wichtiger Faktor bleiben, aber als alleiniger Publikumsmagnet für die Innenstädte hat er ausgedient. Nicht alle Flächen, die einst von Kaufhäusern belegt waren, werden auch künftig vom Einzelhandel gefüllt werden können. „Diese Realitäten müssen wir anerkennen und den notwendigen Funktionswandel der Stadtzentren als Chance und Gestaltungsmöglichkeit begreifen. An den Zentren erkennt man die Attraktivität einer Stadt, daher ist die Belebung der Innenstädte ein strategisches Ziel“, sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs.
Realitäten anerkennen, das bedeutet für Mönchengladbach auch, sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass die Innenstädte von Gladbach und Rheydt um die Rolle als „das“ große Zentrum der Stadt konkurrieren. „Wir müssen die Zentren gemäß ihren individuellen Stärken entwickeln und die jeweiligen Identitäten herausarbeiten“, sagt Stadtdirektor und Technischer Beigeordneter Dr. Gregor Bonin. Dafür hat die Verwaltung Leitbild-Definitionen erarbeitet. In Gladbach etwa wird der Handel, auch mit überregionaler Strahlkraft, weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Aber auch Funktionen wie Kultur, Freizeit und Gastronomie werden eine größere Bedeutung erhalten. Rheydt hingegen hat die Chance, sich stärker als urbanes Wohn- und Arbeitsquartier zu positionieren, mit lebendiger Vielfalt, kultureller Szene und sehr guter, multikultureller Nahversorgung.
Zwischen konkreten Erfolgsbeispielen und Zukunftsvisionen
Bei einem Stadtspaziergang der Verwaltung durch Rheydt gemeinsam mit Vertretern der Lokalpolitik sowie von IHK, Einzelhandelsverband und Citymanagement wurde deutlich, wie diese Veränderung in Rheydt bereits in vollem Gange ist und von der Stadt unterstützt wird. Während sich große Filialisten – wie andernorts in Deutschland auch – teilweise zurückziehen, füllen in Rheydt lokale Einzelhändler die Lücken auf. Das kann ein internationaler Supermarkt sein, ein Finanzberater, aber auch ein kleiner Möbelhändler mit innovativen Online-Marketing-Konzept. Dass so viele Gründerinnen und Gründer ihre Ideen erfolgreich umsetzen, liegt maßgeblich an der jahrelangen und sehr intensiven Unterstützungs- und Netzwerkarbeit der städtischen Quartiersmanager, die unter anderem mithilfe von Fördermitteln aus dem Sofortprogramm Innenstadt Einstiegshürden überwindet.
Mithilfe des Sofortprogramms sollen bald auch neue Begrünungen in Rheydt und Gladbach umgesetzt werden. Von Baumpflanzungen und Beeten reicht das Repertoire bis hin zu mobilen Sitz- und Pflanzelementen, die gestalterische Experimente erlauben und für Veranstaltungen weggeräumt werden können. In Rheydt sind solche mobilen Sitz- und Pflanzelemente zum Beispiel in der Hauptstraße vorgesehen. In Gladbach könnten Sie künftig den Sonnenhausplatz verschönern, der perspektivisch umgebaut und dauerhaft begrünt werden soll. Die Grünstruktur des Hans-Jonas-Parks würde dadurch an die Hindenburgstraße herangeführt. Das ist eine der Ideen aus der städtischen Vision für die Hindenburgstraße, die das niederländische Planungsbüro Karrees en Brands im vergangenen Jahr in verschiedenen Bildern visualisiert hatte. 2023 sollen solche Konzepte, Bilder und Visionen auch für den Stadtteil Rheydt entstehen.
Entwicklung der Zentren ist und bleibt wichtige Priorität
Ob Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzepte, die Städtebauförderprogramme „Soziale Stadt“ oder der Masterplan Stadtbezirke. Die städtischen Zentren zu entwickeln und zu stärken ist seit vielen Jahren eine Aufgabe, die in Mönchengladbach aktiv angegangen wird. Ende 2020 wurden viele Aspekte der Innenstadtentwicklung unter dem Dach der sogenannten Zentrenstrategie vereint. Ein Fokus dabei: Das gemeinsame Handeln zu stärken und so noch mehr zu erreichen. Innerhalb der verschiedenen Dezernate der Stadtverwaltung, in Zusammenarbeit mit den Stadttöchtern, aber auch gemeinsam mit den vielen engagierten Privat-Initiativen und im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern.
Die Zentrenstrategie gehört zu den Bausteinen der neuen Städtischen Gesamtstrategie und genießt damit bei der Verwaltung auch weiterhin höchste Priorität. Für attraktive Zentren setzt die Verwaltung unter anderem auf den Dialog mit den Eigentümerinnen und Eigentümern der innerstädtischen Immobilien. Aber auch die Anwendung des sogenannten Sanierungsrechts, mit dessen Hilfe private Investitionen in den Gebäudebestand besser erreicht werden können, analysiert die Stadt derzeit mit einer vorbereitenden Untersuchung. Nicht zuletzt möchte die Verwaltung weiterhin wichtige städtebauliche Akzente setzen, zum Beispiel bei der geplanten Umgestaltung der Hindenburgstraße, aber auch bei diversen kleinen und mittelgroßen Maßnahmen in den Zentren der unterschiedlichen Stadtbezirke. Events und Kulturangebote werden ebenfalls weiterhin eine wesentliche Rolle spielen. „Wir müssen die Menschen mit attraktiven Angeboten in die Zentren locken. Wenn sie dort eine gute Zeit verbringen und die Zentren als liebens- und lebenswerte Orte erleben, dann werden sie wiederkommen“, bringt es Kajetan Lis auf den Punkt, der das Projekt Zentrenstrategie bei der Stadt leitet.
(Quelle: Stadt Mönchengladbach)