Profilaufnahme von Friedhelm Lange Profilaufnahme von Friedhelm Lange
Foto: © Giulio Coscia
Friedhelm Lange
01.01.2023
Stadtleben

Neuer Chef = Neue Impulse für das Stadtmarketing?

Redaktion: Marc Thiele

Friedhelm Lange ist der neue Marketingchef der Stadt oder besser gesagt, der neue Geschäftsführer der städtischen Marketinggesellschaft MGMG, außerdem auch Mitgeschäftsführer der Mönchengladbacher Wirtschaftsförderung WFMG. Damit werden erstmals zwei für die Entwicklung der Stadt wichtige Aufgabengebiete miteinander verwoben. Nun hat es der neue Mann am Marketingruder in der Hand, die so entstehenden Synergien zu erkennen und zum Wohl der Stadt zu nutzen. Wir hatten die Gelegenheit für ein ungewohnt offenes, erstes Vier-Augen-Gespräch und lernten einen engagierten Manager kennen, der sich den Herausforderungen und Möglichkeiten der neuen Aufgabe bewusst ist und mit einigen interessanten Ansätzen und Ansichten überraschte. Ob er es schafft, lange gelebte, strukturelle Verkrustungen aufzubrechen und seine Ideen umzusetzen wird die Zeit zeigen. Wir wünschen Ihm auf jeden Fall viel Erfolg und ein glückliches Händchen.

HINDENBURGER: Wie wird man der neue Marketingchef einer Großstadt? Welche Skills muss man mitbringen? Worauf haben die hiesigen Personalentscheider besonderes Augenmerk gelegt?

Friedhelm Lange: Die Frage können die Personalentscheider sicherlich besser beantworten als ich. In den Gesprächen mit dem Auswahlgremium habe ich wahrgenommen, dass es dem Gremium wichtig war, auf eine Kandidatin oder einen Kandidaten zu treffen, die/der sich zu 100% mit der Stadt und ihren Zielen identifizieren kann. Dass ich zu den unterschiedlichen Facetten, mit denen sich die Marketing Gesellschaft auseinandersetzt, bereits über umfassende Erfahrungen verfüge und in allen beruflichen Stationen mit Veränderungsprozessen zu tun hatte, war dann sicherlich auch hilfreich.

HINDENBURGER: Sie sind nicht nur neuer Geschäftsführer der MGMG, sondern auch Mitgeschäftsführer der WFMG. Eine engere Verzahnung von Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung ist ja gewünscht und scheint logisch, aber wie soll diese neue Zusammenarbeit tatsächlich aussehen? Wird WFMG Geschäftsführer Dr. Schückhaus dann auch Einfluss auf das Stadtmarketing nehmen?

Friedhelm Lange: Organisatorisch ergibt sich die Verzahnung durch gemeinsame Termine. Über den regelmäßigen Austausch zwischen den Mitarbeitenden in beiden Gesellschaften wurden bereits jetzt schon einige Handlungsfelder identifiziert, wie die Kompetenzen in beiden Unternehmen im Interesse der Stadt sowohl im Stadt- als auch im Standortmarketing besser genutzt werden können.

HINDENBURGER: Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, sich um diese Stelle zu bewerben?

Friedhelm Lange: Ich finde es beeindruckend mit welchem Engagement sich Bürger und Unternehmen für ihre Stadt einsetzen. Dieses Engagement zu einem Zeitpunkt des Wandels unterstützen zu dürfen, ist für mich besonders reizvoll.

HINDENBURGER: Wie stellen Sie sich das Mönchengladbacher Stadtmarketing der Zukunft vor? Gibt es Schwerpunkte, die Sie setzen werden? Haben Sie eigene Projektideen, die Sie in Ihrer Amtszeit realisieren möchten? Welche Impulse möchten Sie der Stadt bei Ihrer Entwicklung geben?

Friedhelm Lange: Die Marketing Gesellschaft verfügt über ein engagiertes Team, welches nahezu alle Facetten des Stadtmarketings abdeckt. Diese Kompetenzen noch stärker analog der städtischen Gesamtstrategie zum Nutzen der Stadt und ihrer Bürger einzusetzen und mit den Akteuren in der Stadtgesellschaft zu vernetzen, wird eine zentrale Herausforderung.

HINDENBURGER: Ihre Vita listet u.a. den Nürburgring und die Sportvermarktungsagentur Sportfive als Teile Ihrer beruflichen Laufbahn auf. Das heißt Sport war ein großer Teil ihres Berufslebens. Mit Borussia, dem Sparkassenpark (Hockey) und diversen in ihren Bereichen erfolgreichen Vereinen ist Mönchengladbach auch eine Sportstadt. Wird Sport auch eine größere Rolle beim zukünftigen Stadtmarketing einnehmen.

Friedhelm Lange: Sport ist ein wunderbares, verbindendes Thema im täglichen Leben, aber auch in der Kommunikation. Die Bildsprache des Sports sagt oft mehr aus als ein Slogan. Daher kann es gut sein, dass wir zukünftig häufiger auf die Symbolkraft des Sports zurückgreifen. Mit der Hockey Europameisterschaft und der japanischen Delegation der Special Olympics World Games haben wir neben der Borussia zwei weitere herausragende Ereignisse im Veranstaltungskalender.

HINDENBURGER: Unter Peter Schlipköter gab es Leuchtturmprojekte wie das Ritterfest oder das Turmfest in Rheydt. Auch der Initiativkreis ist weit über die Stadtgrenzen bekannt, Werden Sie diese Veranstaltungen wie bisher und mit gleicher Gewichtung fortsetzen oder wird es hier Veränderungen geben?

Friedhelm Lange: Ich bin froh, dass es in Mönchengladbach eine so große Veranstaltungsvielfalt gibt und sich Unternehmen und Unternehmer für den Standort einsetzen. Ein solches Engagement zukunftsweisend fortzuführen halte ich für verantwortungsvoll.

HINDENBURGER: Zusammen mit Ihrem Amtsantritt wurde das städtische Magazin „MG Aktuell“ als gedruckte Ausgabe eingestellt. War das Ihre Entscheidung? Was waren die Gründe für diesen Schritt?

Friedhelm Lange: Ich habe die Entscheidung mitgetragen, da wir mit der bisherigen Ausrichtung von MG aktuell kein Alleinstellungsmerkmal mehr hatten und die Informationen, die wir über das Magazin zur Verfügung gestellt haben, mittlerweile primär digital abgerufen werden.

HINDENBURGER: Schon länger setzt die MGMG mehr und mehr auf digitale Kommunikation, doch der Anteil der Ü60-Jährigen in Mönchengladbach steigt und damit der Anteil der Bürgerinnen und Bürger, die nicht so digital sind, wie sich das viele Medienschaffende und Medienentscheider wünschen. Schließt man damit nicht eine wichtige Einwohnergruppe von der städtischen Marketingkommunikation aus oder erschwert ihnen den Zugang?

Friedhelm Lange..

.... ist seit dem 1. September 2022 neuer Geschäftsführer der städtischen Marketinggesellschaft MGMG und Mitgeschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WFMG.

Vor seiner Tätigkeit in Mönchengladbach war der 48-jährige zuletzt Senior Director für den Bereich Intelligence, Concepts & Creation bei der Sportmarketingagentur „Sportfive“, davor als Senior Director Business Relations beim Marktforschungsunternehmen „Nielsen“ und von 2003-2011 als Project Manager und Head op Sales / Head of Marketing beim Nürburgringvermarkter „Nürburgring Automotive GmbH“. Zudem ist er Lehrbeauftragter an der IST-Hochschule für Management in Düsseldorf.

Friedhelm Lange: Ich stelle insgesamt fest, dass sich das Mediennutzungsverhalten auf eine zunehmende Anzahl von Kanälen verteilt. Als Marketing Gesellschaft achten wir darauf, dass wir auch zukünftig einen Mix unterschiedlicher Medien gewährleisten, um die Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.

HINDENBURGER: Vor einigen Jahren gab es eine Initiative einiger ortsansässiger Werbe- und Marketingagenturen, die eine Stadtmarke für Mönchengladbach entwickeln wollten. Das Projekt ist im Sande verlaufen, aber für viele Kreative und Medienschaffende, die in Mönchengladbach leben und arbeiten, gibt es immer noch keine „echte“ Marke Mönchengladbach. Wie schätzen Sie das aktuelle Stadtmarketing ein bzw. die aktuelle „Stadtmarke“ und sehen Sie Handlungsbedarf?

Friedhelm Lange: Ich halte es für wichtig, dass wir uns vergewissern, wofür Mönchengladbach steht bzw. wofür es zukünftig stehen soll. Das gibt uns im Marketing die notwendige Orientierung und ermöglicht es die richtigen Schwerpunkte zu setzen.

HINDENBURGER: Mönchengladbach hat deutlich erkennbare innerstädtische Problemzonen. Sei es die mittlerweile unattraktive und von viel Leerstand geprägte Hindenburgstraße, die Zustände am „Tor zur Stadt“, dem Hauptbahnhof / Europaplatz oder die Innenstadt von Rheydt. Für einen Marketeer, der diese Stadt „verkaufen“ soll, sind das doch sicher große Herausforderungen, die Besucher eher abschrecken als anlocken dürften. Ist man sich dieser Problematik mit Blick auf den Marketingaspekt bewusst und gibt es Pläne hier etwas anzupacken – vielleicht auch hinsichtlich der neuen Verbindungen zur WFMG?

Friedhelm Lange: Der Erhalt lebendiger Zentren ist in der Tat ein Schnittstellenthema zwischen der MGMG und der WFMG im Zusammenspiel mit den Unternehmerinnen und Unternehmern, den City- und Quartiersmanagements, den Interessengemeinschaften und den Dezernaten. Marketing heißt ja nicht, dass wir alles schönreden. Eine Stadt, die sich in einem Wandel befindet, ist auch eine Stadt, die sich verändert. Und dennoch gibt es trotz aller Veränderung und „Baustellen“ sehr gute Angebote und sehr schöne Orte in Mönchengladbach.

HINDENBURGER: Was macht Mönchengladbach für Sie aus?

Friedhelm Lange: Die Menschen und die Vielfalt.