Außenansicht des Rathaus Rheydt Außenansicht des Rathaus Rheydt
Foto: © MGMG
Das bleibt erst einmal wie es ist, der geplante Neubau ist gestoppt.
01.04.2023
Stadtleben

„Rathaus der Zukunft“ (vorerst) gestoppt

Ein Kommentar von Marc Thiele

Das neue „Rathaus der Zukunft mg+“, so der offizielle Name des geplanten Verwaltungsneubaus in Rheydt, ist Geschichte. Schuld am „vorläufigen“ Ende des städtischen Prestigeprojektes seien die explodierenden Kosten, die den städtischen Haushalt überfordern würden, so die Begründung zusammengefasst. Mein innerer „BissMarc“ jubelte schon ob der Vorlage und tatsächlich tippten sich die ersten sarkastischen „Mittleidsbekundungen“ fast wie von selbst. Schließlich gab es so viele Gründe, wieso der Widerstand gegen dieses Neubauprojekt in unserer Stadt seit Bekanntwerden der Pläne so groß war (und ist). Animositäten, Imageprobleme, Kommunikationsmängel, Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlust, Parteipolitik, unterschiedliche Ideologien, das innerstädtische MG-RY-Problem etc. p.p. - wenn nun die Finanzen den Stecker gezogen haben, soll es mir recht sein. Aber nur bei genau dieser Planung, denn als ich bereits voll in Fahrt war und mal wieder böse austeilte, stellte sich mehr und mehr die Erkenntnis ein, dass es in dieser Stadt dringend einer neuen Lösung für die Verwaltung bedarf und ein neues Rathaus, das alle Dienststellen unter einem Dach vereint tatsächlich sinnvoll wäre. Also nix mit „BissMarc“ diesmal.

Unsere Verwaltung ist über die Stadt verteilt, wie Streusel auf einem Apfelkuchen. Das technische Rathaus hier, der OB dort, das Ordnungssamt ganz woanders und das Gesundheitsamt jottweedee, suboptimal ist da noch eine nette Beschreibung. Ganz zu schweigen vom baulichen und energetischen Zustand der Verwaltungsgebäude. Waren Sie mal in der Gewerbemeldestelle in Rheydt? Also ich möchte da nicht arbeiten müssen. Ein riesiger Saal, wahrscheinlich unheizbar, dazu ungemütlich, zudem schlecht erreichbar, egal ob mit den Öffis oder dem Auto. Ein Bild, das sich sicher in vielen Verwaltungsbüros der Stadt wiederholt.

Langfristig ist eine neue bauliche Lösung für die Verwaltung unumgänglich. Alleine der Unterhalt der ganzen im Stadtgebiet verstreuten Verwaltungsstellen ist unwirtschaftlich und auch für uns Bürger ist der derzeitige Zustand sehr unvorteilhaft. Aber wenn neu, dann nicht so wie geplant. Das ist einfach eine, nein zwei Schippen zu viel und auch die Standortwahl ist viel zu polarisierend, auch wenn ich den Grundgedanken dahinter - Rheydt weiter aufzuwerten - verstehe.

Aber wie löst man dieses Problem? Nun vielleicht sollte man den Menschen erst einmal erklären, wieso ein neues Rathaus überhaupt notwendig ist und das nicht „Oberlehrerhaft" und unter Verzicht auf die üblichen Laberfloskeln, denn erst, wenn man etwas wirklich nachvollziehen kann, unterstützt man es auch. Leider gibt es da noch das Problem der wachsenden Unglaubwürdigkeit von Politik und das Imageproblem einiger Lokalpolitiker, weshalb viele Bürger einfach nicht mehr glauben, dass diese das Wohl unserer Stadt und ihrer Einwohner im Sinn haben, aber das ist ein Thema, das wir frühestens im Herbst 2025 - bei der nächsten Kommunalwahl - wieder auf der Tagesordnung haben.

Auch den Standort sollte man diskutieren. Vielleicht ist Rheydt wirklich die beste Wahl - dann aber sollte man endlich dafür sorgen, dass die ÖPNV Verbindung zwischen Rheydt und dem Rest der Stadt 24/7/365 deutlich besser wird. Eventuell wäre ja auch ein anderer Problemstandort ein ebenso guter, vielleicht sogar besserer Ort - Haus Westland, oder man setzt ein Zeichen und plant einen Neubau genau auf der Grenze zwischen Mönchengladbach und Rheydt - würde da das Gelände des alten Polizeipräsidiums nicht passen?

Was nun genau passiert, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht wissen „Die da oben“ es auch nicht. Was sie aber sicher wissen, und was uns allen klar sein sollte, es muss etwas passieren. Nur beim „Wie“ und „Wann“, sollte man jetzt die Chance ergreifen und alles komplett neu und wirklich gut durchdenken. Wir haben in dieser Stadt so viele groß angekündigte Baustellen und Projekte, die durchweg nicht funktionieren und so viele Probleme, die alle samt nicht gelöst werden, langsam wird es mal Zeit zu liefern, anstatt zu lächeln.

Es gibt sicher andere Prioritäten, z.B. die Zukunft unserer Innenstädte, der Zustand unserer Straßen und Radwege oder ein sinnvolles Verkehrs- und Mobilitätskonzept, das die verschiedenen Fortbewegungsarten zusammenführt und nicht die Bevölkerung spaltet, als ein neues Rathaus, aber dieses sollte jetzt nicht ganz von der ToDo-Liste verschwinden, aber zurück ans Reißbrett.

Wie sehen Sie das? Neues Rathaus ja oder nein und wenn ja, wo? Schreiben Sie uns gerne per E-Mail an redaktion@hindenburger.de