Projektinitiator Ulrich Wateler im Zwischenraum Rheydt Projektinitiator Ulrich Wateler im Zwischenraum Rheydt
Foto: Marc Thiele
Projektinitiator Ulrich Wateler im Zwischenraum Rheydt
27.09.2024
Stadtleben

Zwischenraum

Eine real gelebte Vision von Rheydt

Redaktion: Marc Thiele

Nicht unweit des mittlerweile wieder quirligeren und belebteren Marktplatzes und doch größtenteils umgeben von Leerstand und Tristesse möchte der Mönchengladbacher Sozialunternehmer Ulrich Wateler hier seit August 2019 der negativen Entwicklung, auf der bis in die 1990er Jahre belebten Einkaufsmeile der Rheydter Innenstadt etwas entgegensetzen. Mit viel Engagement und Enthusiasmus sollte der Zwischenraum durch Kunst, Co-Working und soziales Miteinander ein Anlaufpunkt für Flanierende und Interessierte sein. Ein Ort zum stöbern, zum miteinander in Kontakt kommen, zum Austausch und auch ein Beitrag zur Belebung eines Teils der Hauptstraße.

Seit der Eröffnung des Zwischenraums 2019 hat sich einiges verändert. Das Gebäude, in dem sich die Hauptpassage befindet, wurde an einen Kölner Investor verkauft, der aber laut Wateler auch hinter dem Projekt steht und dessen Fortbestand durch gute Mietkonditionen weiterhin ermöglicht. Co-Working spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, dafür ist die Kunst mit Ateliers und Ausstellungsflächen weiterhin prominent vertreten. Sozialer und kommunikativer Mittelpunkt ist seit Projektstart Ulrich Watelers Café Futur, eine gemütliche Mischung aus antiquarischem Gebrauchtbuchhandel und Café, das vom präsenten Eckladenlokal am Eingang in größere Räumlichkeiten weiter im Inneren der Passage gezogen ist. Es belebt die Passage aber auch weiterhin bis hinaus an den Eingang zur Hauptstraße mit seiner Außengastronomie und war zum Zeitpunkt unseres Besuchers gut frequentiert. Neben der Möglichkeit für alle „Bücherwürmer“ im nach Kategorien geordneten Sortiment des Gebrauchtbuchladens genüsslich zu stöbern, bieten Wateler und seine Frau zwischen gemütlichen alten Sofas, Kunstwerken und einem Klavier – das übrigens hin und wieder von Gästen gespielt wird - natürlich auch Kaffee und selbstgebackenen Kuchen an. Die perfekte Umgebung zum genussvollen Schmökern, aber auch zum Austausch mit anderen Besuchern und Gästen.  

In das Eckladenlokal am Eingang Hauptstraße ist mit Harmonie 20 ein in Rheydt bekannter Concept-Store eingezogen, der u.a. handgemachte, individuelle Geschenke bietet, darunter Schmuck und Wohnaccessoires. Größter Mieter des Zwischenraums ist aber mittlerweile die Stadt Mönchengladbach, die dort mit dem Ladenlokal der Jugendberufshilfe und deren beiden Projekten Move (Beratung bei Schulbesuchsproblematik) und Zoom (Beratung im Übergang Schule – Beruf) präsent ist. Am Eingang Mühlenstraße ist zudem ein sozialer Verein mit Laden vertreten.

Fast schon wie eine Reminiszenz an die guten Zeiten der Rheydter Einkaufsmeile wirkt da das seit 1987 am Eingang Mühlenstraße 58 existierende Schmuck-Atelier von Monika Demaku-Knippertz. Die letzte verbliebene Originalmieterin der Hauptpassage bietet in ihrem Ladengeschäft u.a. ein breites Sortiment an Uhren sowie Goldschmiedearbeiten.

Während unseres Besuches wurde Ulrich Wateler nicht müde, von seinem Projekt, dessen Geschichte und Entwicklung bis heute detailliert und voller Begeisterung zu sprechen. Schnell war klar, dass hier ein Rheydter mit vollem Herzen bei der Sache ist, sich stark engagiert, aber auch die Augen nicht vor der Realität verschließt. So war beim Gespräch mit uns auch ein wenig seine Enttäuschung herauszuhören, dass beim vor ein paar Monaten erstmalig veranstalteten Move and Groove Sportfestival - dem Nachfolger des früheren Turmfestes - nicht allzu viele der Besucher ihren Weg auf die Hauptstraße und in den Zwischenraum fanden. Interessant waren auch die Erklärungen zu den Gründen der Leerstände und der allgemeinen Situation auf der Hauptstraße. Laut Ulrich Wateler, aber vor allem laut zweier Gäste im Café, sind diese in den meisten Fällen andere als oftmals dargestellt. Größtenteils sind die Leerstände in Rheydt nicht allein ortsfremden Investoren ohne Interesse am Standort zuzuschreiben, sondern auch durch Erbschaftsangelegenheiten, laufende Immobilienverkäufe, fehlende Geschäftsnachfolge und auch tatsächlich den einen oder anderen bockigen oder desinteressierten Bestandsbesitzer begründet.

Während sich Ulrich Wateler nach unserem Gespräch wieder seinen Gästen widmete, machten wir noch ein paar Fotos der Hauptpassage und der umgebenden Straßen, was einen der Gäste zu der Bemerkung veranlasste: „Aber nicht wieder einen Artikel schreiben, in dem alles schlechtgeredet wird. Das hatten wir hier in Rheydt zu genüge. Was Uli hier macht, ist toll und wichtig, stellen Sie das mal hervor.“

Wenn das kein perfektes Schlusswort ist, dann wissen wir es auch nicht. Sollten Sie also demnächst mal wieder in Rheydt unterwegs sein, zum Beispiel auf dem Wochenmarkt, dann machen Sie doch mal einen Abstecher auf die Hauptstraße 59 und sei es nur, um ein wenig in den alten Büchern zu stöbern und dabei einen Kaffee zu trinken. Aber Sie werden schnell ins Gespräch kommen und da wird es dann interessant.

Öffnungszeiten

Der Zwischenraum ist täglich geöffnet, das Café Futur Mittwoch von 10 – 15 Uhr, Freitags von 14 – 17 Uhr und Samstags von 10 – 15 Uhr.

Mehr Informationen finden Sie online unter www.instagram.com/zwischenraum_rheydt und www.zwischenraum-rheydt.de