Gastspiel
Ein Affe berichtet vor den Herrschaften einer Akademie von der Geschichte seines Lebens. – So lässt sich Franz Kafkas bekannte Erzählung Ein Bericht für eine Akademie von 1927 aus der Perspektive des Affen Rotpeter kurz zusammenfassen.
→ Angeschossen und gefangen genommen im Dschungel der Goldküste, wird Rotpeter in einem Dampfer des Unternehmens „Hagenbeck“ nach Hamburg überstellt. Er erkennt bald die zwei Möglichkeiten, die ihm offenstehen: im Zoo zu landen, oder im Rampenlicht eines Varietés zu stehen. Er entscheidet sich für die zweite Möglichkeit: zum „Ausweg“, wie er es nennt, der ihm sein Überleben ermöglicht. Durch eine Leistung, die es bisher noch nie gegeben hat, eignet er sich den Bildungsstand eines Europäers an, in Sprache, Denken und Verhalten. – Rotpeters Geschichte ist die Geschichte von Gefangenschaft, Flucht, Ankunft in einer neuen Welt. Es ist die Geschichte einer blutigen, schmerzhaften und kompromisslosen Assimilation.
„Als Prager Jude stand Kafka sicher die Geschichte seines Volkes Pate, eines Volkes zwischen Vertreibung und Suche nach einer Heimat. Unsere heutige Zeit quillt geradezu über vom Schmerz über eine verlorene Heimat, vom fast unüberwindbaren Kampf, in der neuen Welt Fuß zu fassen, vom unerträglichen Verlust der eigenen Identität“, erläutert Thomas Goritzki.
Theater MG
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