Jessica Sindermann
Gespräch mit Hauptdarsteller Markus Heinrich
Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden plötzlich erfahren, dass Ihre bereits verstorbene Mutter von einer Adelsfamilie abstammt, lediglich wegen einer Heirat verbannt wurde und Sie die Erfolgsaussicht auf einen Titel und ein Erbe hätten. Würden Sie sich zurücklehnen und nichts tuend abwarten, bis die acht Kandidaten vor Ihnen in der Erbfolge das Zeitliche segnen oder würden Sie selbst ein wenig nachhelfen? Monty Navarros Entscheidung fällt auf letzteres. Dass seine mörderischen Strategien allerdings nicht ganz nach Plan verlaufen, zeigt das neue Musical „Liebe, Mord und Adelspflichten“, welches am 14. Januar auf der Bühne des Theaters Krefeld und Mönchengladbach seine Premiere feiert.
Markus Heinrich, der seit der Spielzeit 1995/1996 Ensemblemitglied des Theaters Krefeld und Mönchengladbach ist und bereits in zahlreichen Partien zu sehen war, ist einer der Hauptdarsteller und verkörpert während des Stückes gleich acht verschiedene Rollen. Immer wieder schlüpft der in Warstein geborene Tenor von einem Kostüm ins nächste und verwandelt sich so in unterschiedlichste Charaktere der Familie D’Ysquith. Wie stressig das wirklich ist und wie er sich auf diese Rolle; oder besser gesagt – Rollen vorbereitet hat, verrät er mir im Interview!
HINDENBURGER: Erzählen Sie gerne etwas über das Musical „Liebe, Mord und Adelspflichten“.
Markus Heinrich: Es ist meiner Meinung nach ein wirklich grandioses Stück! Eine schwarzhumorige, böse Komödie über einen Mann, der am Grab seiner Mutter erfährt, dass er eigentlich Nachkomme einer großen Adelsfamilie ist und dass es noch einige Familienangehörige gibt. Zu denen nimmt er dann auch Kontakt auf, aber alle diese Verwandten legen ein böses, teilweise rassistisches Verhalten an den Tag. Dann hat er ein Erlebnis, wo eines dieser Familienmitglieder durch seine unterlassene Hilfeleistung zu Tode kommt und das weckt in ihm die Idee, er könnte sie alle umbringen um zum amtierenden, ersten Erben aufzusteigen. Dann geht das Morden fleißig weiter, bis die gesamte Adelsfamilie unter der Erde liegt und er für den letzten Mord, für den er eigentlich tatsächlich nichts kann, dann verurteilt wird. Im Gefängnis erzählt er dann seine Geschichte. Also im Prinzip beginnt das ganze Stück mit einem Rückblick. Das Skurrile ist eigentlich, dass dieser Mann ein fast achtfacher Mörder ist und man irgendwie trotzdem Sympathien mit ihm hat, denn die anderen Figuren sind alle so furchtbar, dass man sich eigentlich freut, wenn der nächste wieder ins Gras gebissen hat. (lacht)
HINDENBURGER: Das Stück hat so einige Rollen. Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle in dem Stück vorbereitet?
Markus Heinrich: Von einer Rolle kann man bei mir in diesem Stück nicht sprechen. Ich glaube im Programmheft heißt es „Markus Heinrich: Die Adelsfamilie“. Ich spiele acht, beziehungsweise eigentlich neun verschiedene Rollen. Es handelt sich bei allen Personen um vollkommen unterschiedliche Charaktere. Es gibt Asquith D‘Ysquith Jr., Lord Adalbert D‘Ysquith, Reverend Lord Ezekiel D‘Ysquith, Lord Asquith D‘Ysquith Sr., Henry D‘Ysquith, Lady Hyacinth D‘Ysquith, Major Lord Bartholomew D‘Ysquith und Lady Salome D‘Ysquith. Ich muss von einer Minute auf die andere in eine ganz andere Rolle schlüpfen und das ist wirklich reine Übungssache. Es ist nicht so, als klappt das sofort! Ich musste mir vorher viele Gedanken darüber machen wie man sich diese Figuren vorstellt, was sie haben, wie sie aussehen, was sie innerlich fühlen könnten und was sie nach außen hin präsentieren. Und dann muss man den Mut haben, einfach mal auszuprobieren, eventuell falsche Wege zu gehen und diese wieder zu verwerfen. So entwickelt sich das Ganze dann. Und das passende Kostüm hilft natürlich zusätzlich!
HINDENBURGER: Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Darstellung Ihrer Rolle/n in diesem Stück?
Markus Heinrich: Das Schwierige ist, dass alle diese Rollen kurz sind. Teilweise nur eine Szene und dann wars das. Die Szenenabfolge ist dementsprechend sehr schnell. Man muss innerhalb kürzester Zeit in einen ganz anderen Charakter switchen und nur weil alle Charaktere aus derselben Familie stammen, heißt das noch lange nicht, dass sie gleich sind. Ich muss beispielsweise als betrunkener Pfarrer auf die Bühne gehen und im nächsten Moment den „Möchtegern-Casanova“ spielen. Und dann kommt gleich der nächste Wechsel. Eine besondere Herausforderung sind daher explizit bei diesem Stück die vielen, schnellen Kostümwechsel. Ich habe alleine im ersten Akt elf Umzüge und mein schnellster Kostümwechsel hat lediglich 15 Sekunden. Gott sei Dank gibt es an diesem Abend zwei Garderobieren und einen Maskenbildner, die nur für mich zuständig sind und alles griffbereit vorbereiten.
HINDENBURGER: Was fasziniert Sie besonders an dem Musical?
Markus Heinrich: Was mich generell an Stücken interessiert, ist, wenn sie skurril sind. Und dieses ist mehr als nur skurril! Ich liebe es, verrückte Rollen zu spielen. Ob ich dem immer gerecht werde oder auch mal scheitere, das überlasse ich dem Publikum, aber zu mindestens reizt es mich. Daher habe ich mich sehr schnell mit meiner Rolle als Spieltenor anfreunden können und fühle mich da komplett Zuhause.
HINDENBURGER: Wie würden Sie die musikalische Atmosphäre und den Stil des Musicals beschreiben?
Markus Heinrich: Ich würde sagen insgesamt sehr flott. Die Musik spiegelt die Zusammensetzung dieser wilden Szenerie gut wider und es sind wirklich schöne, schnelle Nummern dabei, die einen echten Wiedererkennungswert haben. Die Orchesterbesetzung ist eine etwas ungewöhnlichere, da sie kleiner ist, als man zunächst annimmt, aber trotzdem durch üppige Orchesterfarben überzeugt.
HINDENBURGER: Gibt es eine bestimmte Szene oder ein Lied, das Ihnen besonders am Herzen liegt? Warum?
Markus Heinrich: Eigentlich finde ich alle Szenen toll, aber wenn ich mir etwas aussuchen dürfte, dann wäre es glaube ich die Szene mit der alten Lady Hyacinth D‘Ysquith, die in sämtliche Katastrophengebiete geschickt wird, in der Hoffnung, dass sie dort verunglückt. Was allerdings nicht passiert. Auf einen Dialog folgt meist eine gesungene Strophe und das ist schon eine coole Nummer, bei der es auch ein begleitendes musikalisches Ensemble gibt. Das ist einfach sehr unterhaltsam!
HINDENBURGER: Welche Botschaft oder welches Gefühl möchten Sie dem Publikum mit Ihrer Darstellung vermitteln?
Markus Heinrich: Also ich weiß nicht, ob man dieses Stück jetzt unbedingt mit einer „inneren Message“ verbinden sollte… Ich denke, ich sehe es einfach als wunderbaren, unterhaltsamen Abend für Alt und Jung!
HINDENBURGER: Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit den anderen Darstellern und dem kreativen Team beschreiben?
Markus Heinrich: Super! Wir haben ein tolles Team und die Probenarbeit gemeinsam mit der Regie war wunderbar. Natürlich hat es auch Probleme gegeben, die das Stück an sich einfach durch die schnellen Umbauarbeiten mit sich bringt, aber die Zusammenarbeit als Team auch mit der Statisterie hat sehr gut funktioniert. Stress, Schweiß und Blut, das dabei vergossen wird, lohnt sich auf jeden Fall! ….Schade nur, dass ich selbst den Abend leider nie von vorne bis hinten sehen können werde! (lacht)
HINDENBURGER: Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Theater bedeutet für mich…
Markus Heinrich: … das Paradies auf Erden. Ich schlüpfe einfach gerne in Rollen und lerne dabei auch immer wieder neue Facetten an mir selbst kennen. Außerdem lache ich gerne und bringe auch andere gerne zum Lachen.
HINDENBURGER: Lieber Herr Heinrich, herzlichen Dank für die spannenden Einblicke hinter die Kulissen des neuen Musicals „Liebe, Mord und Adelspflichten“! Wir drücken die Daumen für die Premiere am 14. Januar!
Januar
FR, 12. - 17:45
SO, 14. - 18:00
SA, 20. - 19:30
MI, 31. - 19:30
Februar
FR, 02. - 19:30
FR, 16. - 19:30
März
DI, 05. - 19:30
FR, 22. - 19:30
SO, 24. - 19:30
April
DO, 18. - 19:30
SO, 19. - 18:00
erhältlich an der Theaterkasse Odenkirchener Str. 78, 41236 Mönchengladbach, Tel. 02166 . 61 51 100
und online unter https://theater-kr-mg.de/spielplan/liebe-mord-und-adelspflichten/