Jessica Sindermann
Wie war das nochmal – alles neu macht der… Oktober? Fast! Denn der Oktober steht im Theater Krefeld und Mönchengladbach ganz im Zeichen neuer Produktionen und Besetzungen. Neben Shakespeares Stück „Wie es euch gefällt“ feiert auch Rossinis spritzige Oper „Die Reise nach Reims“ diesen Monat ihre Premiere und verspricht ein musikalisches und szenisches Feuerwerk.
Nachdem ein archäologisches Team eine Karosse voller lebender Personen aus dem 19. Jahrhundert geborgen hat, behaupten diese, auf dem Weg nach Reims zu den Krönungsfeierlichkeiten von König Karl X. zu sein. Eine Zeitmaschine soll sie zurück in ihre Epoche bringen, doch einige der Zeitreisenden fühlen sich in der modernen Welt wesentliche wohler und möchten bleiben. Ein Abenteuer zwischen Vergangenheit und Gegenwart, dass die Zuschauenden mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Ohrwurm im Kopf nach Hause gehen lässt, beginnt!
Mit von der Partie sind bei der Premiere auch die vier neuen Stipendiaten des jungen Theaters (Opernstudio Niederrhein), die das Ensemble seit Beginn der aktuellen Spielzeit 2024/2025 verstärken. Mezzosopranistin Bettina Schaeffer ist eine davon. Nachdem sie an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln zunächst Schulmusik mit dem Hauptfach Gesang bei Martin Lindsay studierte und anschließend ein künstlerisches Gesangsstudium im Master Oper abschloss, führte ihr Weg die junge Sängerin ans Theater Krefeld und Mönchengladbach.
Hindenburger Redakteurin Jessica Sindermann sprach mit ihr über das Projekt „junges Theater“ und die neuen Produktionen, für die sie das erste Mal auf der Bühne des Theater Krefeld und Mönchengladbach stehen wird!
HINDENBURGER: Erzählen Sie gerne etwas über das „junge Theater“.
Bettina Schaeffer: Zum jungen Theater Krefeld und Mönchengladbach gehören zwölf Mitglieder aus allen Sparten, also der Oper, dem Orchester, dem Tanz und dem Schauspiel. Im Opernbereich nennt sich das dann „Opernstudio“. Da sind wir zu viert. Durch dieses Projekt, das gefördert wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, erhalten wir die Möglichkeit, an einem richtigen Theater auf der Bühne zu stehen, in Musiktheaterproduktionen Rollen zu übernehmen und uns selbst zu erfahren. Nach dem abgeschlossenen Studium die ersten Erfahrungen zu sammeln im Musiktheaterbereich und sich mit den praktischen Seiten des Berufs an einem Mehrspartenhaus vertraut zu machen, während man gleichzeitig noch Unterstützung erhält.
HINDENBURGER: Was gefällt Ihnen besonders an diesem Projekt?
Bettina Schaeffer: Ich selbst habe vorher schon einige Jahre als Konzertsängerin gearbeitet, als Solistin in Oratorien gesungen und währenddessen eine Vorliebe für Bach und sämtliche Barockmusik entwickelt. Meinen Master habe ich dann jedoch bewusst in dem Fach Musiktheater gemacht, weil mich das Schauspielerische wirklich sehr gepackt hat! Sich in Rollen einzufügen, sich mit der Psychologie von Rollen zu beschäftigen und über einen längeren Zeitraum mit allem, was hinter einem Stück steht, hat mir bei den Produktionen in meinem Studium schon wirklich viel Freude bereitet. Dieses Projekt ist eine tolle Möglichkeit, diesen Zweig jetzt nach Beendigung meines Studiums weiterzuverfolgen und an unterschiedlichen Produktionen mitzuwirken.
HINDENBURGER: Vielleicht können Sie schon verraten, welche Produktionen denn jetzt kommende Spielzeit anstehen, an denen Sie mitwirken.
Bettina Schaeffer: Ich werde beispielsweise die „Flora“ in „La Traviata“ von Giuseppe Verdi singen, die „Olga“ bei der Wiederaufnahme von Tschaikowskys „Eugen Onegin“ und auch „Maddalena“ in Rossinis Oper „Die Reise nach Reims“, mit der dieses Stück beginnt. „Die Reise nach Reims“ wird ohne den großen Opernchor, der eigentlich komponiert ist, aufgeführt und stattdessen in einer Fassung, in der auch die Chorpartien solistisch besetzt sind. Daher werde ich dann sehr viel zum Einsatz kommen. Es ist gerade sehr viel zu lernen, aber auch sehr schön!
HINDENBURGER: Die Premiere von „Die Reise nach Reims“ findet am 27. Oktober statt. Was zeichnet dieses Stück musikalisch Ihrer Meinung nach aus?
Bettina Schaeffer: Ich bin generell ein Fan von Rossinis Musik und habe bereits während meines Studiums Gefallen daran gefunden. Ich finde, es gelingt ihm in diesen komödiantischen Stücken, die er schreibt, hervorragend, den Witz auch auf die Musik zu übertragen. Wenn es klug inszeniert ist, dann versteht man immer, was er musikalisch gemeint hat und sich auch in Form seiner Musik über die eine oder andere Rolle subtil lustig macht. Insgesamt ist es einfach eine lustige und unterhaltsame Mischung.
HINDENBURGER: Was sind oder waren denn vielleicht die schönsten Erlebnisse bisher in Ihrer Laufbahn?
Bettina Schaeffer: Das ist gar nicht so einfach! Es gibt sehr viele schöne Momente, für die ich einfach dankbar bin! Jedes Jahr aufs Neue gibt es Highlights, auf die ich hingearbeitet habe und an denen ich gewachsen bin. Bezogen auf das Musiktheater waren das für mich auf jeden Fall sämtliche Aufführungen mit der Literaturoper. Es ist ein Konzept, das an die Musikhochschule in Köln gebunden ist und genreübergreifende Begegnungen von Oper, Literatur und Schauspiel initiiert. Mein Highlight war auf jeden Fall die Aufführung von „Das Bildnis des Dorian Gray“, basierend auf Oscar Wildes Werk. Da habe ich dann die Rolle des Dorian Gray spielen dürfen. Das war für mich eine sehr intensive Zeit.
HINDENBURGER: Gibt es irgendwas, worauf Sie sich vielleicht in dieser Spielzeit hier bei uns am Theater am meisten freuen?
Bettina Schaeffer: Als erstes auf jeden Fall auf „Eugen Onegin“, weil ich die Rolle der Olga singen darf. Ich finde die Rolle sehr sympathisch und die Musik dieser Oper gefällt mir. Es ist schon eine große Rolle und ich bin dankbar, dass ich das machen darf! Ich habe damals tatsächlich mal ein Jahr Russisch gelernt und das kommt mir bei dieser Produktion gerade natürlich sehr zugute!
HINDENBURGER: Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Theater bedeutet für mich…
Bettina Schaeffer: …die Möglichkeit, durch die Kunst etwas zu transportieren. Im Publikum etwas auszulösen. Seien es politische oder eben auch emotionale Botschaften, die berühren und zur Auseinandersetzung mit sich selbst und der Gesellschaft anregen. Für mich persönlich außerdem, mich facettenreich auszudrücken und mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen.
HINDENBURGER: Neuzugänge und Premieren bringen diesen Monat zum Auftakt der Spielzeit 2024/2025 also frischen Wind auf die Bühne des Theaters Krefeld und Mönchengladbach. Wir sind gespannt auf neue Geschichten, Gesichter und tolle Stimmen dahinter!
Tickets und Aufführungstermine für "Reise nach Reims" finden Sie online auf der Webseite des Theaters Krefeld und Mönchengladbach: