Tobias Wagener Tobias Wagener
Foto: © Marion Freier
Tobias Wagener
01.10.2022
Theater

Meister des Lichts

Ein erhellender Blick hinter die Kulissen des Theaters

Redaktion: Marion Freier

HINDENBURGER: Herr Wagener, Sie sind als Beleuchtungsmeister am Theater Mönchengladbach mit für das Licht zuständig. Wie ist Ihre genaue Berufsbezeichnung?

Tobias Wagener: Meister für Veranstaltungstechnik, Fachrichtung für Beleuchtung. Das ist auch der Beruf, den ich hier ausübe. Ich habe zusätzlich noch den Meister für Veranstaltungstechnik in der Fachrichtung Bühne.

HINDENBURGER: Bei einem Techniker denken die meisten unserer Leserschaft sicher an einen Techniker, der auf Club-Konzerten oder vielleicht bei einem Festival arbeitet. Was ist der größte Unterschied zwischen der Arbeit auf solchen Veranstaltungen und hier im Theater?

Tobias Wagener: Wir wollen versuchen, das Publikum in eine andere Welt zu entführen. Von weitem sieht alles auf unserer Bühne immer sehr imposant aus. Wir kreieren Unterwasserwelten, den Weltraum, alles Mögliche, und versuchen, das so schön wie möglich umzusetzen. Und das auch jeden Abend in der gleichen Qualität.

HINDENBURGER: Wie entstand Ihr Berufswunsch?

Tobias Wagener: Das begann schon in der Schule. Ich war seit der 11. Klasse in der Theater-AG, auch im Literaturkurs, hab' selbst auch ein bisschen gespielt, fand alles dahinter aber immer interessanter, also wie die Tontechnik funktioniert, wie die Beleuchtung funktioniert. Ab der 12. Klasse hab' ich dann nur noch die Technik gemacht und mich auch bereits erkundigt, wie ich das weitermachen kann. Deswegen war es für mich auch von vorneherein klar, dass ich Theater machen will. Ich wollte nicht in die Rock'n'Roll-Schiene, auf Tourneen gehen. Das ist zwar auch interessant, aber ich wollte etwas kreatives erschaffen, was auch länger Bestand hat und nicht nur für einen Tag gebaut wird.

HINDENBURGER: In einem Gespräch vor diesem Interview haben Sie mir bereits verraten, dass Sie selbst gerne ins Theater gehen, aber aufgrund Ihres Berufes meist nicht dazu kommen. Sehen Sie Ihren Job also nicht nur als Beruf, sondern tatsächlich als Berufung?

Tobias Wagener: Berufung - auf jeden Fall. Das muss, glaube ich, auch so sein. Die Bezahlung ist absolut okay, auch wenn man in anderen Berufen mehr Geld verdienen kann mit weniger Stress und mehr Freizeit. Wir arbeiten meist dann, wenn andere feiern oder eben ins Theater gehen. Das kann man nur durchziehen, wenn man es wirklich will.

HINDENBURGER: Seit wann sind Sie hier am Theater Mönchengladbach?

Tobias Wagener: Hier im Haus seit Februar 2018.

HINDENBURGER: Haben Sie vorher auch für andere Abteilungen des Theaters Krefeld und Mönchengladbach gearbeitet oder nur in anderen Häusern?

Tobias Wagener: Vorher war ich im Theater in Solingen, habe dort auch meine Ausbildung gemacht, als Fachkraft für Veranstaltungstechnik dort gearbeitet und auch meinen Meister gemacht. 2018 hatte ich dann den Entschluss gefasst, das Haus zu wechseln, um neue Sachen kennenzulernen. Solingen war ein sog. 'bespieltes Haus' mit Tourneetheatern. Hier haben wir halt mehr Möglichkeiten, kreativ zu arbeiten, weil wir eigene Inszenierungen haben.

HINDENBURGER: Wie entstand der Kontakt hierher nach Mönchengladbach?

Tobias Wagener: Durch eine Stellenausschreibung. Ein Jahr vorher hatte ich schon einmal Kontakt mit dem Chef, als das Theater Krefeld und Mönchengladbach bei den jährlichen Opernfestspielen in Saaremaa (Estland) zu Gast war. Dorthin wird jedes Jahr ein anderes Theater eingeladen und hierfür wurde noch Personal zum Mitfahren gesucht, was wegen meines damaligen Jobs leider nicht geklappt hatte. Aber so entstand durch Kollegen der erste Kontakt. Und irgendwann war dann eine Stelle ausgeschrieben.

HINDENBURGER: Wir haben ja einige technik-affine Leser und Leserinnen. Was für eine Art von Technik wird im Theater Mönchengladbach-Rheydt genutzt?

Tobias Wagener: Das Haus wurde vor einigen Jahren saniert und mittlerweile haben wir von Halogen- über LED-Scheinwerfer bis zu Moving Heads so ziemlich alles. Die Einbauten auf den Bühnen sind meist LED-Streifen.

HINDENBURGER: Im Theater sind ja sicherlich mehrere Kilometer an Kabeln verlegt. Hat man da über die Jahre automatisch eine Übersicht oder funktioniert alles nur mit entsprechenden Schaltplänen.

Tobias Wagener: Auf jeden Fall sind Schaltpläne unumgänglich. Das musste das Theater Mönchengladbach in der Vergangenheit schon einmal schmerzlich erfahren, als ein Unternehmen auf einmal Konkurs anmeldete und die Nachfolge-Firma feststellte, dass auf der einen Seite der Bühne ein gelbes Kabel unter die Bühne führte und auf der anderen Seite ein rotes herauskam und keiner wusste, was auf den dazwischenliegenden Metern passiert ist.

HINDENBURGER: Was ist sowohl für Sie als auch für diejenigen, mit denen Sie zusammenarbeiten, das Wichtigste bei der Zusammenarbeit mit dem Ensemble?

Tobias Wagener: Spaß bei der Arbeit zu haben. Wir haben alle ein Ziel: An einem gewissen Datum muss die Premiere stehen, dann muss alles fertig sein. Das kann man durch Druck erzeugen, aber es ist schöner, wenn es durch Spaß entsteht. Wenn der Austausch gut ist zwischen Regisseur und Bühnenbildner, zwischen der Kunst selbst und der Technik, dann entsteht etwas, was man auch jeden Abend gerne spielt, gerne macht.

HINDENBURGER: Wo sind die Unterschiede zwischen der Zusammenarbeit mit dem Schauspiel, dem Ballett, dem Musiktheater und den Niederrheinischen Sinfonikern?

Tobias Wagener: Das sind wirklich 3 verschiedene Aspekte, die man beachten muss, gerade in der Beleuchtungstechnik. Beim Schauspiel muss man auf die Mimik achten, die sehr wichtig ist. Man will jeden Schauspieler, egal wo er oder sie auf der Bühne steht, gut sehen können. Denn das Schauspiel erfolgt nicht nur über die Sprache, sondern auch über die Mimik. Der Sänger hat seinen Gesang dazu. Da können wir ein bisschen mehr mit Farbe und mit Effekten arbeiten. Bei den Orchestermusikern dagegen ist es wichtig, dass perfekte Lichtverhältnisse herrschen, damit sie die Noten gut lesen können und gleichzeitig nicht geblendet werden.

HINDENBURGER: Wenn die Niederrheinischen Sinfoniker außerhalb des Theaters Open-Air-Konzerte geben, sind Sie dann auch dabei?

Tobias Wagener: Es kommt darauf an. Seit der Pandemie haben wir z.B. eine mobile Bühne, die wir auch selbst betreuen. Hierbei gehen wir mit den Sinfonikern „auf Tour“. 2021 gab es nur einige wenige Konzerte aber in 2022 waren wir relativ viel in verschiedenen Stadtteilen von Mönchengladbach und Krefeld unterwegs. Es wurde auch sehr gut angenommen. Bei anderen Gastspielen übernimmt es meist eine vor Ort ansässige Technik-Firma. Wir haben beispielsweise ein Gastspiel in Venlo, das übernehmen dann auch Kollegen von dort.

HINDENBURGER: Zum Abschluss unseres Interviews komme ich noch einmal zurück auf Ihre eigene Theater-Affinität: Gibt es eine Wunsch-Inszenierung, die Sie gerne einmal umsetzen würden?

Tobias Wagener: Ein spezielles Stück fällt mir gerade nicht ein. Aber ich freue mich immer besonders auf Musicals, weil ich beim Musical die Mischung aus Schauspiel und Musiktheater interessant finde, da kann man beides miteinander verbinden.

HINDENBURGER: Vielen Dank für Ihre Zeit und weiterhin viel Spaß bei der Arbeit im Theater Mönchengladbach.


Theater Krefeld und Mönchengladbach
Odenkirchener Str. 78
41236 Mönchengladbach
Theaterkasse: 0 21 66 - 61 51 100
www.theater-kr-mg.de


Die neue Spielzeit 2022/23

Aktuelle Aufführungen im Oktober 2022

02|10|22 - Schauspiel / PREMIERE
Queen`s Last Night

04|10|22 - Schauspiel
Konstellationen

07/11/27/28|10|22 - Schauspiel
Queen`s Last Night

12/16/2129|10|22 - Ballett
Beethoven

12/13|10|22 - Niederrheinische Sinfoniker
2. Sinfoniekonzert

19/23|10|22 - Musiktheater
Sunset Boulevard

26|10|22 - Kinder & Jugend Konzerte
Krabbelkonzert

28|10|22 - Robert Menasse
Die Erweiterung

29|10|22 - Konzerte
Chorkonzert

30|10|22 - Kinder, Jugend Konzerte
2. Kinderkonzert

Tickets unter www.theater-kr-mg.de