Marc Thiele
2025 feiert das Gemeinschaftstheater Krefeld und Mönchengladbach seinen 75. Geburtstag und ist damit die älteste und am längsten andauernde Theaterfusion Deutschlands. Eine Ehe mit Höhen und Tiefen, aber auch ein Beweis dafür, dass aus wirtschaftlicher Notwendigkeit künstlerisch Großartiges entstehen und bestehen kann. Vor kurzem erst wurde das Förder- und Finanzkonzept „Theater mit Zukunft“ zum vierten Mal verlängert, womit zumindest die finanziellen Grundkosten des Mehrspartentheaters gesichert sind. Damit hat das Mehrspartentheater nun Planungssicherheit für die neue Spielzeit, in der natürlich auch das Jubiläum eine Rolle spielen wird.
Aber werfen wir einen Blick in die kommende Spielzeit 24/25 und die Planungen der einzelnen Sparten:
Musiktheater
Für Schauspieldirektor AIm Jubilndreas Wendholz muss im Jubiläumsjahr nicht unbedingt eine „Repräsentationsoper“ wie „Die Meistersinger von Nürnberg“ oder „Fidelio“ auf dem Programm stehen. Vielmehr möchten er und sein Ensemble dieses besondere Jahr zum Anlass nehmen, um Themen aufzugreifen, welche die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit thematisieren. Wie zum Beispiel die Oper „Die Passagierin“ von Mieczyslaw Weinbergs, die Stellung bezieht in einer Zeit, in der Antisemitismus und Geschichtsvergessenheit wieder zunehmen. Auch bei der szenischen Umsetzung des Oratoriums „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy geht es um die Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen, wie Machtmissbrauch, Fremdenfeindlichkeit und Umweltzerstörung.
Schauspiel
Ein ganz besonderer Theaterabend wird die aus zwei Teilen bestehende Premiere des Stücks „Merlin oder das Wüste Land“ sein, das am 10. Mai 2025 in beiden Häusern, also Mönchengladbach und Krefeld zeitgleich aufgeführt wird. Durch die Live-Video-Übertragung von bestimmten Szenen von einer Stadt in die andere, soll ein einzigartiges Kunsterlebnis entstehen, das die ebenso einzigartige Verbindung der beiden Theater und Städte symbolisiert. Das Publikum wird zwar räumlich getrennt sein, aber dennoch zur gleichen Zeit ein kulturelles Erlebnis teilen, sagt Schauspieldirektor Christoph Roos über die Doppelinszinierung.
Ein weiteres Highlight der neuen Spielzeit in Mönchengladbach dürfte mit Sicherheit die bereits in Krefeld sehr erfolgreich gelaufene musikalische Komödie „Pudelpunkt Song Contest“ sein, frei nach Goethes „Faust“. Ohne zu viel zu verraten, aber irgendwie spielen Udo Jürgens, ABBA, Iggy Pop und Blondie eine Rolle und irgendwer landet irgendwann auch mal im Ratinger Hof. Klingt verrückt? Ist es auch, aber es macht auch sehr viel Spaß und ist ein Tipp aus der Redaktion, die es schon in Krefeld genießen durfte und sicher auch in Mönchengladbach nochmal hingeht.
Ballett
Nur ein wenig älter als die Theaterehe zwischen Mönchengladbach und Krefeld (1950/75 Jahre) ist Ballettdirektor Robert North. Der 1945 geborene US-Amerikaner feiert im Jubiläumsjahr seinen 80. Geburtstag und nimmt dies - zum Leidwesen aller Fans der hiesigen Ballett-Compagnie - zum Anlass, seinen Abschied als Ballettdirektor zum Ende der kommenden Spielzeit zu nehmen und die Leitung der Sparte in jüngere Hände zu übergeben.
So ganz geht man ja nie, weshalb Robert North dem Gemeinschaftstheater auch in den nächsten Spielzeiten noch als Choreograf in Residence verbunden bleibt und pro Saison einen Theaterabend kreieren wird.
Als sei dies nicht bereits eine Überraschung haben sich er und die Compagnie für das Jubiläumsjahr eine „Surprise“, wie er es bei der Vorstellung der Spielzeit nannte, ausgedacht. Ein Abend, mit verschiedenen, ganz neuen Choreografien, bei dem er selber noch nicht so genau weiß, was es wird. Eine Überraschung halt.
Konzert
Die Niederrheinischen Sinfoniker
Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson entwickeln die Niederrheinischen Sinfoniker seit Jahren innovative Formate, die alle Altersgruppen ansprechen und begeistern. Ob vor Corona mit Vivaldi und Wacholder in der Mönchengladbacher Altstadt, einem musikalischen Flashmob bei Edeka in Rheydt oder einem Konzert für die Ukraine im Möbelhaus Schaffrath. In Krefeld gibt es seit einigen Jahren das sehr beliebte Format „Kütsons Happy Hour“, welches in der neuen auch endlich nach Mönchengladbach kommt. Ein intimes Konzerterlebnis mit 60 Minuten Highlights aus Barock, Klassik und Romantik, an drei Abenden mit jeweils zwei Vorstellungen, zum unschlagbaren Preis von nur 25 € pro Konzert.
Ebenfalls 60 Minuten musikalischen Genuss pur bietet der ebenso neue „Lounge Club“. An fünf Montagen, jeweils um 19 Uhr, können die Gäste in gemütlichen Sesseln dem Klang des bis zu 80-köpfigen Sinfonieorchesters lauschen und so einen exklusiven Auszug aus dem aktuellen Programm erleben. Bestens geeignet für Einsteiger und das in exklusiver Runde, da die Platzkapazitäten begrenzt sind. Der Preis für die Lounge Club Card mit allen fünf Montagabenden beträgt 75 €.
Als ob zwei neue Formate nicht schon überraschend viel wären, kommen die Niederrheinischen Sinfoniker tatsächlich noch mit einer dritten Neuerung. „Hört‘s mit Goertz“ heißt es in der neuen Spielzeit bei den Donnerstagssinfoniekonzerten in Mönchengladbach, wenn Dr. Wolfram Goertz, selber Musiker und versierter Musikkenner und langjähriger Kulturredakteur, als Moderator durch das Konzertprogramm führt. Ohne den Konzertgenuss zu stören, versprach Mihkel Kütson übrigens bei der Vorstellung des Spielzeitprogramms.
Ansonsten stehen sieben Sinfoniekonzerte auf dem Programm, von denen eines - das Vierte - mit Sicherheit ein besonderes Erlebnis wird, denn dort lernen wir das chinesische Zupfinstrument Pipa kennen, das die Künstlerin Lucy Zhao virtuos beherrscht. Auf dem Spielplan stehen ebenfalls fünf Sonderkonzerte – das Klassik Open Air im Rahmen der Sommermusik Schloss Rheydt am 24.08.2024, das Konzert zum Tag der Deutschen Einheit am 03.10.2024 im Krefelder Seidenweberhaus, das Neujahrskonzert am 01.01.2025 sowie das Gemeinschaftskonzert mit der Family of Peace Gospel Singers am 13.03.2025 und der Liebling unserer Redaktion, die sehr unterhaltsame Konzertreihe „Helden der Leinwand“, diesmal am 17. Juni 2025, mit Werken des Meisters der Filmmusik, John Williams. Ein absolutes Muss, nicht nur für Star Wars Fans. Ein Chorkonzert und vier Kammerkonzerte runden das Programm der neuen Spielzeit der Niederrheinischen Sinfoniker ab.
Natürlich bietet das Theater Krefeld und Mönchengladbach auch in der neuen Spielzeit noch einiges mehr, zum Beispiel eine festliche Operngala (Puccini Forever) am 23.11.24, mit I Dreamed A Dream eine Musicalgala am 24.04., 24.05. und 08.07. 2025, sowie den traditionellen Theaterball am 26.04.2025 im Theater Mönchengladbach.
Das komplette Programm der neuen Spielzeit 2024/2025 des Theaters Krefeld und Mönchengladbach sowie der Niederrheinischen Sinfoniker finden Sie in den beiden kürzlich erschienenen Spielzeitheften, die Sie in gedruckter Form z.B. an der Theaterkasse in Rheydt erhalten oder als PDFs auf der Website des Theaters unter https://www.theater-kr-mg.de/2024-25 herunterladen können.