Profilaufnahme von Arbina Hamma Profilaufnahme von Arbina Hamma
Foto: © Caritas
Seit Anfang September arbeitet Arbina Hamma (38) als Wohnbereichsleiterin im Caritaszentrum Giesenkirchen.
01.01.2023 Anzeige
Medizin + Co

Arbina Hamma: Gläubige Muslimin pflegt Senioren bei der Caritas

An die mal neugierigen, mal verwunderten Blicke hat sich Arbina Hamma längst gewöhnt. Als gläubige Muslimin trägt sie ein Kopftuch. Seit Kurzem arbeitet die Gesundheits- und Krankenpflegerin bei der Caritas.

Als Arbina Hamma die Tür öffnet und ins Zimmer tritt, strahlt Marlene Forstbach sofort über das ganze Gesicht. „Guten Tag mein Liebelein, das ist aber schön, dass du mich besuchst“, ruft sie begeistert. Seit einem halben Jahr lebt die 84-Jährige im Caritaszentrum Giesenkirchen, und zwar auf dem Wohnbereich, den Arbina Hamma seit Anfang September als Bezugsperson für 28 Bewohnerinnen und Bewohner sowie Führungskraft für zwölf Mitarbeitende leitet.

Die Chemie stimmt zwischen den beiden Frauen. Arbina Hamma hört aufmerksam zu, als Marlene Forstbach erzählt, dass sie ein bisschen traurig ist, weil sie keine Angehörigen hat, mit denen sie sich treffen könnte. In der Pflege hat die 38-Jährige spät ihren Wunschberuf gefunden. „Nach der Schule habe ich Friseurin gelernt, geheiratet und eine Familie gegründet“, erzählt sie. Als die heute 14 und 16 Jahre alten Kinder aus dem Gröbsten raus waren, konnte sie nochmal durchstarten, wie sie es beschreibt. 2015 war das. „Ich würde so gerne in der Altenpflege arbeiten“, sagte sie zu ihrem Mann, der aus Ägypten stammt.

Das jedoch gestaltete sich zunächst schwierig. Der Grund: das Kopftuch, das Arbina Hamma seit ihrem 23. Lebensjahr trägt. „Mit 14 habe ich angefangen zu beten, und während meiner zweiten Schwangerschaft habe ich mich für das Kopftuch entschieden“, berichtet die zweifache Mutter, deren Eltern aus dem Kosovo kamen. Sie selbst ist in Mönchengladbach geboren und aufgewachsen.

Nach dem Islam muss jede Frau selbst entscheiden, wie sie ihre Religion leben möchte. Dazu gehört auch der Entschluss, ob Kopftuch oder nicht. Das allerdings wissen hierzulande offenbar nur wenige. „Viele haben das Medienbild: ,Kopftuch gleich unterdrückt‘“, sagt Arbina Hamma. Bei einer Pflegeeinrichtung bekam sie vor sieben Jahren eine Absage auf ihre Bewerbung um einen Ausbildungsplatz. Man gab ihr zu verstehen, dass sie das Kopftuch bei der Arbeit ablegen müsse. Da musste sie nicht überlegen: „Ich möchte mich für niemanden ändern, denn das bin ich“, sagt Arbina Hamma. Sie machte ihre Ausbildung dann in der Psychiatrischen Klinik des LVR in Viersen und arbeitete jahrelang mit suchtkranken Menschen.

Über ihre jetzige Kollegin Blerina Ahmeti, eine Freundin ihrer Schwester, kam sie zum Caritasverband. Bewerbung, Vorstellungsgespräch, Zusage – alles passierte innerhalb weniger Tage. Etwa 25 der über 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas in Mönchengladbach sind muslimisch. Das Kopftuch war jedenfalls weder für Birgit Vitz, die Leiterin des Caritaszentrums Giesenkirchen, noch für Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa ein Problem. „Herr Polixa hat ganz cool reagiert und gesagt, dass seine Oma früher auch gerne Kopftücher getragen habe“, erzählt Arbina Hamma lächelnd.

Ihre neuen Kolleginnen und Kollegen seien sehr offen gewesen, sagt sie weiter. Und die Bewohner? „Sie waren sehr neugierig, und das fand ich total positiv, weil sich daraus viele Gespräche über Religion entwickelten. Wir waren uns einig, dass es einen Gott gibt und dass es schön ist, dass wir alle glauben“, erklärt die Wohnbereichsleiterin und fügt hinzu: „Ich erfahre hier ganz viel Wertschätzung.“

An ihrem Beruf mag sie besonders, dass sie alte Menschen während ihres letzten Lebensabschnitts begleiten kann – wie lange diese Zeit auch immer dauert. „Ich arbeite gerne mit Menschen und sehe in der Altenpflege die Chance, mich weiterzubilden und zu lernen“, so Arbina Hamma, die in ihrer Freizeit oft mit ihrer Familie in der Natur unterwegs ist und viel liest, am liebsten Biografien.

Die 38-Jährige ist ein fröhlicher Mensch. Manchmal allerdings vergeht selbst ihr das Lachen, wenn sie daran denkt, dass manche Menschen zunehmend aggressiv auf sie reagieren. Vor Kurzem übersah sie in ihrem Auto auf einem Supermarkt-Parkplatz einen Fußgänger. Der Mann wich aus, passiert war nichts, aber natürlich hielt sie sofort an, entschuldigte sich und fragte ihn, ob alles in Ordnung sei. Der Passant schlug mit der Faust auf ihr Auto und schrie sie an: „Da musst du vielleicht dein Kopftuch ausziehen, damit du besser siehst“, brüllte er.

„Ich bin eine tapfere Frau, aber da musste ich weinen“, erinnert sich Arbina Hamma. Aber auch solche unangenehmen Erfahrungen steckt sie weg. „Ich bin durch die Religion viel selbstbewusster geworden, viel offener und empathischer“, berichtet sie. Früher seien ihr Äußerlichkeiten wichtig gewesen. Das habe sich geändert. Sie fühlt sich gut mit ihrer Religion und ihrem Kopftuch. „Der Glaube ist mein Schutz im Leben“, sagt sie.

Mehr über die Caritas: www.caritas-mg.de


Caritas punktet mit fairen Gehältern und Zusatzleistungen

Als Arbeitgeber punktet die Caritas mit fairen Gehältern nach den Arbeitsvertragsrichtlinien des Deutschen Caritasverbandes und mit attraktiven Zusatzleistungen. Die Caritas-Mitarbeitenden erhalten eine zusätzliche Altersversorgung, und sie können bezahlte „Familienpflegetage“ nehmen, wenn sie sich um einen Angehörigen kümmern müssen.

Wer früher in den Ruhestand gehen oder eine bezahlte „Sabbatzeit“ einlegen möchte, kann das mit einem bezuschussten „Zeitwertkonto“ verwirklichen. Ein besonderer Akzent liegt auf dem Thema Mobilität: Die Caritas-Beschäftigten können ein Fahrrad als „Jobrad“ günstig leasen. Auch das „FirmenTicket“ für öffentliche Verkehrsmittel wird vom Caritasverband bezuschusst.

Ein besonderes Mobilitäts-Angebot macht die Caritas ihren Auszubildenden: Sie können mit dem Azubiticket plus „NRWupgrade“ im ganzen Land mit Bus und Bahn unterwegs sein. Die Caritas übernimmt die Hälfte der monatlichen Kosten. So können die Caritas-Azubis in ganz NRW mobil sein. Gleichzeitig schonen sie durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel die Umwelt und tragen aktiv zum Klimaschutz bei.