Historische Darstellung des Fabrikgeländes der ehemaligen Maschinenfabrik Froriep Historische Darstellung des Fabrikgeländes der ehemaligen Maschinenfabrik Froriep
Archivbild: Hego Höfe
Historische Darstellung des Fabrikgeländes der ehemaligen Maschinenfabrik Froriep
01.10.2023
Bauen + Wohnen

Die Hego Höfe

Ein neues, urbanes Quartier in Mönchengladbach?

Redaktion: Jessica Sindermann

Auf dem Gelände der ehemaligen Froriep-Fabrik an der Egerstraße tut sich etwas – das verrät mir nicht nur der von außen sichtbare, bereits sanierte Eingangsbereich, sondern ebenso auch der Blick ins Innere. Es wird gebohrt, gehämmert und verputzt. Da der Sanierungsaufwand insbesondere im Bereich des Brandschutzes für die Stadt Mönchengladbach zu hoch war, haben die Rheydter Familien Klotz / Gothe das rund 17.000 Quadratmeter große Grundstück im letzten Jahr erworben. „Wir haben uns vor dem Kauf Gedanken darüber gemacht, wie dieses Gelände auf längere Sicht sinnvoller genutzt werden kann als nur als reine Lagerfläche“, erzählt Geschäftsführer Marcel Klotz. Ich möchte mehr über das Gebäude und dessen Zukunftsvisionen erfahren und treffe den Unternehmer zum Interview direkt in den Hallen der heutigen „Hego Höfe“.

HINDENBURGER: Erzählen Sie gerne etwas über das Gebäude und seine Geschichte.

Marcel Klotz: Früher hieß das Ganze hier „Froriep“ – benannt nach seinem Gründer Otto Froriep und war eine riesige Werkzeugmaschinenfabrik für die Textilindustrie, die um 1880 schnell florierte. Bebaut wurde damals zunächst die Egerstraße und erst später wurden dann weitere Gebäude und Hallen entlang der Odenkirchener Straße hinzugefügt. So wurde das Areal sukzessiv immer größer. Nachdem die Fabrik im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe schwer beschädigt wurde, konnte die Produktion nach einer Wiederaufbauphase im Jahr 1948 dann wieder aufgenommen werden. 1980 gab dann auch die Nachfolgefirma Schiess AG die Produktionshallen komplett auf und das Gebäude gelangte in den städtischen Besitz. Mit der Edelstahl-Verarbeitungsfirma „Heinz Gothe Edelstahl“ sind wir jetzt bereits seit über 30 Jahren auf diesem Gelände und kauften es der Stadt dann schlussendlich letztes Jahr im Sommer ab. Die alte Froriep-Villa steht aber tatsächlich auch heute noch, gleich gegenüber des Theaterparks.

HINDENBURGER: Wie ist der Name „Hego Höfe“ entstanden?

Marcel Klotz: Es gab zuerst Überlegungen, wie wir das „Kind“ denn nun nennen wollen. Natürlich haben wir auch darüber nachgedacht, es bei „Froriep“ zu belassen. Aber das war uns im Endeffekt doch zu kompliziert. Niemand weiß so wirklich wie der Name geschrieben wird und auch die korrekte Aussprache ist gar nicht so leicht. Daher haben wir uns dazu entschieden, den Namen aufzugeben und stattdessen in „Hego“ umzubenennen. „Hego“ steht für „Heinz Gothe“, meinen Geschäftspartner und den Gründer der Edelstahl-Fabrik Gothe.

HINDENBURGER: Was sind die Zukunftsvisionen für die Hego Höfe?

Marcel Klotz: Wir sind hier in sehr zentraler Nähe zur Rheydter Innenstadt, dem Bahnhof und auch dem Theater und in Mönchengladbach stehen nicht mehr so viele Industrieflächen zur Verfügung, die eine Mischnutzung zulassen. Daher möchten wir mit den Hego-Höfen gerne ein Quartier für Kunst, Kultur, Urban Sports, Gewerbe und social Business schaffen. Also eine ganz bunte Mischung, die einer Stadt wie Mönchengladbach einen hippen Touch verleiht. Reine Lager- und Abstellhallen möchten wir hier nicht vermieten, sondern stattdessen bezahlbare Flächen schaffen für Büros und andere Nutzungen. Hier denken wir beispielsweise an eine Kletterhalle, eine Event- und Veranstaltungsfläche oder auch eine Gastronomie mit Biergarten. Einer der Ankerpunkte wird auch die Rollbrettunion mit ihrer Rollfabrik werden. Wir sind sehr sicher, dass wir mit all diesen Ideen nach und nach den Schritt von Industrie zu einem soziokulturellen Zentrum hinkriegen. Wie lange es im Endeffekt dauert, ist zweitrangig.

HINDENBURGER: Wie weit ist der Umbau? Wann soll alles fertiggestellt werden?

Marcel Klotz: Wir werden hier definitiv noch viele Jahre zu tun haben, aber es macht großen Spaß! Jetzt gerade haben wir das komplette Dach auf der einen Seite mit Photovoltaik-Anlagen bebaut, denn der Aspekt der Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig. Wir haben Bäume gepflanzt und begrünen nach und nach Fassaden, um dadurch ein besseres Klima zu schaffen. Aber natürlich geht nicht alles von heute auf morgen, sondern braucht Zeit. Auch die Erneuerung der Heizungsanlage steht zeitnah an. Natürlich müssen wir uns bei dem Umbau nach dem Finanzplan richten und sowohl schauen, wie viel Jahresetat wir haben, als auch wie viel Cash-Flow wir erwirtschaften durch die Mieteinnahmen. Daher gehen wir bei dem Umbau Brandabschnittsweise vor. Aktuell ist das Gebäude an der Egerstraße obere Priorität, das für Büroflächen vorgesehen ist. Da es jedoch viele Jahre leer stand, war es in einem miserablen Zustand und musste komplett kernsaniert werden. Anschließend ist dann der Hallenkomplex mit der geplanten Rollfabrik und der Eventhalle an der Reihe. Wir gehen davon aus, dass diese beiden Baumaßnahmen Ende 2024 fertiggestellt werden.

HINDENBURGER: Welche Herausforderungen gibt es?

Marcel Klotz: Die Sanierung an sich ist einfach eine echte Herausforderung, insbesondere da im Brandschutzbereich einiges nachzuholen ist! Es handelt sich schließlich um ein sehr altes Gebäude. Außerdem ist alles deutlich teurer und aufwändiger geworden auch durch den Ukrainekrieg und nimmt daher mehr Zeit in Anspruch, als gedacht.

HINDENBURGER: Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Projekts?

Marcel Klotz: Ich würde mir auf jeden Fall Fördermittel wünschen, um unsere Idee eines solchen Quartiers zu verwirklichen. Weiterentwicklung geht aktuell immer nur über entsprechende Mieteinnahmen. Fördermittel aus städtebaulicher Sicht wären einfach schön, denn ich denke, dass die Hego Höfe auf jeden Fall eine städtebauliche Wirkung haben. Wir möchten uns hier nicht abschotten durch reine Industrie, sondern das Projekt für die Gesellschaft und die Anwohner*innen städtebaulich so weiterentwickeln, dass die Menschen irgendwann mal sagen: „Heute Nachmittag gehe ich mal in die Hego Höfe, denn da ist immer was los.“

HINDENBURGER: Lieber Herr Klotz, herzlichen Dank für die Einblicke in die Planung und die Zukunftsvisionen dieses Projekts!

Das Konzept der neuen Hego Höfe ist also klar – Ein Quartier, das bezahlbare Mietflächen bietet und durch verschiedenste Nutzungen ein sich ergänzendes Miteinander entsteht! Eine tolle Idee und eine Bereicherung für unsere Stadt, wie wir finden. Daher drücken wir die Daumen für gutes Gelingen!

HEGO HÖFE
Egerstraße 2
41236 Mönchengladbach
Tel.: 02166 - 98 943 20
info@hegohoefe.de
www.hegohoefe.de